Kolumne

Happy Birthday ChatGPT – so geht es jetzt weiter

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Emre Akkoyun/Shutterstock.com

Am ersten Geburtstag können viele Kinder schon laufen. ChatGPT ist in diesen Tagen auch ein Jahr alt geworden und befindet sich schon auf einem globalen Siegeszug. Die Zeit der Kinderkrankheiten scheint auch vorbei. Das Potenzial der wichtigsten KI-Anwendung ist noch nicht absehbar – denn wir stehen immer noch am Anfang der Entwicklung. 

Klar ist: Ein Jahr ist nun wirklich keine lange Zeit für eine technische Innovation vom Ausmaß von ChatGPT. Die Dynamik der Ausbreitung ist dabei wirklich beeindruckend. So erreichte ChatGPT in nur fünf Tagen die Marke von einer Million Nutzern. Nach zwei Monaten war dann die Nutzerzahl schon auf mehr als 100 Millionen angestiegen. Auch die von Google auf den Markt genbrachte KI-Anwendung Bard erreichte schon im Veröffentlichungsmonat März die Marke von rund 50 Millionen Aufrufen. 

Ein ebenso rasantes Wachstum könnte es auch beim Marktpotenzial geben – insbesondere bei den generativen KI-Modellen. Laut einer aktuellen Studie der Boston Consulting Group mit dem Titel „Architects of change – Generative AI`s Role in revolutionizing IT Services“ haben die neuen generativen KI-Anwendungen (GenAI) das Potenzial, schon bis 2025 rund 30 Prozent des gesamten KI-Marktes zu auszumachen.

Dabei soll das Volumen des Gesamtmarktes bei bis zu 60 Milliarden Dollar liegen. Auch in den folgenden Jahren wird sich das Wachstum massiv fortsetzen: Schon für 2027 schätzen die Experten das gesamte Marktvolumen auf dann 121 Milliarden Dollar, wobei sich der GenAI-Marktanteil im Bereich um 30 Prozent halten soll. 

Erste KI-Investitionen zahlen sich schon aus 

Kurz zur Erklärung: Die neuen GenAI-Modelle sind weit fortgeschrittene Modelle, die bis zu 175 Milliarden Parameter einsetzen. In Zeiten vor dem Markteintritt von Chat GPT basierten die KI-Modelle häufig auf einer Datenbasis von maximal 10 Millionen Parametern. 

Diese ungeheure Marktdynamik zeigt sich auch an den Investitionen: Nach Angaben der BCG-Experten haben zuletzt die Investitionen in generative AI-Modelle die 20-Milliarden-Dollar-Marke erreicht. So viel Geld ist noch nie in den ersten zwei bis drei Jahren in eine neue Technologie geflossen. Tatsächlich haben sich speziell im IT-Bereich einige Investitionen schon jetzt ausgezahlt. So hat beispielsweise die Effizienz beim Erstellen von Programm-Codes um rund 50 Prozent zugenommen. 

Die Zweitrundengewinner werden in den Fokus rücken 

All diese Zahlen zeigen im Hinblick auf die Börse ganz klar an: Das Thema KI wird uns noch länger begleiten – und zwar auch jenseits der Magnificent Seven, die in diesem Jahr so viele Schlagzeilen gemacht haben. In den kommenden Jahren dürfte sich der Fokus von den Erstrundengewinnern wie beispielsweise Microsoft oder Nvidia wegbewegen. Die breite Masse der Unternehmen aus den verschiedensten Branchen wird erst allmählich das Thema KI tatsächlich aktiv umsetzen. Diese Unternehmen werden unter dem Begriff Zweitrundengewinner zusammengefasst. 

Genau hier wird es spannend. Das größte Potenzial sehen die BCG-Experten im weitgefassten Finanzbereich inklusive Banken, Versicherungen, Asset Management und auch Private Equity. Dieser große Bereich steht immerhin für annähernd ein Viertel des gesamten Marktvolumens. Danach folgen die Bereich Konsum und Healthcare. Der Einsatz von KI in diesem Branchen in großem Umfang könnte dann für die nächste Wachstumswelle sorgen. 

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