Deutsche Bank stellt Aktionären mehr Geld in Aussicht - Aktie hebt ab

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- von Frank Siebelt und Tom Sims

Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Bank macht ihren Aktionären trotz eines Gewinnrückgangs Hoffnungen auf höhere Ausschüttungen.

Zwar sank der Gewinn des deutschen Branchenprimus im dritten Quartal wegen mauer Geschäfte im Investmentbanking und einer höheren Steuerquote. Konzernchef Christian Sewing wies aber am Mittwoch auf eine verbesserte Kapitalposition des Instituts hin: "Das liegt vor allem daran, dass wir unser Kapital wesentlich effizienter einsetzen." Die Bank habe Spielraum identifiziert, Kapital von drei Milliarden Euro freizusetzen. "Dadurch haben wir einerseits größeres Potenzial, die Ausschüttungen an unsere Aktionäre zu steigern - über die acht Milliarden Euro bis einschließlich 2025 hinaus, die wir bereits angekündigt hatten", erläuterte Sewing. Andererseits könne die Bank nun noch mehr in Technologie, Kontrollen und in das Geschäft investieren.

Die Bank will nun 2024 damit beginnen, den angekündigten Aktienrückkauf auszuweiten, wie Sewing zu Analysten sagte. An der Börse kam das gut an: Die Deutsche-Bank-Aktie schnellte zeitweise mehr als sieben Prozent in die Höhe. "Die Deutsche Bank hat in unseren Augen ein solides Ergebnis präsentiert", kommentierte DZ-Bank-Analyst Timo Dums. "Positiv überrascht haben unseres Erachtens neben der sehr niedrigen Risikovorsorge insbesondere die hohe Kernkapitalquote."

HOHE KOSTENBASIS

Deutschlands größtes Finanzinstitut erwirtschaftete unter dem Strich und nach Anteilen Dritter im dritten Quartal einen Gewinn von 1,03 Milliarden Euro - ein Rückgang von acht Prozent. Analysten hatten jedoch nur rund 937 Millionen Euro erwartet. "Unsere Ergebnisse zeugen von einer starken und nachhaltigen Wachstumsdynamik in unserem Geschäft und anhaltender Kostendisziplin", sagte Sewing. Die harte Kernkapitalquote (CET 1) verbesserte sich auf 13,9 von 13,3 Prozent.

Die Konzernerträge nahmen im Quartal um drei Prozent auf 7,13 Milliarden Euro zu. Für das Gesamtjahr 2023 werden rund 29 Milliarden Euro erwartet. "Damit würden wir deutlich stärker wachsen als mit den 3,5 bis 4,5 Prozent, die wir uns zwischen 2021 und 2025 durchschnittlich pro Jahr vorgenommen haben", sagte Sewing. Die Risikovorsorge für Kreditausfälle betrug 245 (Q3 2022: 350) Millionen Euro. Die bereinigten Kosten stiegen um zwei Prozent auf 5,0 Milliarden Euro. Die Aufwand-Ertragsrelation verharrte bei 72 Prozent - das heißt, dass für jeden Euro Ertrag 72 Cent aufgewendet werden müssen. Im Vergleich zu anderen Instituten ist das hoch: Die italienische Großbank UniCredit kommt hier etwa auf 39 Prozent.

Die Kostenbasis hatten Analysten in der Vergangenheit immer wieder als zu hoch bemängelt. Konzernchef Sewing stemmte sich seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren mit einem Sparprogramm und dem Abbau von Tausenden Stellen dagegen. Damit kam die Bank aus den roten Zahlen heraus. In den ersten neun Monaten 2023 schloss die Deutsche Bank 93 Filialen. Sewing zufolge hat das Beschäftigungsniveau bei der Bank inzwischen den Höhepunkt erreicht. Der Stellenabbau werde "von einem Umfang und einer Anzahl sein, der größer ist als die Verringerung, die wir im April anvisiert haben", sagte er. Im April hatte die Bankangekündigt, weitere rund 800 Stellen zu streichen.

PROBLEME BEI DER POSTBANK

In der Investmentbank sanken die Erträge im Quartal um vier Prozent auf 2,27 Milliarden Euro. Dabei schrumpften die Erträge im Geschäft mit Anleihen und Währungen (FIC) um zwölf Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Maue Börsen hatten zuletzt auch so manchen Konkurrenten in dem Geschäft belastet. Bei der US-Investmentbank Goldman Sachs waren entsprechende Erträge im Quartal um sechs Prozent gesunken. Im Privatkundengeschäft nahmen die Erträge der Deutschen Bank dagegen um drei Prozent auf 2,34 Milliarden Euro zu. "In Deutschland betrug das Plus sogar 16 Prozent", merkte Sewing an. Damit war die Sparte im Quartal der stärkste Ertragsbringer für die Bank. "Wir werden weiterhin von dem höheren Zinsumfeld profitieren, was die nachhaltige Leistung in der Privatkundenbank und in der Unternehmensbank antreibt," sagte Sewing. Im Geschäft mit Unternehmenskunden stiegen die Erträge um 21 Prozent auf 1,89 Milliarden Euro.

Zuletzt stand die Deutsche Bank hier zu Lande allerdings wegen IT-Problemen bei der Postbank in den Schlagzeilen. Das Geldhaus hatte die Postbank seit 2009 sukzessive übernommen, die Integration verlief aber schleppend. Bei der Umstellung der Informationssysteme der Postbank, die eigentlich im Juli abgeschlossen sein sollte, kam zu erheblichen Problemen. Zeitweise konnten Kunden nicht auf ihre Konten zugreifen, der Kundenservice war kaum erreichbar. Sewing versprach, die Bank werde alles tun, um noch bestehende Einschränkungen zu beheben. Die Deutsche Bank sei auf einem guten Weg und habe zwei Drittel der Rückstände abgearbeitet, sagte Sewing. "Das gibt uns große Zuversicht, dass wir unseren Kunden wie geplant bis Ende des Jahres wieder das Serviceniveau bieten können, das sie zu Recht von uns erwarten."

(Redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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