Designierte IG-Metall-Chefin sieht schleichende Deindustrialisierung

dpa-AFX · Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Die designierte IG-Metall-Chefin Christiane Benner hat eine schleichende Deindustrialisierung Deutschlands beklagt und die Bundesregierung zu einer konsequenteren Politik aufgefordert. Die Politik müsse für mehr Planungssicherheit in den Unternehmen sorgen, sagte Benner der "Welt am Sonntag". Der Wandel zur klimaneutralen Wirtschaft biete unter dem Strich viele Chancen. "Es wurde doch vorgerechnet, wo neue Jobs entstehen können - ob in der E-Mobilität, der Kreislaufwirtschaft oder den Speichertechnologien. Aber dafür braucht es einen Masterplan", sagte Benner, die am Montag zur Chefin der Metallgewerkschaft gewählt werden soll.

Es sei richtig, Ziele zu beschreiben, etwa 2045 klimaneutral zu sein oder ab 2035 keine Verbrenner mehr zuzulassen, argumentierte die Funktionärin. Da es aber keinen richtigen Plan gebe, seien viele Menschen verunsichert. Auch die aktuelle Lage schätzt die Gewerkschafterin schwierig ein: "Ich würde von einer schleichenden Deindustrialisierung sprechen. Und das macht es so gefährlich." Es sei aber nicht zu spät. So könne ein Brückenstrompreis finanzielle Planbarkeit und Zuversicht bringen.

In der Ampelkoalition ist ein steuerfinanzierter Strompreis für Teile der Industrie umstritten. Während Wirtschaftsminister Robert Habeck dafür geworben hat, lehnt ihn Finanzminister Christian Lindner ab. Auch Kanzler Olaf Scholz hat sich zurückhaltend bis ablehnend geäußert./sey/DP/he

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