Kolumne

Wird Bitcoin dieser Assetklasse im 60/40-Portfolio bald Konkurrenz machen?

decentralist.de · Uhr
Quelle: AlyoshinE/Shutterstock.com

Der statistisch gesehen eigentlich bärische September zeigt sich in diesem Jahr von seiner freundlicheren Seite, nachdem der Bitcoin-Kurs im August schwer Schlagseite erhalten hat und zurück unter seinen 200-Tage-Trend gefallen ist.

Nach einem ersten misslungenen Retest konnte der Kurs nun den 50-Tage-Trend zurückerobern, findet derzeit jedoch den nächsten Widerstand an dem exponentiellen 21-Wochen-Trend.

Quelle: Tradingview

Im übergeordneten Bild bleibt die Neckline der Kopf-Schulter-Formation aus der Phase der Bildung des Bärenmarktbodens ein wichtiger charttechnischer Support, der nun bereits sieben Wochen infolge getestet wurde. In dieser Woche konnte die darüberliegende charttechnische Hürde bei 26.500 Dollar überwunden werden, allerdings bleibt das Bullmarket-Supportband aus einfachem 20-Wochen-Trend und exponentiellem 21-Wochen-Trend bisher ein entscheidender Widerstand.

Quelle: Tradingview

Positives Momentum bleibt weiterhin rar gesät, da die Entscheidungen über eine Zulassung für den Bitcoin-Spot-ETF von der SEC erneut verschoben worden wurden. Damit bleibt Bitcoin in Ermangelung Sektor-interner News den weiteren Entwicklungen an den übergeordneten Finanzmärkten ausgesetzt.

Wird Bitcoin perspektivisch Anleihen als Allokation im 60:40 Portfolio Konkurrenz machen?

Blickt man auf das langfristigere Bild, bleibt der Ausblick für Bitcoin jedoch bullisch. Der Bloomberg Intelligence Krypto-Marktanalyst Jamie Coutts gibt an, dass Investoren in naher Zukunft beginnen könnten, traditionelle Anleiheninvestitionen teilweise zu Gunsten von Bitcoin zu ersetzen.

Coutts betont, dass Bitcoin im Kontext der Entwertung des US-Dollars besser abschneidet als Anleihen. Er vergleicht die Performance von Anleihen und anderen Vermögenswerten wie Bitcoin im Verhältnis zur US-„M2“-Geldmenge, die aus Bargeld, persönlichen Ersparnissen und für Verbraucher zugänglichen Markt-Konten besteht.

„Wenn Investoren die monetäre Entwertung übertreffen möchten, sind Anleihen über die meisten Zeiträume hinweg nicht der richtige Ort dafür. Ersetzen Sie den Nenner durch jede beliebige Währungsgeldmenge und Sie erhalten die gleichen Ergebnisse. Hier beziehe ich mich auf die US-Dollar-Geldmenge M2.“

Laut Coutts hätten traditionelle Investmentportfolios in den letzten sieben Jahren besser abgeschnitten, wenn sie nur einen kleinen Prozentsatz von Bitcoin anstelle von Anleihen gehalten hätten.

„In den kommenden Jahren ist es denkbar, dass sich Investoren vermehrt gegen die Entwertung des Geldes absichern möchten. BTC stellt dabei eine offensichtliche Wahl dar. Es ist vorstellbar, dass Bitcoin in den nächsten Jahren globalen Portfolios zu Lasten von Anleihen beitritt. Die Geschichte zeigt, dass eine geringe Allokation einem diversifizierten Portfolio in allen Rendite- und risikobereinigten Renditemaßnahmen geholfen hätte. Wir haben Simulationen für das traditionelle 60/40-Portfolio (US-Aktien und Anleihen) als Benchmark durchgeführt und dieses mit unserem 60/39/1-Portfolio verglichen, das 1% Bitcoin zu Lasten von Anleihen enthält. Dies zeigt einen Mehrertrag von 10,58% (1,32% annualisiert) über den Rücktestzeitraum (2015-2022).

Besonders bemerkenswert ist die Zunahme der risikobereinigten Renditen: Das Sharpe-Ratio steigt von 0,604 auf 0,664, während der maximale Drawdown kaum Veränderungen zeigt. Obwohl dies eine Verbesserung darstellt, blieb das 60/39/1 dennoch 4% hinter dem Niveau der M2-Entwertung über den besagten Zeitraum zurück.

Schlussfolgerung: Die Volatilität von BTC ist leicht gesunken, während andere Vermögenswerte zulegen. Die Geschichte zeigt, dass eine angemessen dimensionierte BTC-Position über den vollen Zyklus hinweg zu risikobereinigten Renditen geführt hat. In den kommenden Jahren könnten Umschichtungen von Anleihen in Bitcoin erfolgen.“

Neben der langfristig starken Performance von Bitcoin als Ausgleich gegen die M2 Geldmengenausweitung spielt ebenfalls der Faktor mit in diese Rechnung hinein, dass der Status von US-Staatsanleihen als sicherem Hafen für das Kapital von Investoren zumindest perspektivisch Risse erhalten könnte. Die Schuldensituation wird immer prekärer, da das Staatsdefizit der USA immer weiter steigt und die Zeit der Neuverschuldung zum Nullzinstarif vorbei ist, seitdem die Fed im letzten Jahr die Zinsen drastisch erhöht hat.

Es gehört zwar viel dazu, um den Status der USA als führender Wirtschaftsmacht und globalem Finanzmarktmittelpunkt ernsthaft zu gefährden. Doch die immer mehr aus dem Ruder geratene Schuldenpolitik der US-Regierung wird nicht ewig gut gehen können. Und aufgrund der exponentiellen Natur des Schuldenkreislaufs, der sich nun bereits seit einigen Jahrzehnten beobachten lässt, könnten hier eher früher als später drastische Veränderungen anstehen. Das dürfte die Nachfrage nach einem alternativen Parkplatz für Kapital in Zukunft noch weiter stärken, der weder inflationiert noch von zentraler Stelle kontrolliert werden kann.

Denken Sie langfristig!

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