IG Metall: Mitbestimmung hilft gegen politische Radikalisierung

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die designierte IG-Metall-Chefin Christiane Benner will mit mehr Mitbestimmung die politische Radikalisierung bekämpfen. Von den jüngsten Wahlerfolgen der AfD in Bayern und Hessen sei sie "geschockt", sagte die 55-jährige Soziologin vor Beginn des Gewerkschaftstages ihrer Organisation am Sonntag. Die Beschäftigten müssten mehr Mitsprache zur Unternehmensstrategie und zu den eigenen Qualifikationsmöglichkeiten erhalten.

"Wo die Unternehmen keine Strategien haben, sind die Menschen tief verunsichert, weil sie nicht wissen: Hat mein Arbeitsplatz eine Zukunft?", sagte Benner, die sich am Montag als erste Frau zur Chefin der größten deutschen Einzelgewerkschaft wählen lassen will. Bislang ist sie zweite Vorsitzende der IG Metall und damit Stellvertreterin des scheidenden Vorsitzenden Jörg Hofmann.

"Wir wollen im Betriebsverfassungsgesetz ein Mitbestimmungsrecht der Betriebsräte für Strategie und Qualifikation", sagte Benner der Deutschen Presse-Agentur. "Das beinhaltet die Chance, das vor einer Einigungsstelle einzuklagen und notfalls zu erzwingen, dass man sich mit dem Konzept der Beschäftigten auseinandersetzt." Idealerweise komme man schon viel früher ins Gespräch.

Für konstruktive Zusammenarbeit zwischen Betriebsräten und Unternehmensführungen gebe es zahlreiche positive Beispiele. "Dann hätten wir auch eine Stärkung der Demokratie, weil die Menschen das Gefühl bekommen, sie können mit ihrem eigenen Handeln etwas bewegen und verändern."

Die IG Metall habe es in der Vergangenheit erfolgreich geschafft, rechte Gruppierungen aus den Betriebsräten weitgehend herauszuhalten, sagte Benner. Diese Aufgabe bleibe dauerhaft bestehen, und dafür müssten die Beschäftigten erreicht werden. "Einfache Kommunikation, Zuversicht, Perspektive. Das erwarte ich auch von den Arbeitgebern." Wichtig seien Erfolge wie die Durchsetzung der 35-Stunden-Woche in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie. Das habe man mit starken Belegschaften in vier von fünf Betrieben erreicht./ceb/DP/he

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