Aktien Frankfurt: Talfahrt wegen Zins- und Wachstumssorgen hält an

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt setzt sich die Talfahrt nach dem schwachen Wochenstart auch am Dienstag fort. Der bereits tiefer in den Handel gestartete deutsche Leitindex lag gegen Mittag mit 0,55 Prozent im Minus bei 15 320,52 Punkten und bewegte sich damit auf dem Niveau vom März.

Noch deutlicher bergab ging es für den MDax als Index der mittelgroßen Werte mit minus 1,08 Prozent auf 25 847,65 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor rund 0,7 Prozent.

Eine toxische Mischung aus Zins- und Wachstumssorgen belastet derzeit den deutschen Aktienmarkt. Zudem ist das Chartbild des Dax deutlich eingetrübt mit dem Bruch der Unterstützungen der vergangenen Monate und dem Rutsch unter die viel beachteten 200-Tage-Durchschnittslinien, welche die langfristigen Trends beschreiben.

Dass es sich damit nur um eine Falle für die potenziellen Verkäufer handelt und die Schwächephase schnell wieder beendet wird, sei eher unwahrscheinlich, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Marktes. Falls in den kommenden Tagen keine Welle an Käufen mit einem starken Aufwärtsimpuls starte, könnte es seiner Auffassung nach mit einer Bodenbildung schwer werden.

Vor allem drei Faktoren beeinflussen Stanzl zufolge den Aktienmarkt derzeit negativ: Die chinesische Wirtschaftsflaute samt drohender Immobilienkrise, die Delle in der heimischen Konjunktur samt Sorgen um den Immobilien- und damit auch den Bankensektor sowie die zügig gestiegenen Renditen am US-Rentenmarkt. Denn hohe Zinsen erhöhen die Attraktivität von Anleihen im Vergleich zu Aktien.

Auf Unternehmensseite gaben derweil Immobilienwerte im Einklang mit dem europaweit schwachen Trend nach - die voraussichtlich noch länger hohen Zinsen lasten seit den jüngsten Notenbankaussagen wieder verstärkt auf dem Sektor. Für die seit Mitte August kräftig gestiegenen Vonovia-Anteile ging es am Dax-Ende um fast drei Prozent bergab. Bei den übrigen Branchenvertretern in den hinteren Börsenreihen fielen die Kursverluste teils noch höher aus.

Unter den schwächsten Werten im Dax blieben auch die Aktien des Online-Modehändlers Zalando unter Druck und gaben um rund zwei Prozent nach. Börsianer zogen negative Rückschlüsse aus aktuellen Zahlen des britischen Onlinehändlers Asos . Der Experte Andrew Wade vom Analysehaus Jefferies sprach von einer enttäuschenden Umsatz-, Margen- und Barmittelentwicklung, mit der ein schwieriges Geschäftsjahr ausgeklungen sei.

Ansonsten kam es vor allem im SDax zu deutlichen Kursbewegungen. Am Index-Ende sackten die Anteilsscheine von Verbio um bis zu 14 Prozent ab, gegen Mittag betrug das Minus noch gut elf Prozent. Hohe Energie- und Rohstoffkosten sowie gesunkene Absatzpreise belasteten den Biokrafthersteller im vergangenen Geschäftsjahr stark. Vor allem aber enttäuschte das Unternehmen mit seinem Gewinnausblick, die Markterwartungen hatten bisher selbst deutlich über dem oberen Ende der Zielspanne gelegen.

Die Nase vorn im SDax hatten die Papiere von Eckert & Ziegler , die um fast zehn Prozent in die Höhe schnellten. Der Strahlen- und Medizintechnikkonzern sicherte sich einen Großauftrag aus den USA. Dabei geht es um die Lieferung von trägerfreiem Lutetium-177 an die US-Firma Point Biopharma.

Hinter Eckert & Ziegler stiegen die Aktien von Amadeus Fire um gut sieben Prozent. Der Personaldienstleister will bis zu fünf Prozent des derzeitigen Grundkapitals zurückkaufen.

Gewinne von jeweils rund fünf Prozent verzeichneten die Aktien des Waferherstellers Siltronic und des Halbleiter-Unternehmens Elmos . Sie profitierten von positiven Analystenkommentaren./tav/men

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

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