Das sagen die Experten

Ökonomen-Stimmen zum unerwartet starken Anstieg der Beschäftigung in den USA

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Quelle: Chaay_Tee/Shutterstock.com

Die US-Wirtschaft hat im September deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Außerhalb der Landwirtschaft sind 336.000 Stellen hinzugekommen, wie das Arbeitsministerium am Freitag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit 170.000 neuen Stellen gerechnet. Zudem verharrte die Arbeitslosenquote auf 3,8 Prozent und damit auf einem vergleichsweise niedrigem Niveau.

Die Einschätzung von Ökonomen zum US-Arbeitsmarktbericht im Überblick.

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank 

„Die Fed dürfte mit gewisser Unzufriedenheit auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt blicken. Das hört sich zunächst merkwürdig an, haben die US-Währungshüter grundsätzlich auch Interesse an einer gut laufenden Wirtschaft. Der kräftige Arbeitsplatzaufbau macht Überhitzungsgefahren der US-Wirtschaft deutlich. Die Fed hat zuletzt keine weitere Zinsanhebung vorgenommen, auch mit dem Verweis auf einen sich abkühlenden US-Arbeitsmarkt. Der robuste Arbeitsmarkt bringt die Zentralbanker in Washington jetzt in die Bredouille.“

Ralf Umlauf, Analyst Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) 

„Der Arbeitsmarktbericht hat erneut positiv überrascht und die Situation ist weiterhin als robust zu bezeichnen. Die Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarktes hat schon Fed-Vertreter verwundet und birgt mittelfristig Inflationsrisiken, zumal auch die Lohnsteigerungen ansehnlich geblieben sind, auch wenn die Arbeitslosenquote bei 3,8 Prozent verharrt. Die Zinserhöhungserwartungen der Marktteilnehmer werden forciert.“

Dirk Chlench, Analyst Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) 

„Der Anstieg der Beschäftigung ist zwar auch darauf zurückzuführen, dass der Staat mehr Stellen geschaffen hat. Auch gestaltete sich der Anstieg der Stundenlöhne moderat. Beides kann aber die Wirkung des unerwartet kräftigen Beschäftigungsanstiegs nicht wettmachen. Die US-Notenbank ist womöglich doch noch nicht am Ende ihres Zinserhöhungskurses angelangt.“

Paul Ashworth, Analyst Capital Economics 

„Insgesamt deutet die Daten darauf hin, dass der Arbeitsmarkt eine sanfte Landung erlebt. Wenn die Zahl der Beschäftigten weiterhin in einem erhöhten Tempo steigt, könnte die US-Notenbank Fed weitere Zinserhöhungen beschließen. Da Lohnwachstum und Preisinflation jedoch rasch nachlassen und der Anstieg der langfristigen Renditen zu einer deutlichen Verschärfung der Finanzierungsbedingungen führt, glauben wir immer noch, dass die Fed mit der Zinserhöhung fertig ist.“

Christoph Balz und Bernd Weidensteiner, Analysten Commerzbank 

„Zwar hat der Lohnzuwachs im September noch einmal etwas nachgelassen, was für den Inflationsausblick beruhigend ist. Allerdings spricht der weiterhin starke - und für die Vormonate deutlich nach oben revidierte - Beschäftigungszuwachs nicht dafür, dass der Arbeitsmarkt in ein besseres Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage kommt. Damit ist fraglich, ob die Entspannung bei den Löhnen dauerhaft ist. Der Druck auf die Fed steigt, den Leitzins noch einmal zu erhöhen.“

Redaktion onvista/dpa-AFX

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