Das sagen die Experten

Ökonomen-Stimmen zur Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed

onvista · Uhr
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Die US-Notenbank Federal Reserve hat ihre Zinsen zum zweiten Mal in Folge unverändert gelassen. Der Leitzins bleibt in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent - und damit auf dem höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren. Das teilte die Fed nach ihrer geldpolitischen Sitzung am Mittwoch in Washington mit. Wie geht es weiter? Die Fed hat ihren Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation seit März 2022 so stark und rasch wie selten zuvor angehoben. Müssen die Zinsen trotzdem weiter steigen? Stimmen von Ökonomen dazu: 

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

„Die Fed hat heute keinen Bedarf für eine weitere Zinserhöhung. Die Finanzmärkte haben zuletzt ihren Teil zu einer restriktiven Geldpolitik beigetragen. Die Renditen 10-jähriger US-Staatstitel stieg in der Spitze auf 5 Prozent. Da die Renditen wiederum Messlatte für langlaufende Kreditzinsen sind, haben sich die Finanzierungsbedingungen erheblich verschlechtert. (...) Und noch etwas zählt: Aus Sicht der Fed kam es zuletzt zu keinen größeren Überraschungen. Das kräftige Wachstum der US-Wirtschaft im dritten Quartal von knapp 5 Prozent war zu erwarten gewesen. Auch zeichnet sich bislang keine Schwäche am US-Arbeitsmarkt ab. (...) Kommt es so wie erwartet, dass sich das Wachstum in den kommenden Monaten merklich abkühlt, ist das Zinshoch erreicht. Im kommenden Jahr dürften dann Zinssenkungen ins Visier kommen.“

Andrew Hunter, Vize-Chefökonom Capital Economics

„Indem die Fed ihre Zinsen heute unverändert beließ und gleichzeitig weiterhin auf die Möglichkeit weiterer Straffungen hinweist, deutet sie an, dass sie im Abwarten-Modus bleibt. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Konjunkturdaten der kommenden Wochen dafür sorgen werden, dass die Argumente für eine weitere Zinserhöhung weiter schwinden. In der ersten Hälfte des nächsten Jahres wird die Fed wahrscheinlich mit Zinssenkungen beginnen.“

Michael Heise, Chefökonom HQ Trust

„Die Entscheidung der Fed ist keine Überraschung und eine angemessene Abwägung der Unsicherheiten und Risiken, mit denen die Notenbank konfrontiert ist. Bei der Gratwanderung der Fed besteht auf der einen Seite das Risiko, mit einer zu straffen Politik eine harte Landung der Wirtschaft herbeizuführen, während eine zu laxe Politik die Inflation wiederbelebt und damit zu einem späteren Zeitpunkt eine Konjunkturkrise mit noch restriktiverer Geldpolitik erzwingt. (...) Die Fed muss viele Zeitverzögerungen bei dem Einsatz ihrer Politik berücksichtigen und tut gut daran, in dem volatilen Umfeld eine ruhige Hand zu bewahren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Daten auch im Dezember keine Zinserhöhung nahelegen.“

Bernd Weidensteiner und Christoph Balz, Commerzbank

„Insgesamt halten wir es eher für wahrscheinlich, dass die Zinsen nicht weiter angehoben werden. Denn die Notenbank hat sich in den letzten Wochen trotz teils überraschend starker Daten sehr zurückhaltend geäußert. Wir erwarten außerdem, dass das Wachstum im vierten Quartal deutlich nachlässt. Anhaltspunkte dafür sollten bis zur nächsten Sitzung am 12./13. Dezember vorliegen. So werden unter anderem noch zwei Inflations- und zwei Arbeitsmarktberichte veröffentlicht.“

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