Analysten optimistisch: bis zu 87 EUR

Delivery Hero: fundamental spricht wenig für so hohe Kursziele

onvista · Uhr
Quelle: rafapress/Shutterstock.com

Gestern hat Hauck & Aufhäuser das Kursziel für die Delivery-Hero-Aktie auf 65 EUR erhöht. Soweit geht Goldman Sachs heute nicht, sieht aber ein Kursziel von 54,60 EUR für durchaus realistisch an. Gemessen vom heutigen Startkurs von 31,82 EUR ergibt sich somit ein Kurspotenzial von 71,5 Prozent.

Als Grund nannte die Studie von Goldman Sachs die Gespräche über den Verkauf von einigen Foodpanda-Geschäfte in Südostasien. Das zeige, dass Delivery Hero Probleme aus eigener Kraft lösen könne. Sollte der Verkauf zustande kommen, dürfte das den Barmittelzufluss deutlich steigern und Mittel für weitere Investitionen frei machen.

Kursziele bis zu 87 EUR

Das ist aber nicht der einzige Grund, weshalb die Analysten positiv gestimmt sind. Der im MDax gelistete Konzern punktet derzeit mit einem starken Wachstum, besonders in den Schwellenländern. Auch hier leben immer mehr Menschen in Städten und nehmen das Angebot von Lieferdiensten in Anspruch.

Das lässt sich auch in den Zahlen von Delivery Hero ablesen: Der Konzern hat über 100 Millionen Kunden in über 70 Ländern. Besonders erfreulich: In 56 von ihnen ist er Marktführer.

Die 54,60 EUR von Goldman Sachs sind noch das untere Ende der Kursziele: Jefferies sieht sogar 87 EUR als realistisch an. Das wäre ein Kurspotenzial von 173 Prozent. Als Grund gibt das US-Analysehaus die Wachstumsaussichten in Südostasien an.

Fundamental: Besser, aber noch nicht gut

Die Wachstumsaussichten in den südostasiatischen Schwellenländern sind in der Tat vielversprechend. Aber: Delivery Hero muss unbedingt profitabler werden.

Im ersten Halbjahr 2023 lag die Bruttogewinnmarge bei 29,9 Prozent. Das zeigt eines: Die Lieferdienstbranche ist sehr wettbewerbsintensiv. Um hier zu bestehen bedarf es hohe Ausgaben für Marketing, Verwaltung und IT – und sie sind auch gestiegen.

Allein diese drei wichtigen Posten machen 39 Prozent des Umsatzes aus. Das ist schlicht zu viel. Das Problem: Spart Delivery Hero hier Kosten ein, droht ein Verlust von Anteilen auf dem heiß umkämpften Markt der Lieferdienstbranche.

Positiv ist nur, dass der Verlust sich von H1/22 von rund 1,5 Mrd. EUR in H1/23 auf 832 Mio. EUR verringert hat. 

Fazit

Bisher spricht wenig dafür, sich Delivery Hero ins Depot zu holen. Interessierte Anleger sollten die Aktie lieber auf die Watchlist setzen und die nächsten Quartalsberichte abwarten.

Auch wenn sie besser ausfallen sollten, bleiben zwei Risiken bestehen: Lieferdienste sind stark von der Konjunktur abhängig und sie müssen sich auf einem Markt bewähren, der heiß umkämpft ist. Das treibt besonders die indirekten Kosten – wie etwa für die Verwaltung, IT und Marketing, die nicht direkt mit dem Produkt bzw. Dienstleistung zusammenhängen – nach oben. Das minimiert stark den Gewinn und führt oft in die Verlustzone.

Bei diesen fundamentalen Daten braucht es viel Fantasie oder große Hoffnungen, damit Kursziele mittel- oder langfristig von 65 EUR oder gar 87 EUR gerechtfertigt sind.

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel