Kolumne

Hält der starke KI-Trend 2024 an?

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: LookerStudio/Shutterstock.com

Künstliche Intelligenz ist in diesem Jahr der stärkste Trend an den Börsen. Ohne die glorreichen sieben Aktien aus diesem Segment, u. a. Microsoft, Alphabet oder Nvidia, treten die restlichen 493 Unternehmen des S&P 500 Index 2023 auf der Stelle. Wird sich dieser Trend 2024 einfach fortsetzen oder steht eine Trendwende an? 

Diese Frage ist für die weitere Entwicklung an den Börsen von größerer Bedeutung. Die geringe Marktbreite war in diesem Jahr bislang schon ein klares Zeichen: Wenige große Titel haben stärker performt als der Gesamtmarkt und das Bild klar verschoben. 

Kein Wunder: Erst seit knapp 12 Monaten spielt das Thema der generativen KI-Anwendungen überhaupt eine Rolle an den Kapitalmärkten. Die bekannteste Anwendung ist hier sicherlich Chat GPT. Mit mehr als 100 Millionen Nutzern nach nur rund vier Wochen ist es die am schnellsten wachsende technologische Anwendung der Geschichte. 

Tatsächlich sehe ich auch bei meinen Vorträgen eine schnelle Entwicklung:  Erst in dieser Woche bei einem Vortrag in München hat rund ein Viertel der Zuhörer den Finger gehoben, als ich nach der Nutzung von Chat GPT gefragt habe. 

Doch KI ist weit mehr als nur Chat GPT, insofern ist auch der Boom an der Börse verständlich. Erst langsam wird klar, welches gewaltige Potenzial KI-Anwendungen in den kommenden Jahren haben können. 

Hohe Kosten belasten die Branche 

Sehr viel konkreter mit den Aussichten für die kommenden 12 Monate haben sich die Experten von CCS Insight beschäftigt. Dabei warnen sie vor einer negativen Überraschung für das kommende Jahr. So werden zum Beispiel die Kosten für die Einführung von KI-Anwendungen auch auf Grund der technischen Komplexität anstiegen. 

Schon jetzt ist nach Ansicht von CCS Insight der Bereich der generativen KI-Wendungen klar „overhyped“. Kleinere Entwickler stehen damit vor großen Herausforderungen, weil es immer teurer wird, die bestehenden Systeme am Laufen zu halten. Gleichzeitig drohen Regulierungen für KI-Anwendungen. Hier haben die CCS Insight Experten vor allem die EU als gefährdeten Standort identifiziert. 

Bei diesen verschiedenen Belastungen scheint es doch wahrscheinlich zu sein, dass 2024 die Rallye der KI-Aktien nicht einfach gradlinig weitergehen wird. Als Value-Investoren haben wir sowieso einen speziellen Blick auf diesen Trend. 

Für uns gilt: Keine Hektik bei KI-Investments 

Wir warten noch ab. Das klingt etwas verwunderlich bei einem so großen Trend. Doch nach dem Hype um die Erstrundengewinner − wie beispielsweise Nvidia oder auch Microsoft wegen der Beteiligung an Open AI, der Firma hinter der Mega-Anwendung Chat GPT − wird es noch viele Zweitrundengewinner geben. Hier wird sich dann die abwartende Haltung in den kommenden Jahren auszahlen.

Noch ist eben nicht klar, wer zu den Zweitrundengewinnern zählen wird. Das hängt sicherlich stark von den Investitionen in die neue Technologie ab. Schon jetzt setzen immer mehr Unternehmen praxisnahe KI-Anwendungen ein. Bei der Deutschen Bahn etwa werden spezielle Kameras genutzt, um bestehende Schäden an Zügen feststellen und dann automatisiert Wartungsaufträge aufnehmen zu können. 

Eines ist schon jetzt sicher: Das kaum eine Branche künftig ohne KI-Anwendungen auskommen wird. Doch Hektik ist jetzt nicht angesagt, denn bis die Gewinner der zweiten Runde wirklich feststehen, wird es noch einige Jahre dauern. KI bleibt also ein wichtiges Thema an den Börsen, auch wenn die Entwicklung möglicherweise nicht mehr ganz so dynamisch verläuft, wie in diesem Jahr.

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