Julius Bär räumt Kreditrisiko von 606 Millionen Franken ein

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Zürich (Reuters) - Der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär hat ein Kreditrisiko von gut 600 Millionen Franken bei einer Unternehmensgruppe eingeräumt.

Ob es sich dabei um die kriselnde Signa-Gruppe des Immobilieninvestors Rene Benko handelt, ließ das Institut weiter offen. Die vor einer Woche bekanntgegebenen Wertberichtigungen in Höhe von 70 Millionen Franken würden sich in erster Linie auf das größte Einzelengagement im Private-Debt-Kreditbuch beziehen, teilte Julius Bär am Montag mit. Das nominale Engagement betrage 606 Millionen Franken, bestehend aus drei Krediten an verschiedene Einheiten innerhalb eines europäischen Konglomerats.

Auf Anfrage, ob es sich bei dem Kreditschuldner um Signa handelt, sagte ein Sprecher der Bank, er könne das nicht kommentieren. Einem Insider zufolge soll Julius Bär bei Signa exponiert sein und dürfte wohl einige dieser Kredite abschreiben. Der Vermögensverwalter hatte die Anleger in der Vorwoche mit einer Gewinnwarnung und offenen Fragen betreffend eine Geschäftsbeziehung mit Signa verschreckt. "Julius Bär ist sehr gut kapitalisiert und ist unter jeglichen Umständen stets profitabel gewesen", erklärte Konzernchef Philipp Rickenbacher. "Wir bedauern, dass ein einzelnes Engagement zur gegenwärtigen Verunsicherung unserer Stakeholder geführt hat." Er kündigte an, dass das Private-Debt-Geschäft überprüft werde.

Der Bank zufolge ist das Kreditengagement gegenüber der genannten Kundengruppe durch mehrere Sicherheiten in Verbindung mit Gewerbeimmobilien und Luxuseinzelhandel besichert und unterliegt nun einer längerfristigen Restrukturierung. "Julius Bär hat Maßnahmen ergriffen, um seine Interessen zu schützen und den Wert der gestellten Sicherheiten zu erhalten", erklärte das Unternehmen. "Die Gruppe bleibt umsichtig beim Buchen weiterer Wertberichtigungen, sofern diese erforderlich sind."

Die Bank biete Privatkredite als eine strukturierte Finanzierungslösung ausschließlich im Rahmen einer Vermögensverwaltung für sehr reiche Kunden an, hieß es. Insgesamt belaufe sich das Volumen dieser Kredite auf 1,5 Milliarden Franken und das genannte Engagement sei das größte Einzelengagement. Julius Bär verfüge mit einer Kernkapitalquote (CET1) von 16,1 Prozent per Ende Oktober über deutlich mehr Kapital als regulatorisch gefordert. "Selbst bei einem hypothetischen Szenario eines Totalverlusts hätte die Pro-forma-CET1-Kapitalquote der Gruppe am 31. Oktober 2023 bei über 14 Prozent gelegen und Julius Bär wäre deutlich profitabel geblieben", erklärte die Bank.

An seiner Dividendenpolitik will das Geldhaus festhalten. Rund die Hälfte des bereinigten Konzerngewinns solle an die Aktionäre ausgeschüttet werden, wobei die zuletzt bezahlte Dividende als Untergrenze gilt. Zuletzt waren es 2,60 Franken je Aktie. Überschüssiges Kapital will Julius Bär zudem durch den Rückkauf eigener Aktien an die Eigentümer zurückfließen lassen.

(Bericht von Paul Arnold und Noele Illien, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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