Indien vergibt vorerst keine Visa mehr an Kanadier

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Neu-Delhi (Reuters) - Die Spannungen zwischen Kanada und Indien nach der Ermordung eines führenden Sikh-Separatisten bei Vancouver nehmen zu.

Indien habe die Vergabe von Visa an kanadische Bürger in Kanada gestoppt, bestätigte das indische Außenministerium am Donnerstag. "Wegen der Untätigkeit der kanadischen Regierung hat die Sicherheitslage zu Störungen geführt", sagte Ministeriumssprecher Arindam Bagchi in Neu-Delhi. Deshalb sei die Erteilung von Visa ausgesetzt worden. Dies betreffe sämtliche Visakategorien einschließlich E-Visa. Zuvor hatte der Visa-Dienstleister BLS International auf seiner Webseite unter Berufung auf die indische Botschaft mitgeteilt, dass die Visavergabe aus "betrieblichen Gründen" seit Donnerstag "bis auf weiteres" eingestellt sei.

Kanada verdächtigt die indische Regierung in die Ermordung des Sikh-Separatisten Hardeep Singh Nijjar verwickelt zu sein. Er war am 18. Juni vor einem Sikh-Tempel in Surrey, einem Vorort von Vancouver, erschossen worden. Der 45-Jährige war 1997 nach Kanada gezogen. Er setzte sich für die Khalistan-Bewegung ein, die seit Jahrzehnten einen eigenen unabhängigen Staat für die Sikhs im Punjab im indisch-pakistanischen Grenzgebiet anstrebt. Indien hatte Nijjar, der kanadischer Staatsbürger war, 2020 als Terroristen eingestuft. Kanada will bislang nicht offenlegen, warum die Sicherheitsbehörden die indische Regierung verdächtigen in die Ermordung von Nijjar verwickelt zu sein. Indien hat die Vorwürfe als absurd und unbegründet zurückgewiesen.

Seitdem der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau am Montag die Vorwürfe publik gemacht hat, schaukeln sich die Spannungen zwischen Indien und Kanada hoch. So verwies Kanada den ranghöchsten Geheimdienstvertreter Indiens des Landes. Neu-Delhi konterte mit der Ausweisung eines kanadischen Diplomaten.

Wenige Stunden vor der Aussetzung der Visavergabe an Kanadier hatte Kanada sein diplomatisches Personal in Indien reduziert. "Im aktuellen Umfeld, in dem sich die Spannungen verschärft haben, ergreifen wir Maßnahmen, um die Sicherheit unserer Diplomaten zu gewährleisten", erklärte die kanadische Botschaft in Neu-Delhi. Da einige Diplomaten Drohungen auf verschiedenen Social-Media-Plattformen erhalten hätte, habe man die Personalpräsenz angepasst.

Nach der Ausweisung hochrangiger Diplomaten gaben die beiden Länder am Dienstag und Mittwoch jeweils Reisehinweise heraus. Indien forderte seine Staatsangehörigen in Kanada zu "äußerster Vorsicht" auf.

Indien sind die Aktivitäten separatistischer Sikhs in Kanada seit langem ein Dorn im Auge. Kanada hat die größte Sikh-Bevölkerung außerhalb des indischen Bundesstaats Punjab. 2021 gaben 770.000 Menschen in Kanada Sikhismus als ihre Religion an.

(Bericht von Sakshi Dayal, Shivam Patel, Rupam Jain und Krishn Kaushik, geschrieben von Hans Seidenstücker, redigiert von Sabine Ehrhardt; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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