OMV macht schwächelnde Chemiesparte zu schaffen

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- von Alexandra Schwarz-Goerlich

Wien (Reuters) - Dem österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV macht sein zum Wachstumstreiber auserkorenes Chemiegeschäft zu schaffen.

Die Petrochemie-Margen seien im dritten Quartal gegenüber dem bereits schwächeren zweiten Quartal weiter gesunken, geht aus dem am Montag veröffentlichten Trading Update des Unternehmens hervor. Bei Ethylen schrumpfte beispielsweise die Referenzmarge in Europa im Schnitt auf 455 Euro je Tonne nach 567 Euro im zweiten Quartal und 614 Euro im Vorjahresquartal. Aber auch bei Propylen, Polyethylen und Polypropylen verzeichneten die für die Rentabilität wichtigen Gewinnspannen Rückgänge. Analysten gehen davon aus, dass das Chemiegeschäft, das sich im zweiten Quartal insgesamt gerade noch in den schwarzen Zahlen hielt, im dritten Quartal in die Verlustzone rutscht. Die Ergebnisse für das dritte Quartal will die OMV am 31. Oktober veröffentlichen.

Die Petrochemie-Tochter der OMV, Borealis, schrieb bereits im zweiten Quartal Verluste. Insgesamt brach der operative Gewinn des Geschäftsbereichs Chemicals & Materials von April bis Ende Juni auf sieben Millionen Euro nach 602 Millionen Euro im Jahr davor ein. Borealis schrieb einen Verlust von 58 Millionen Euro nach einem Gewinn von 412 Millionen Euro. Die OMV verhandelt derzeit mit dem staatlichen Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi über eine mögliche Zusammenlegung ihrer Petrochemie-Sparten Borealis und Borouge.

NIEDRIGERE AUSLASTUNG

Erste-Group-Analyst Tamás Pletser führt die schwächeren Chemie-Margen auf zwei Gründe zurück: Einerseits importiere Europa billige Produkte aus den USA und dem Fernen Osten, wobei diese Hersteller auf Ethan aus Erdgasderivaten zurückgriffen, während die Europäer Naphtha verarbeiteten, das auf Rohöl basiert. Andererseits drücke die schwache industrielle Nachfrage in Europa die Nachfrage generell nach unten.

Gebremst wurde die OMV auch durch eine niedrigere Auslastung der Steamcracker. Der Auslastungsgrad sank im dritten Quartal auf 70 Prozent nach 83 Prozent, geht aus dem Trading Update hervor. Ein OMV-Sprecher erklärte, dass die Wartung des Steamcrackers in Schwechat bei Wien Mitte August beendet worden sei, während die Generalüberholung im finnischen Porvoo noch andauere. Steamcracker sind petrochemische Anlagen, die aus Rohbenzin wichtige Ausgangsstoffe wie Ethylen für die Kunststoffherstellung gewinnen.

Insgesamt zeigte das Trading Update ein gemischtes Bild: Die Produktion von Öl- und Gas schrumpfte auf 364.000 Fass pro Tag nach 353.000 Fass. Die europäische Raffinerie-Marge erholte sich auf 14,05 Dollar je Barrel nachdem sie im Vorquartal auf 7,59 Dollar eingebrochen war. Der Auslastungsgrad der Raffinerien stieg auf 84 nach 73 Prozent, nachdem die rumänische Raffinerie Petrobrazi im Vorquartal gewartet worden war.

Der durchschnittliche Brent-Preis erhöhte sich im Schnitt gegenüber dem Vorquartal auf 86,75 Dollar je Fass nach 78,05 Dollar, lag aber klar unter dem Vorjahreswert von 100,84 Dollar. Noch deutlicher zeigte sich der Rückgang beim Erdgaspreis: Dieser sank auf 33,15 Euro je Megawattstunde (MWh) nach 35,79 Euro im Vorquartal. Im Vorjahresquartal hatte der Gaspreis sogar mehr als fünfmal so hoch bei 197,26 Euro je MWh gelegen.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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