AKTIE IM FOKUS 3: Starker 'Swing' bei Commerzbank - Am Ende noch im Plus

dpa-AFX · Uhr

(neu: Aktienkurs aktualisiert und Analystenkommentar)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Vom größten Kursgewinner im Dax zum größten Kursverlierer: Die Commerzbank-Aktien haben am Mittwoch nach Quartalszahlen einen starken "Swing" hinnehmen müssen. So wird im Aktienhandel eine scharfe Trendumkehr innerhalb eines Börsentages genannt. Lagen die Papiere am Morgen noch mit fast 7 Prozent Plus an der Spitze des Dax, so rutschten sie nur kurze Zeit später mit fast 5 Prozent Minus an das Ende des Leitindex. Zum Handelsende stand dann aber wieder ein Plus von 0,7 Prozent zu Buche.

Hatte die Quartalsbilanz des Geldhauses die Anleger im frühen Handel noch überzeugt, so kamen am Vormittag Aussagen für das noch ferne Jahr 2027 nicht so gut an. Diese deckten sich nur mit den Erwartungen am Markt, folglich "fehlt kurzfristig der Trigger nach oben", resümierte ein Händler.

Zu dem starken Gewinnanstieg bis 2027 soll nach den Plänen des Vorstands vor allem ein höherer Provisionsüberschuss beitragen. Er dürfte von leicht unter 3,5 Milliarden Euro im laufenden Jahr auf 4,0 Milliarden Euro 2027 wachsen. Der zuletzt stark gestiegene Zinsüberschuss wird nach aktueller Prognose im laufenden Jahr auf mehr als 8,1 Milliarden Euro zulegen, dürfte aber nach Einschätzung des Managements mittelfristig dann nur noch moderat steigen. Für 2027 rechnet der Vorstand mit 8,4 Milliarden Euro.

Ein anderer Händler nannte auch die Ziele für die beiden kommenden Jahre "enttäuschend". Die den Zielvorgaben zugrundeliegenden Zinsannahmen seien anspruchsvoll. Die Ertragsperspektiven der Commerzbank lägen unter den Erwartungen am Markt und seien "glanzlos".

Ähnlich argumentierte Analyst Chris Hallam von Goldman Sachs. Die Annahmen der Commerzbank für den künftigen Zinsüberschuss basierten auf Leitzinsniveaus der Europäischen Zentralbank, die deutlich über den aktuellen Schätzungen am Markt lägen. Auch blieben die in Aussicht gestellten Ausschüttungen an die Aktionäre hinter den Erwartungen zurück.

Überwiegend lobende Worte fanden Experten für den Bericht zum dritten Quartal. Benjamin Goy von der Deutschen Bank hob den Vorsteuergewinn hervor, der die Markterwartung um 15 Prozent übertreffe, vor allem dank einer geringeren Risikovorsorge im Kreditgeschäft. Die Aussicht auf geringere Rücklagen für Kreditausfälle habe auch das optimistischere Gewinnziel für das Gesamtjahr zur Folge. Insgesamt nannte Goy das Zahlenwerk "respektabel".

Bei der Vorlage der Geschäftszahlen zum zweiten Quartal Anfang August hatten Investoren an der Börse merklich negativ reagiert: Binnen drei Handelstagen war der Commerzbank-Kurs seinerzeit um fast zehn Prozent abgerutscht. Die Kosten und Aussagen der Bank zu Aktienrückkäufen hatten am Markt für Enttäuschung gesorgt./bek/he

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