Wirtschafts-Nobelpreis für Erforschung des "Gender Pay Gap"

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Frankfurt/Stockholm (Reuters) - Der Nobelpreis für Wirtschaft geht in diesem Jahr an die an der Harvard Universität lehrende US-Volkswirtin Claudia Goldin.

Sie wird für die "Aufdeckung der wichtigsten Ursachen für geschlechtsspezifische Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt" ausgezeichnet, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm mitteilte. Sie habe die erste umfassende Darstellung der Einkommen und der Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen im Laufe der Jahrhunderte vorgelegt. "Ihre Forschungen haben uns neue und oft überraschende Einblicke in die historische und aktuelle Rolle der Frauen auf dem Arbeitsmarkt gegeben".

"Sie war überrascht und sehr, sehr glücklich", sagte Hans Ellegren, Generalsekretär der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften.

Bei deutschen Ökonomen stieß die Auswahl auf Zustimmung. "Die Wahl von Claudia Goldin als Wirtschaftsnobelpreisträgerin 2023 ist exzellent und auch überraschend", schrieb DIW-Präsident Marcel Fratzscher auf der Plattform X (ehemals Twitter). Die Ungleichheit, vor allem von Chancen, gewinne in den Wirtschaftswissenschaften international zunehmend an Bedeutung. "Ein großer Tag für Wirtschaftsgeschichte und Genderökonomie", schrieb der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick. Ihre Forschung zeige, wie langfristige Perspektiven entscheidende neue Erkenntnisse zu wirtschaftlichen Fragen erster Ordnung liefern können. Auch das Ifo-Institut gratulierte Goldin und verwies auf ihre letztjährige Auszeichnung als Fellow des Center for Economic Studies (CES) und ihren Vortrag an der Ludwig Maximilians Universität München zum Thema "Career & Family, Women’s century-long journey towards equity."

Goldin ist die dritte Frau, die mit dem Preis geehrt wird und die erste, die die Auszeichnung allein erhält. Zuletzt wurde die in Frankreich geborene Esther Duflo gemeinsam mit zwei Kollegen im Jahr 2019 ausgezeichnet. Die damals 46-Jährige ist zugleich die bisher jüngste Person, die einen Wirtschafts-Nobelpreis erhalten hat.

Im vergangenen Jahr wurden mit dem ehemaligen Notenbankchef Ben Bernanke sowie Douglas Diamond und Philip Dybvig drei US-Wissenschaftler für ihre "Forschung über Banken und Finanzkrisen" ausgezeichnet.

Der Nobelpreis im Fach Wirtschaftswissenschaften wird erst seit 1969 verliehen und ist mit elf Millionen Kronen (etwa 950.000 Euro) dotiert. Er wird von der schwedischen Notenbank gestiftet. Sie trägt mit dem Preis der wachsenden Bedeutung wirtschaftlicher Fragen Rechnung.

(Bericht von Philipp Krach, Simon Johnson und Johan Ahlander. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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