Agrarexperte: EU prüft erneute Aussetzung von Acker-Stilllegung

dpa-AFX · Uhr

MÜHLENGEEZ (dpa-AFX) - Landwirte in der EU können wegen angespannter internationaler Agrarmärkte infolge des Ukraine-Kriegs darauf hoffen, auch 2024 mehr Flächen für Getreideanbau nutzen zu können. Die geplante Flächenstilllegungen von vier Prozent sollen in der EU nochmals ausgesetzt werden, sagte der Vorsitzende des Agrarausschusses im EU-Parlament, Norbert Lins (CDU), am Freitag vor rund 400 Bauern in Mühlengeez (Landkreis Rostock). Damit könnten mehr Lebensmittel produziert und der weltweit zunehmende Hunger wirksam bekämpft werden. Lins war beim Bauerntag des Landesbauernverbands MV auf der Agrarmesse MeLa zu Gast.

Damit könnten in Deutschland zusätzlich rund 500 000 Hektar Acker unter anderem mit Getreide und anderen Pflanzen bestellt werden, erklärte Lins. Nach wissenschaftlichen Berechnungen könnten so bis zu 3,4 Millionen Tonnen Weizen mehr produziert werden. Die EU und Deutschlands Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) hatten die EU-Neuregelungen zur Flächenstilllegung und zum Fruchtwechsel bereits 2023 ausgesetzt allerdings erst nach heftigen Forderungen seitens der Landwirte und der Ernährungsbranche. Hintergrund waren unter anderem auch die enormen Kostenerhöhungen für Energie und Rohstoffe nach dem Ukraine-Krieg.

Die Staatssekretärin im Bundesagrarministerium Claudia Müller (Grüne) räumte ein, dass die Bauern derzeit kein Geld mit Umweltpflege verdienten - anders als von der EU versprochen. Es bedürfe einer weiteren Korrektur der Gemeinsamen Agrarpolitik-Regelungen (GAP) in Europa.

Der von der Bundesregierung favorisierte Weg der Extensivierung sei der falsche Ansatz, um die Landwirtschaft umweltgerechter zu gestalten, sagte Agrar-Experte Lins. Das habe sich inzwischen herausgestellt. Hier müsse viel mehr die Innovation in den Fokus rücken. Dies sei in anderen Ländern bereits der Fall.

Der Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommerns, Detlef Kurreck, forderte eine generelle Änderung des sogenannten Green Deals. Dieser sei in der EU zu einer Zeit beschlossen worden, als es völlig andere Rahmenbedingungen gab. Der Pakt, der den Treibhausgasausstoß senken soll, sei unter anderen Bedingungen zustande gekommen als heute./ww/DP/mis

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