Aktien Frankfurt: Zins- und China-Sorgen vermiesen den Wochenauftakt

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Montag nach einem verhaltenen Handelsstart an seine Verluste aus der Vorwoche angeknüpft. Der Leitindex Dax war am Vormittag auf den tiefsten Stand seit März abgesackt und büßte bis zum Mittag 0,63 Prozent auf 15 458,71 Punkte ein.

Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 0,88 Prozent auf 26 301,74 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,7 Prozent.

"Die jüngsten Aussagen der US-Notenbank, dass es in diesem Jahr noch zu einer weiteren Zinserhöhung kommen kann und dass die Zinsen vorerst auf einem hohen Niveau verharren könnten, ziehen die Aktienmärkte weiter gen Süden", schrieb Marktanalyst Christian Henke vom Handelshaus IG. Hohe Zinsen lassen Aktien im Vergleich zu Anleihen in einem schlechteren Licht erscheinen.

Zudem geselle sich die finanzielle Krise des chinesischen Immobilienriesen Evergrande als Belastungsfaktor erneut hinzu. Dieser hatte mitgeteilt, er könne wegen einer anhaltenden staatlichen Untersuchung keine neuen Kredite aufnehmen. Dies schürte Ängste vor weitergehenden Maßnahmen der Pekinger Regierung gegen den Sektor, der ohnehin schon mit einer Schuldenkrise kämpft.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich indes im September erneut eingetrübt, wenn auch nur leicht, wie das Ifo-Institut mitteilte. Bankvolkswirte kommentierten die Entwicklung eher pessimistisch. "Die aktuelle Misere der deutschen Wirtschaft hält an", sagte Jörg Zeuner, Chefökonom der Fondsgesellschaft Union Investment. Die Unternehmen schätzten ihre Geschäftslage über viele Sektoren hinweg als schwierig ein. "Unserer Ansicht nach wird die Wirtschaftsleistung in Deutschland bis zum Jahresende weiter schrumpfen." Im Winterhalbjahr war die Wirtschaftsleistung bereits rückläufig, im Frühjahr hatte sie stagniert.

Die Schwäche der chinesischen Immobilienwirtschaft setzte die Aktien von Stahlproduzenten unter Druck. So büßten die Papiere von Thyssenkrupp unter den schwächsten Werten im MDax 2,3 Prozent ein. Unter den größten Verlierern im Nebenwerteindex SDax sackten die Anteilsscheine von Salzgitter um 2,8 Prozent ab.

Die Anteilsscheine der Stahlhersteller litten insbesondere unter dem jüngsten Rückgang der Eisenerzpreise. Dieser wiederum resultierte Beobachtern zufolge aus dem Umstand, dass Chinas anhaltend schwacher Immobilienmarkt die Bauunternehmen dazu veranlasst, sich bei der Aufstockung ihrer Stahlvorräte zurückzuhalten.

Im Dax stemmten sich die Aktien des Immobilienkonzerns Vonovia gegen den negativen Trend und stiegen um ein Prozent. Bundesregierung, Bau- und Wohnungswirtschaft suchen am Montag Wege zu mehr bezahlbarem Wohnraum in Deutschland. Gestiegene Zinsen und Preise machen es Wohnungssuchenden derzeit schwer. Viele Bauvorhaben werden auf Eis gelegt. Beim sogenannten Wohnungsbaugipfel (14.00 Uhr) sollen nach Worten von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) "ganz konkrete Dinge" besprochen werden, wie mehr Wohnungen gebaut werden können. Gebraucht werde unter anderem mehr Bauland, das in den Kommunen ausgewiesen werden müsse./la/men

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

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