Rekord-Zeit ist vorbei - Post kürzt nach Gewinneinbruch Prognosen

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Düsseldorf (Reuters) - Die Rekordjahre sind endgültig vorbei: Sinkende Frachtraten, weniger Express-Sendungen und der lahmende Welthandel lasten auf der Deutschen Post.

Der als DHL Group firmierende Bonner Konzern verbuchte im dritten Quartal einen Umsatz- und Gewinneinbruch. Die Prognosen strichen die Bonner zusammen.

Die Post fuhr im Quartal bei einem Umsatz von 19,4 (Vorjahr: 24) Milliarden Euro einen operativen Gewinn (Ebit) von 1,4 (2,0) Milliarden Euro ein, wie sie am Mittwoch mitteilte. Der Rückgang hat Auswirkungen auf die Prognosen: Für das Gesamtjahr erwartet die Post nun einen operativen Gewinn (Ebit) in einer Bandbreite von 6,2 bis 6,6 Milliarden Euro. Zuvor hatte sie 6,2 bis 7,0 Milliarden Euro in Aussicht gestellt - deutlich unter dem operativen Ertrag des Vorjahres von 8,4 Milliarden Euro. Auch für das Jahr 2025 ist der Konzern nun weniger optimistisch. Er rechnet mit einem Ergebnis (Ebit) zwischen 7,0 und 8,0 Milliarden Euro statt mehr als acht Milliarden Euro.

"Der Welthandel hat sich nach dem pandemiebedingten Boom normalisiert und die makroökonomische Erholung bleibt auch vor dem Hintergrund höherer Zinsen und geopolitischer Krisen bislang aus", sagte Post-Chef Tobias Meyer. Noch im vergangenen Jahr steuerte der Konzern auf Rekordkurs - hohe Frachtraten und der boomende Online-Handel hatten der Post und anderen Logistik-Riesen in der Corona-Krise rasantes Wachstum beschert. Diese Sonderkonjunktur ist vorbei, die Geschäfte normalisieren sich. Im Heimatmarkt kämpft der Konzern zudem weiter mit sinkenden Briefmengen. Das zeigte sich auch in den Quartalszahlen des inzwischen als DHL Group firmierenden Bonner Konzerns.

Im lange florierenden Express-Geschäft brach der Umsatz im Quartal um 18,2 Prozent auf 5,88 Milliarden Euro ein, der operative Gewinn gab noch deutlicher um 34,1 Prozent nach. Auch die Fracht-Sparte musste Federn lassen, hier schrumpfte der Gewinn nach den Boom-Jahren der Vergangenheit um 46,6 Prozent auf 306 Millionen Euro. "Wir (sehen) eine weitere Normalisierung der Frachtraten", sagte Meyer: "Zudem haben geringere Frachtvolumen und negative Wechselkurseffekte das Ergebnis belastet." Auch im deutschen Brief- und Paketgeschäft verdiente die Post deutlich weniger. Meyer zeigte sich aber zuversichtlich, dass der Konzern seine neue Prognosespanne im Gesamtjahr erreichen könne. "Wie genau sich das Jahresende entwickeln wird, kommt auf das Vorweihnachtsgeschäft an", betonte er.

Aber auch Wettbewerber der Post lassen Federn. Der US-Gigant UPS hatte für das dritte Quartal einen Umsatzeinbruch von 12,8 Prozent auf 21,1 Milliarden Dollar vermeldet, der operative Ertrag brach um 50 Prozent ein. Seine Prognose hatte der Paket-Konzern zusammengestrichen, der nach einem Streik in seinem Heimatmarkt auch mit hausgemachten Problemen kämpft. Der Fracht-Riese Kühne+Nagel verbuchte ebenfalls einen Gewinneinbruch.

Auch im Brief-Geschäft im Heimatmarkt stehen für die Deutsche Post Veränderungen an. Die Bundesregierung plant eine Reform des Postgesetzes - mit möglicherweise einschneidenden Änderungen für den Konzern. "Es wird immer schwieriger, den Universaldienst aufrechtzuerhalten und zugleich notwendige Investitionen in unsere Infrastruktur vorzunehmen", sagte Meyer: "Deshalb begrüßen wir die Debatte um eine Novelle des Postgesetzes."

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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