Industrie-Mitarbeiter demonstrieren für Brückenstrompreis

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- von Tom Käckenhoff

Duisburg (Reuters) - In Duisburg, Salzgitter, Berlin und weiteren Städten Deutschlands haben am Freitag Tausende Beschäftigte der energieintensiven Industrie für eine Subventionierung des Strompreises demonstriert.

Mit Transparenten wie "Brückenstrompreis jetzt" und "Stahl ist Zukunft" zogen in Duisburg Stahlkocher von Thyssenkrupp Steel Europe vor das Verwaltungsgebäude des größten deutschen Stahlkonzerns. Sie folgten damit einem Aufruf der Gewerkschaften IG Metall und IG BCE zu einem bundesweiten Aktionstag. Allein in Duisburg nahmen den Veranstaltern zufolge rund 10.000 Beschäftigte teil.

Gewerkschaften und Unternehmen der Stahl-, Chemie- oder Aluminiumindustrie fordern seit Monaten eine Entlastung der Betriebe bei den stark gestiegenen Strompreisen. Die Bundesregierung hatte zwar ein Maßnahmenpaket angekündigt. Dies sei aber völlig unzureichend. "Wir brauchen einen deutlich verbesserten Brückenstrompreis", sagte der Chef der nordrhein-westfälischen IG Metall, Knut Giesler, der Nachrichtenagentur Reuters. Sonst drohe eine Verlagerung der Produktion in Länder mit geringeren Energiepreisen und der Verlust zahlreicher Arbeitsplätze.

NEUE IG METALL-CHEFIN WARNT VOR DEINDUSTRIALISIERUNG

"Wenn wir diese Unterstützung nicht bekommen, dann wird es massive Einschläge geben hier in diesem Land", sagte die neue Chefin der IG Metall, Christiane Benner, auf der Kundgebung. Dann werde es eine Deindustrialisierung geben und einen Zusammenbruch der Grundstoffindustrie mit dramatischen Folgen auch für die Kunden etwa aus der Automobilindustrie oder dem Maschinenbau. "Der Ernst der Lage ist da." Die durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts gestrichenen 60 Milliarden Euro müssten in den klimaneutralen Umbau Deutschlands fließen. "Wir fordern ein Aussetzen der Schuldenbremse."

Die Gewerkschaften fordern einen zeitlich befristeten Preisdeckel von fünf Cent je Kilowattstunde. Genaue Zahlen des derzeitigen Durchschnittswerts für die Industrie gibt es nicht - zum einen weil dies von der Einkaufspolitik der Unternehmen abhängt. Zum anderen, weil diese ihre genauen Kosten gerne für sich behalten. Die von der Bundesregierung im Januar 2023 eingeführte befristete Strompreisbremse sieht für Großverbraucher einen Preisdeckel von 13 Cent je Kilowattstunde vor.

(Bericht von Tom Käckenhoff, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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