Nicht nur wegen "Yeezy" - Adidas wird optimistischer

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: IgorGolovniov

didas erholt sich vom Aus für die "Yeezy"-Design-Sneaker schneller als gedacht.

Der weltweit zweitgrößte Sportartikelkonzern schraubte am Dienstagabend zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Prognose nach oben und erwartet für 2023 nur noch einen operativen Verlust von 100 Millionen Euro - 600 Millionen Euro weniger als zu Jahresbeginn geschätzt. Der Umsatz soll nur noch leicht zurückgehen - ursprünglich hatte Vorstandschef Björn Gulden mit einem Minus von bis zu neun Prozent gerechnet. Für die wachsende Zuversicht sind aber nicht nur die Schlussverkaufs-Aktionen für die "Yeezy"-Restbestände verantwortlich. Auch für das übrige Geschäft schraubte Gulden die Erwartungen um 100 Millionen Euro nach oben, weil das operative Ergebnis im dritten Quartal mit 409 (2022: 564) die Erwartungen der Experten deutlich übertraf.

Der Umsatz schrumpfte zwischen Juli und September wegen des starken Dollar um sechs Prozent auf knapp sechs Milliarden Euro. Währungsbereinigt stieg er um ein Prozent. Gerade die Sportschuh-Klassiker aus den 70er und 80er Jahren wie der "Samba" und die "Gazelle", die Adidas neu aufgelegt hat, sind wieder gefragt. Das trieb die Aktie am Mittwoch um vier Prozent auf 177,50 Euro nach oben. Seit Adidas Guldens Wechsel von Puma vor knapp einem Jahr verkündete, hat das Papier seinen Wert fast verdoppelt.

Auch die neue Prognose dürfte sich noch als konservativ erweisen, schrieb Stifel-Analyst Cedric Lescable. Schließlich gehe Adidas damit für das vierte Quartal implizit von einem operativen Verlust von 385 Millionen Euro aus - ohne die "Yeezy"-Sondereffekte und die Kosten des von Gulden initiierten Konzernumbaus, etwa für die Schließung eigener Läden. Dafür hat Adidas bisher knapp 150 Millionen Euro ausgegeben. "Da ist immer noch Luft für Adidas, um positiv zu überraschen", sagte Graham Renwick von Berenberg. Die Zahlen seien auch ein gutes Zeichen für den mittelfristigen Aufschwung, schrieb Lescable.

Zweiter Yeezy-Schlussverkauf bringt 150 Mio. EUR Gewinn 

Die Trennung vom exzentrischen Rapper Kanye West - der sich inzwischen "Ye" nennt - hatte Guldens Amtsantritt überschattet. Ye entwarf jahrelang die Designs der "Yeezy"-Produktlinie, die Adidas jedes Jahr Milliardenumsätze und hohe Margen bescherte. Nachdem er mehrfach mit Hassbotschaften und antisemitischen Äußerungen Schlagzeilen machte, zog Adidas - noch unter Guldens Vorgänger Kasper Rorsted - die Reißleine. Gulden rang lange mit sich, ob Adidas die bereits produzierten, aber noch nicht verkauften "Yeezy"-Schuhe mit einem Milliarden-Verkaufswert auf den Markt werfen solle, entschied sich aber letztlich dafür.

In zwei Online-Verkaufaktionen im Juni und August hat Adidas inzwischen knapp die Hälfte der Restbestände losgeschlagen, mit einem Gewinn von jeweils 150 Millionen Euro. Ein Teil der Erlöse geht an Organisationen, die gegen Rassismus und Antisemitismus kämpfen, bisher rund 110 Millionen Euro. Weitere Spenden seien geplant, sagte ein Sprecher. Aber auch Ye stehen noch Tantiemen dafür zu. Über eine dritte Verkaufsaktion sei noch nicht entschieden, sagte der Sprecher.

Auf die Geschäftszahlen wirkt sich der "Yeezy"-Ausverkauf doppelt positiv aus: zum einen durch den nicht eingeplanten Gewinn, zum anderen dadurch, dass sich Adidas Abschreibungen auf die Bestände erspart. Statt einer halben Milliarde Euro muss der Konzern schon jetzt nur noch 300 Millionen dafür einplanen. Die zweite Verkaufsaktion im August reduziert den operativen Verlust in diesem Jahr damit um insgesamt 250 Millionen Euro.

Die wachsende Zuversicht bei Adidas zog am Mittwoch auch die Puma-Aktien um 3,2 Prozent nach oben. Der Vorstandschef des Adidas-Rivalen, Arne Freundt, hatte bereits signalisiert, dass das dritte Quartal wie erwartet gelaufen sei - woran Analysten gezweifelt hatten. Weltmarktführer Nike hatten bereits über sinkende Lagerbestände berichtet, was den Druck von den Verkaufspreisen nehmen dürfte.

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