Kolumne

Wie wird 2024? Vom Blick in die Glaskugel

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Chonlatee42/Shutterstock.com

2023 ist in wenigen Wochen vorbei. Jetzt schlägt wieder die große Stunde der Ausblicke und Prognosen. Viele Glaskugeln werden abgestaubt – um einen klaren Blick auf das kommende Jahr zu bekommen. Was denken beispielsweise globale Fondsmanager über die mögliche Entwicklung 2024? Der monatliche Global Fundmanager Survey der Bank of America gibt klare Antworten. 

Die meisten Experten glauben, dass die USA im Jahr 2024 eine „sanfte Landung“ erleben werden, begleitet von sinkenden Zinsen und einem schwächeren Dollar. Gleichzeitig wird der Bullenmarkt für große High-Tech-Aktien und ausgewählte Pharmawerte fortgesetzt. Investmentprofis meiden jedoch weiterhin chinesische Aktien und den Einsatz von Hebelinvestments.

Fondsmanager verringern die Cashbestände 

In den letzten vier Wochen hat sich viel bei der Positionierung der globalen Fondsmanager getan. Der Cashbestand wurde von 5,3 Prozent auf nur noch 4,7 Prozent reduziert, was der niedrigste Wert seit zwei Jahren ist. Gleichzeitig sind die globalen Fondsmanager so stark bei Anleihen übergewichtet wie seit März 2009 nicht mehr. Wir erinnern uns: damals tobte die globale Finanzkrise und im März 2009 markierten die globalen Aktienmärkte den Tiefpunkt innerhalb der Krise.

Bezogen auf die Makrofaktoren erwarten 57 Prozent der Experten in den nächsten zwölf Monaten ein schwächeres globales Wirtschaftswachstum. Bei der Zinsentwicklung haben wir in den USA wahrscheinlich den Höhepunkt erreicht. 76 Prozent der Befragten glauben nicht, dass es weitere Zinserhöhungen in den Vereinigten Staaten geben wird. Im Vergleich zum Vormonat (60 Prozent) ist dieser Wert massiv gestiegen und erreicht den höchsten Stand seit Mai 2023, als diese Frage in die Umfrage aufgenommen wurde.

Geopolitik ist jetzt das größte Risiko 

In der Umfrage unter Finanzexperten wurde zudem nach den größten Risiken an den Finanzmärkten gefragt. Das größte Risiko ist derzeit die Geopolitik, gefolgt von der Inflation. 

Geopolitische Risiken sind ungewisse Gefahren, die durch politische Ereignisse oder sich verändernde politische Bedingungen entstehen. Dabei können sie ein sowohl ein Verlust- als auch ein Gewinnpotenzial darstellen. Während Rüstungsunternehmen direkt davon profitieren, stehen viele weitere Branchen erst einmal unter Druck. Geopolitische Risiken wirken sich auf Regierungen, Unternehmen, Investoren aber auch Einzelpersonen aus. 

Im Juli sahen noch 45 Prozent der Befragten die Inflation als größtes Risiko an, jetzt sind es nur noch 25 Prozent. Die geopolitischen Risiken haben inzwischen den Spitzenplatz erobert und liegen bei 31 Prozent. Im September noch lag dieser Wert bei nur 14 Prozent. Der Gaza-Konflikt hat hier ohne Frage zur Verschärfung beigetragen und es ist gut möglich, dass uns dieses Top-Risiko auch noch weit in das Jahr 2024 hineinbeschäftigen wird.

Obwohl der Ausblick für 2024 vorsichtig optimistisch ist, schweben die großen geopolitischen Risiken über allem und haben das Potenzial, die globalen Finanzmärkte stark unter Druck zu setzen. Leider lassen sich diese Risiken kaum prognostizieren – und genau das macht sie so gefährlich. 

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