Commerzbank-Finanzchefin sorgt sich wegen Investitionszurückhaltung

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Frankfurt (Reuters) - Die Zurückhaltung vieler Firmen bei Investitionen in Deutschland und in Europa sowie eine stagnierende Kreditnachfrage treiben die Commerzbank um.

"Wir sehen das natürlich schon mit Sorge", sagte Finanzchefin Bettina Orlopp am Montag in einer Diskussionsrunde auf einer Bankenkonferenz in Frankfurt. Bei der Commerzbank gebe es aber im Moment noch eine gute Entwicklung. Gründe für die Zurückhaltung seien das Zinsumfeld aber auch die geopolitischen Entwicklungen. Die Commerzbank gehe davon aus, dass es auch im nächsten Jahr in Deutschland ein negatives Wachstum von minus 0,3 Prozent geben werde. Damit müsse umgegangen werden.

"Wir sind als Deutschland besonders abhängig von China und das merken wir natürlich im Moment", sagte Orlopp. Aber die Gründe lägen in Deutschland auch an anderer Stelle. Da seien Themen wie die Bürokratie, die Überalterung der Gesellschaft, die gestiegenen Energiekosten. Dazu komme die im Vergleich deutlich höhere Steuerbelastung für deutsche Unternehmen. Dabei hat die Commerzbank insbesondere den für sie wichtigen Mittelstand im Blick. Dieser agiere derzeit sehr, sehr vorsichtig. Hier sei auch die Politik gefordert, damit der Mut da sei, auch wieder in Deutschland zu investieren.

Zur Entwicklung bei der Commerzbank sagte Orlopp: "Wir müssen die Abhängigkeit vom Zins reduzieren und uns noch stärker auf das Thema Provisionsüberschuss konzentrieren." Dazu gehöre auch die Frage, wie es in Deutschland zu schaffen sei, dass Anleger wieder mehr in den Kapitalmarkt investierten. "Wir werden auf jeden Fall schaffen, in den nächsten drei Jahren hoffentlich die Kapitalkosten zu erzielen", sagte die Managerin. Orlopp erwarte, dass die Bank dies 2027 mit einer Eigenkapitalrendite (Rote) von 11,5 Prozent geschafft haben werde.

Auf der Risikokostenseite müsse die Commerzbank dafür aber auch gut aufgestellt sein, merkte Orlopp. Sie gehe davon aus, dass das Niveau nächstes Jahr noch einmal höher sein werde. Die Insolvenzen seien jetzt ungefähr auf Vor-Corona-Niveau. "Aber wir sind jetzt eigentlich in einer Rezession, sie müssten eigentlich höher sein", sagte Orlopp. Die Commerzbank hatte in der vergangenen Woche für das dritte Quartal einen Gewinnsprung gemeldet und eine neue Mittelfriststrategie vorgestellt.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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