Kolumne

Bitcoin-ETF: Enttäuschender Start – Wie geht es jetzt weiter?

decentralist.de · Uhr
Quelle: AlyoshinE/Shutterstock.com

Nach langem Hin und Her ist der Spot-Bitcoin-ETF nun endlich in den USA zugelassen worden. Die US-Börsenaufsicht hat am 10. Januar grünes Licht für 11 Anträge von großen Wallstreet-Anbietern gegeben, darunter Blackrock, Grayscale, ARK Invest und Fidelity. Es war der übliche Wahnsinn, den Krypto-Veteranen bereits aus dem Sektor gewohnt sind: Bereits am 9. Januar, einen Tag vor der erwarteten Entscheidung, hat die SEC über ihren Twitter-Account die Zulassung offiziell bestätigt.

SEC-Chef Gary Gensler ist daraufhin jedoch schnell zurückgerudert und hat verlauten lassen, dass der Twitter-Account seiner Behörde „gehacked“ worden sei. Der Tweet wurde schnell wieder gelöscht. Wie mittlerweile von Twitter bestätigt wurde, ist der Account tatsächlich angegriffen worden und die Kontrolle wurde über eine Telefonnummer der Behörde erlangt, die mit dem Account verknüpft war. Laut Twitter soll diese nicht mit einer Two-Factor-Authentifizierung gesichert gewesen sein. Wie man sich vorstellen kann, haben sich dadurch sowohl Wellen der Belustigung als auch der Kritik im Krypto-Twitter-Space entfaltet.

Enttäuschende Preis-Reaktion

Der erste Handelstag am 11. Januar hat sich jedoch als Enttäuschung herausgestellt. Nach einem Anstieg auf ein neues 2-Jahreshoch von 49.000 Dollar ist der Kurs anschließend deutlich zurückgegangen und hat erst wieder Halt an der charttechnischen Unterstützung bei 45.500 Dollar gefunden. Ein Grund dafür könnte eine Umschichtung der Investoren aus dem Grayscale-ETF heraus in die anderen ETF-Produkte sein. Der Grayscale ETF ist mit einer Gebührenstruktur von 1.5% wesentlich kostspieliger als die Konkurrenz.

Insgesamt haben die Bitcoin-ETFs laut dem Bloomberg-Analysten Eric Balchunas ein Handelsvolumen von 4.3 Milliarden Dollar am ersten Handelstag erreicht - ein Rekord in der ETF-Welt. Über 2 Milliarden Dollar davon fallen jedoch auf den Grayscale ETF. Möglich ist, dass sich dies größtenteils in Form von Verkäufen ausgespielt hat. Der Grayscale-Trust wurde lediglich zu einem ETF umgewandelt, heißt von dieser Seite aus gab es keinen Kaufdruck auf Bitcoin, sondern es wurden bereits vorhandene Shares getradet.

Der Krypto-Sektor richtet seine Aufmerksamkeit derweil bereits auf die nächste Chance. Am Markt wird nun darauf spekuliert, dass ein Ethereum-ETF als nächstes anstehen wird. Die erste Deadline für eine Zulassung durch die SEC ist am 23. Mai. Seit der ersten, falschen Zulassung des BTC-ETFs am 9. Januar ist der Ethereum-Kurs um etwa 15% angezogen.

Die Wallstreet ist da und sie ist hungrig

Dass die großen Player an der Wallstreet an das Potenzial hinter Bitcoin – oder zumindest hinter dem Handel mit dem Asset – glauben, zeigt das extrem kompetitive Umfeld in dieser nun gestarteten ETF-Sparte.

ETFs bieten generell den Vorteil einer wesentlich geringeren Gebührenstruktur, als es bei aktiv verwalteten Fonds oder auch bei einer Strategie mit Einzelinvestments der Fall ist. Aktien-ETFs haben in der Regel sehr geringe Gebühren. Die Bitcoin-ETFs kann man jedoch eher mit Commodity-ETFs vergleichen.

Gold-ETFs dürften hier aufgrund der Ähnlichkeiten der beiden Assets der beste Vergleich sein. Die beiden größten Gold ETFs, der SPDR Gold Shares und der iShares Gold Trust liegen bei Gebührenstrukturen von 0.40% und 0.25%. Für Bitcoin-Spot-ETFs lagen die Prognosen der Marktbeobachter in den letzten Monaten um einiges höher als diese Werte, doch die Anbieter für die nun zugelassenen Bitcoin-ETFs haben sich in den letzten Wochen vor der Zulassung immer weiter unterboten.

Die günstigsten Gebühren liegen nun um den Bereich von 0.25%. Bitwise ist dabei mit 0.24% der günstigste Anbieter. BlackRock hat laut Angaben auf der iShares Website den Wert ebenfalls auf 0.25% gesenkt. Nur Grayscale liegt mit Gebühren von 1.5% weit außerhalb der Konkurrenz, obwohl auch das billiger ist als die bisherige jährliche Gebühr von 2%, die sie für den Trust verlangt haben. Diese enorme Konkurrenz ist ein Indiz dafür, wie viel Potenzial die Anbieter im Handel mit den ETFs sehen.

Einerseits ist die Handhabung auf Seiten der Emittenten sehr unkompliziert, da sie lediglich ein Asset verwalten müssen. Im Grunde liefert dieses Geschäftsmodell einen passiven Einkommensstrom für die Anbieter. Andererseits scheinen die großen Player ebenfalls mit einer weiteren deutlichen Preissteigerung und damit einer großen Nachfrage nach Bitcoin zu rechnen, wenn sie sich gegenseitig so stark unterbieten.

Wie geht es jetzt weiter?

Das erste große Narrativ für diesen Bullrun, welches in 2023 die Hoffnungen und Träume der Krypto-Anleger genährt hat, ist nun mit dem tatsächlichen Handelsstart der ETFs vorbei. Der nächste große Meilenstein steht im April an, wenn das nächste Halving stattfindet und die Neuerzeugungsrate von Bitcoin ein weiteres Mal halbiert wird. Die Hoffnung ist, dass sich dies erneut positiv auf das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auswirken und den Preis antreiben wird.

Wie ich bereits des Öfteren in meinen Kolumnen beschrieben habe, halte ich jedoch die geldpolitische Entwicklung für entscheidend, was den weiteren Verlauf des Bitcoin-Bullenmarktes angeht. Momentan fließt weiterhin Liquidität in die Finanzmärkte. Bitcoin profitiert davon zweigleisig, einmal als Risk-On- und einmal als Risk-Off-Asset. Risk-On, da Bitcoin gerne als Spekulationsvehikel verwendet wird und aufgrund seiner digitalen Limitierung besonders stark von einem Liquiditätszufluss in die Märkte profitiert.

Risk-Off, weil im Hintergrund weiterhin die Probleme der Schuldenkrise im Bankensektor und der US-Regierung schlummern. Je fragiler das Dollar-System wird, desto attraktiver wird Bitcoin als Ausweichmöglichkeit. Die Geldpolitik wird auch in 2024 der zentrale Einflussfaktor für die Märkte sein. Nun, da institutionelle Investoren durch den ETF einfacheren Zugang zu Bitcoin haben, wird sich zeigen, ob sie die Vorteile von Bitcoin ebenfalls sehen und einen zunehmenden Teil ihres verwalteten Kapitals in die Krypto-Märkte fließen lassen.

Denken Sie langfristig!

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