US-Inflation

Ökonomen zur Inflationsentwicklung in den USA

onvista · Uhr
Quelle: Pla2na/Shutterstock.com

Der Preisauftrieb in den USA hat sich im Dezember unerwartet deutlich beschleunigt. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,4 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit 3,2 Prozent gerechnet. Im November hatte die Rate noch bei 3,1 Prozent gelegen. 

Einschätzungen von Ökonomen

Ralf Umlauf, Analyst der Landesbank Hessen-Thüringen

„Die Kernpreise legten erneut mit 0,3 Prozent im Monatsvergleich überdurchschnittlich kräftig zu, wie bereits dreimal in den vier Monaten zuvor. Zwar ist hier die Jahresrate dank eines günstigen Basiseffektes gesunken, die Dynamik der Preise am aktuellen Rand dürfte die Fed aber nicht zufriedenstellen. Insofern sehen wir in den Zahlen keinen Grund, die ohnehin ambitionierten Zinserwartungen nochmals zu forcieren.“

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank Group

„Die Fed dürfte mit dem heutigen Zahlenwerk nicht vollständig zufrieden sein. Der Rückgang der Kerninflationsrate ist grundsätzlich erfreulich, doch der Preisdruck geht andererseits auch nur langsam zurück. Das Zahlenwerk zeigt, dass eine Zinssenkung bereits in den Frühjahrsmonaten, wie es derzeit an den Finanzmärkten eingepreist ist, zu voreilig ist. Die Fed möchte sich nach dem deutlichen Inflationsanstieg in den vergangenen zwei Jahren ihrer Sache sicher sein. Ein vorschnelles Handeln wird es nicht geben. Wir rechnen mit einer ersten Zinssenkung zur Jahresmitte.“

Dirk Chlench, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg

„Die Kosten für das Wohnen sind wieder einmal der Spielverderber gewesen. Deren Steigerung trug im Dezember mehr als die Hälfte zum monatlichen Anstieg des Gesamtindex bei. Ein Nachlassen der Preissteigerungen für das Wohnen ist angesichts der Stagnation der Angebotsmieten und weniger steil steigender Häuserpreise zwar überfällig, lässt aber offenbar noch auf sich warten. Dies spricht dafür, dass die Spekulationen auf eine baldige Leitzinswende - insbesondere in Verbindung mit dem guten US-Arbeitsmarktbericht - enttäuscht werden dürften.“

Christoph Balz und Bernd Weidensteiner, Analysten der Commerzbank

„Im Großen und Ganzen bewegt sich die Inflation weiter in die richtige Richtung. Die Fortschritte in Richtung des Ziels werden jetzt aber offenbar mühsamer, die unterliegende Inflation lässt nur noch sehr langsam nach. Argumente für eine rasche Zinssenkung liefern die heutigen Daten nicht. Die US-Notenbank wird nicht riskieren wollen, dass die durch die raschen Zinserhöhungen gewonnene Glaubwürdigkeit Schaden nimmt, wenn man die Zinsen bereits senkt, bevor sich die Inflation nachhaltig dem 2-Prozent-Ziel annähert. Wir halten an unserer Prognose fest, dass die Fed ihre Leitzinsen erst im Mai senkt und nicht schon - wie vom Markt eingepreist - bereits im März.“

Ian Shepherdson, Chefvolkswirt von Pantheon Macroeconomics

„Diese Zahlen ändern nichts am Gesamtbild. Die Kerninflation stagniert oder sinkt, die Mietsteigerungen verlangsamen sich, bleiben aber hoch. Die Kerninflation bei den Dienstleistungen ist nach wie vor hartnäckig. Allerdings ist zu beachten, dass die Fed mehr Wert auf die PCE-Kernrate als auf die VPI-Kernrate legt, und die beiden Zahlen weichen oft von Monat zu Monat voneinander ab.“

dpa-AFX

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