Insider - Siemens verlangt Preisabschlag für Anteil an Indien-Tochter

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Berlin/München (Reuters) - Die Siemens AG will bei der Stützung von Siemens Energy Anteile an der gemeinsamen Indien-Tochter laut Insidern nur mit einem Abschlag auf den Börsenkurs erwerben.

Grundsätzlich sei man sich einig, dass der Technologiekonzern weitere Aktien der indischen Siemens Ltd von Siemens Energy übernehmen solle, sagten mehrere mit den Verhandlungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die damit verbundene Entflechtung des Indien-Geschäfts hätte ohnehin in absehbarer Zeit angestanden. Siemens strebe dabei einen Preis an, der etwa 15 Prozent unter dem Börsenkurs von Siemens Ltd in den vergangenen Monaten liege, sagten zwei der Insider.

Siemens und Siemens Energy wollten sich zum Stand der Verhandlungen nicht äußern.

Siemens Ltd war bei der Abspaltung von Siemens Energy 2020 nicht aufgeteilt worden, weil das wegen der Börsennotiz teuer und steuerlich ungünstig gewesen wäre. Stattdessen hatte sich Siemens Energy mit 24 Prozent daran beteiligt, die Siemens AG behielt 51 Prozent. Siemens Ltd deckt das Geschäft von beiden Unternehmen auf dem indischen Subkontinent ab, der Löwenanteil entfällt aber auf die bei der Siemens AG verbliebenen Sparten. Siemens Energy profitiert in Indien damit auch von den Gewinnen etwa beim Verkauf von Zügen oder öffentlicher Infrastruktur. Seit der Aufspaltung hat sich der Kurs von Siemens Ltd. mehr als verdoppelt.

Ein Großteil des Aktienpakets könnte nun an Siemens gehen. Das Siemens-Energy-Paket ist rund 288 Milliarden indische Rupien (umgerechnet 3,2 Milliarden Euro) wert. Das entspricht fast dem 40-fachen des operativen Gewinns (Ebitda) - zum Vergleich: Bei Siemens liegt das Verhältnis unter zehn. Ein Verkauf der Anteile ist nach dem Gesellschaftervertrag nur mit gegenseitiger Zustimmung möglich.

Siemens Energy hatte bei der Bundesregierung um Garantien für künftige Projekte angefragt, weil die Banken diese wegen der verschlechterten Bonität des Energietechnik-Konzerns und des Auftragsbuchs von mehr als 100 Milliarden Euro nicht mehr allein stemmen wollen. Die Rede ist von 15 Milliarden Euro. Die Politik pocht aber auf eine Beteiligung von Großaktionär Siemens, der noch 25,1 Prozent der Anteile an Siemens Energy hält. Dieser ziert sich, weil er eine erneute Verflechtung mit der abgespaltenen Tochter scheut. Mit dem Verkauf der Indien-Anteile könnte Siemens Energy seine Kapitaldecke aufbessern und hätte bei den Banken wieder mehr Kredit, so das Kalkül.

(Bericht von Andreas Rinke, Emma-Victoria Farr, Christoph Steitz und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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