UBS drückt Kosten und stoppt Vermögens-Aderlass der Credit Suisse

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Zürich (Reuters) - Die UBS kommt mit der Übernahme der Credit Suisse besser voran als gedacht.

Zwar brockten Umbaukosten dem Schweizer Vermögensverwaltungsriesen von Juli bis September erstmals seit sechs Jahren einen Verlust ein. Doch die Sparmaßnahmen greifen schneller als erwartet. Zudem trugen Millionäre und Milliardäre erstmals seit eineinhalb Jahren wieder Geld zur Credit Suisse, wie die UBS am Dienstag mitteilte. "Wir setzen die Integration der Credit Suisse zügig um", erklärte Konzernchef Sergio Ermotti, der eigens für die Herkulesaufgabe der Credit-Suisse-Integration zur UBS zurückgeholt worden war.

Unter dem Strich verbuchte die Schweizer Großbank von Juli bis September einen Fehlbetrag von 785 Millionen Dollar. Belastend wirkten dabei unter anderem Umbaukosten. In der Vorjahresperiode hatte die UBS - damals noch ohne die Credit Suisse - einen Gewinn von 1,73 Milliarden Dollar eingefahren. Doch der bereinigte Vorsteuergewinn für den ganzen Konzern erreichte im dritten Quartal 844 Millionen Dollar und übertraf damit die eigene Prognose.

Ein Treiber waren dabei die Kostensenkungen. Bis zum Ende des dritten Quartals realisierte die UBS Einsparungen von rund drei Milliarden Dollar und schaffte das eigentlich für das Gesamtjahr angepeilte Ziel bereits jetzt. Im laufenden Quartal rechnet die Bank mit weiteren Fortschritten. "Die UBS hat seit dem Abschluss der Transaktion deutliche Fortschritte gemacht, steht aber weiterhin vor einer gewaltigen Aufgabe", erklärte Vontobel-Analyst Andreas Venditti. Im außerbörslichen Handel kletterten die UBS-Aktien 1,8 Prozent.

TAUSENDE JOBS WEG

Der erste große digitale Bankensturm der Geschichte hatte die Schweizer Regierung im März zum Handeln gezwungen. Praktisch über Nacht orchestrierte sie eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Doch der erste Zusammenschluss von zwei global systemrelevanten Banken rechnet sich nur, wenn die Ausgaben gekappt werden. Bis Ende 2026 will der Konzern die Kosten um brutto mehr als zehn Milliarden Dollar drücken.

Ein großer Teil davon dürfte von Stellenstreichungen kommen. Alleine in der Schweiz will der Konzern früheren Angaben zufolge 3000 Beschäftigte entlassen. Dazu kommt ein Stellenabbau in anderen Teilen der Welt, auch durch freiwillige Abgänge und Frühpensionierungen. Konzernweite Zahlen nannte die Bank dazu allerdings weiterhin nicht. Zum Ende des dritten Quartals beschäftigte der fusionierte Konzern 115.981 Personen, zur Jahresmitte waren es noch 119.100 gewesen.

Bei den Wall-Street-Häusern Bank of America, JPMorgan und Wells Fargo hatten gestiegene Zinseinnahmen im Zuge des scharfen Straffungskurses der US-Notenbank die Quartalsgewinne beflügelt. Bei der Deutschen Bank sank der Gewinn wegen mauer Geschäfte im Investmentbanking dagegen um acht Prozent.

WIEDER NETTONEUGELDZUFLÜSSE BEI CREDIT SUISSE

Bei der Stabilisierung des Credit-Suisse-Geschäfts machte die UBS Fortschritte. Im Geschäft mit Reichen und Superreichen sammelte das übernommene Institut drei Milliarden Dollar ein und konnte damit den seit Anfang des Vorjahres anhaltenden Aderlass stoppen. Dazu kamen 18 Milliarden bei der UBS. Besonders Kunden aus Asien trugen Geld zu dem Konzern. "Die Kunden vertrauen uns weiterhin, was zu starken Zuflüssen in der Vermögensverwaltung und unserem Schweizer Geschäft geführt hat", erklärte Ermotti.

Die Credit Suisse hatte innerhalb eines Jahres über 200 Milliarden an Kundengeldern verloren. Auslöser waren eine Reihe von Skandalen und Fehlschlägen, die zu einem Vertrauensverlust führten. Im Geschäft mit vermögenden Privatkunden baut die UBS mit der Credit Suisse ihre Position als führender global tätiger Anbieter aus. Das risikoreichere Investmentbanking der Credit Suisse stutzt die UBS dagegen, und zwar noch tiefgreifender als bisher geplant. Bis 2026 sollen die risikogewichteten Aktiven auf 39 Milliarden Dollar eingedampft werden von gegenwärtig 77 Milliarden Dollar.

Zum Ausblick äußerte sich die Bank zurückhaltend. Die geopolitischen Spannungen, insbesondere die Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine, dürften die Transaktionsvolumen bei Vermögensverwaltungs- und institutionellen Kunden im vierten Quartal 2023 zusätzlich zu den normalen saisonalen Faktoren dämpfen. Zudem schichteten die Kunden ihre Bareinlagen in renditestärkere Anlagen um, was einen Nettozinsertrag auf Vorquartalsniveau erwarten lasse.

(Reporter: Oliver Hirt und Noele Illien; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern +49 30 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) +49 30 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)

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