Hapag-Lloyd schmiedet Bündnis mit Maersk

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Frankfurt (Reuters) - Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd sucht den Schulterschluss mit der dänische Großreederei Maersk und verlässt die Schiffahrtsallianz "THE Alliance".

Die beiden Unternehmen planen ab Februar nächsten Jahres eine langfristige Zusammenarbeit und wollen zusammen einen Flottenpool von rund 290 Schiffen stellen mit einer kombinierten Kapazität von 3,4 Millionen Standardcontainern (TEU), wie beide Seiten am Mittwoch mitteilten. Die weltweit zweitgrößte Containerreederei Maersk will dazu einen Anteil von 60 Prozent beisteuern, der Rest kommt von Hapag-Lloyd - der Nummer fünf im Markt. Durch die Zusammenarbeit unter dem Namen "Gemini Cooperation" wollen die Konzerne eine Fahrplanzuverlässigkeit von über 90 Prozent erreichen.

Als Folge der Vereinbarung will Hapag-Lloyd Ende Januar 2025 das 2017 gegründete Bündnis "THE Alliance" verlassen, das die Hamburger derzeit mit der japanischen ONE, YangMing aus Taiwan und der südkoreanischen HHM betreiben. Maersk wiederum befand sich mit dem Weltmarktführer MSC in der "2M-Allianz" - die beiden Unternehmen hatten allerdings bereits vor einem Jahr bekanntgegeben, dass sie künftig getrennte Wege gehen und diese Allianz nach zehn Jahren im Januar 2025 enden wird.

Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen hatte noch im März vorigen Jahres gesagt, dass er nicht davon ausgehe, dass das Ende von 2M massive Auswirkungen auf andere Allianzen haben wird und die Mitgliedschaft seines Unternehmens bei "THE Alliance" noch bis 2030 laufe. Doch Reedereikreisen zufolge ist es für Hapag-Lloyd einfacher, nur einen Partner zu haben statt drei. Die Hanseaten und Maersk passten gut zusammen, da beide stark auf Zuverlässigkeit setzten - was für die Kunden seit der Corona-Krise, die die Lieferketten durcheinander brachte und die Frachtraten in die Höhe trieb, von entscheidender Bedeutung ist.

HAPAG-LLOYD-CHEF - LEGEN UNS GEGENSEITIG KEINE FESSELN AN

Nach Einschätzung von Michael Kruse, Berichterstatter für Häfen der FDP-Bundestagsfraktion und Hamburger Bundestagsabgeordneter, hat die Kooperation von Hapag-Lloyd mit Maersk das Potenzial, den Hafenstandort Hamburg weiter zu schwächen. Denn der Fokus der beiden Reedereien solle auf Häfen liegen, bei denen sie über Terminalbeteiligungen verfügten. Hapag-Lloyd sei durch den Einstieg des Rivalen MSC beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA geschwächt worden. "Der volle Schaden dieser Maßnahme für den Hafenstandort wird nun Schritt für Schritt deutlich."

Hapag-Lloyd-Chef Habben Jansen betonte, die neue Allianz sei so gestaltet, dass jeder Partner selbst entscheiden könne, wann und wo er seine Geschäfte ausbaut. "Der Geist der Kooperation besteht darin, dass wir uns nicht gegenseitig Fesseln anlegen, sondern beide in der Lage sind, ihre eigene Strategie umzusetzen." Hapag-Lloyd werde sein Geschäft vor allem in den deutschen Häfen Bremerhaven und Wilhelmshaven ausweiten, dagegen werde Hamburg für den Konzern an Bedeutung verlieren. Die Gespräche über die neue Allianz mit Maersk hätten schon begonnen, bevor die Entscheidung Hamburgs über die Beteiligung von MSC gefallen sei. Es gebe keine Pläne zur Integration weiterer Mitglieder in das neue Bündnis.

Maersk und MSC waren 2015 ihren Bund eingegangen, um Routen und die Belegung ihrer Schiffe abzustimmen. Die EU tolerierte solche Allianzen während der Schifffahrtskrise zur Mitte des vergangenen Jahrzehnts, weil die Reedereien operativ selbstständig blieben und sie davon ausging, dass der Wettbewerb dadurch nicht eingeschränkt wurde. Für die Häfen bedeuteten solche Zusammenschlüsse allerdings, dass die Reedereien größeren Einfluss darauf bekamen, wohin die Ware ging. Dadurch konnten die Reedereien die Preise der Terminals beeinflussen. Insgesamt wurden damals mehrere Allianzen gegründet: Neben 2M und "THE Alliance" auch die "Ocean Alliance" mit CMA, Cosco und anderen. Zuvor hatten sich die Reedereien einen ruinösen Preiskampf geliefert, der zu mehreren Übernahmen führte.

(Bericht von Patricia Weiß und Vera Eckert, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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