Kolumne von Alexander Mayer

Bitcoin: Deutliche Korrektur im Anmarsch? Mögliche Kursziele

onvista · Uhr
Quelle: AlyoshinE/Shutterstock.com

Wir befinden uns zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Texts an Tag Sieben der neuen Zeitrechnung im Krypto-Sektor, nachdem der Bitcoin-ETF das Licht der Welt erblickt hat. Anders als von vielen Marktteilnehmern erhofft, ist der Bitcoin-Kurs jedoch noch nicht im gelobten Land angekommen, sondern macht eher den Eindruck, als würde eine deutlichere Korrektur bevorstehen. 

Der „Grayscale Effekt“ drückt den Preis

Einer der Gründe dürfte der „Grayscale Effekt“ sein – ein Begriff, die in den letzten Tagen vermehrt im Krypto-Sektor aufgekommen ist. Grayscale hat seinen Bitcoin Trust in einen ETF umgewandelt und ist damit nicht wie die anderen ETF-Anbieter bei Null gestartet, sondern hatte bereits Bitcoin im Wert von mehreren Milliarden Dollar im Balance Sheet. Allerdings sind die Gebühren mit 1,5% bei Grayscale deutlich höher als bei der Konkurrenz, die 0,25% als beste Kondition bei gleich mehreren Anbietern aufzuweisen hat.

Aufgrund dessen ist es durchaus nachvollziehbar, dass der Grayscale ETF in den vergangenen Tagen Bitcoin-Abflüsse im Wert von über einer Milliarde Dollar verzeichnet hat, während die anderen ETF-Anbieter Kapital in sich aufnehmen und damit Bitcoin vom Krypto-Markt in ihre Balance Sheets aufsaugen konnten. Unter dem Strich hemmt der Grayscale-Abverkauf jedoch die Preisentwicklung.

Das Makro-Bild bleibt wichtig

Die ETF-Märkte sind zwar in Windeseile zu einem der dominanten Faktoren für die Preisentwicklung am Bitcoin-Markt geworden, jedoch dreht sich die Welt auch abseits der ETF-Thematik weiter. Und hier ist das Makro-Bild zum Jahresstart wieder deutlich unsicherer geworden. Es stehen neue Fragezeichen vor dem weiteren Verlauf der Geldpolitik und damit der Entwicklung der Liquidität an den Märkten, die vor allem für einen steigenden Bitcoin-Preis, jedoch auch für die Entwicklung der Aktienmärkte wichtig ist. 

Es besteht weiterhin eine deutliche Diskrepanz zwischen der Erwartungshaltung des Marktes an die Federal Reserve, was mögliche Zinssenkungen angeht, und den tatsächlichen Plänen der geldpolitischen Entscheidungsträger. Diese Unsicherheit hat sich in den vergangenen Handelstagen in Form einer volatilen Seitwärtsbewegung in der Nähe der Allzeithochs an den US-Aktienmärkten und einem ebenso volatilen Bitcoin-Preis materialisiert.

An sich bleibt das Fundament für eine weitere Rally gelegt: Die Fed ist zumindest verbal in eine lockerere geldpolitische Haltung übergegangen und die Zentralbanken weltweit tun es ihr gleich. Zudem bleiben weiterhin verschiedene Liquiditätshähne an den Märkten aufgedreht, darunter das Reverse Repo Programm der Fed, sowie das Notfallliquiditätsprogramm (BTFP) zur Stützung des US-Bankensektors. Mehr Klarheit werden wohl die Termine zum Ende des ersten Quartals bringen, wenn die Fed zum ersten Mal die Zinsen senken sollte und das BTFP vorerst ausläuft.

Kommt jetzt eine deutlichere Korrektur für Bitcoin?

Das kurzfristige Momentum hat Bitcoin definitiv eingebüßt. Der Kurs ist sowohl unter seinen 21-Tage-Trend als auch unter seinen 50-Tage-Trend gefallen. Im Weekly-Chart wird ersichtlich, dass der Kurs sich noch vor einer größeren Korrektur sträubt. Sowohl der zuletzt etablierte Support um die Marke von 41.500 Dollar als auch der langfristige Aufwärtstrend seit dem Ende des Bärenmarktes halten. 

Quelle: Tradingview

Sollten diese charttechnischen Unterstützungen jedoch brechen, rückt als nächstes die Zone zwischen 40.000 und 38.000 Dollar ins Visier, sowie das Bullmarket-Supportband, welches sich aus dem einfachen 20-Wochen-Trend und dem exponentiellen 21-Wochen-Trend bildet. Das wiederkehrende Verhalten von Bitcoin aus den vergangenen Zyklen würde ebenfalls nicht gegen eine Korrektur sprechen. Zu Beginn eines jeden Halving-Jahres ist der Bitcoin-Kurs in einer Korrekturbewegung zurück an das Bullmarket-Supportband gefallen, bevor der Bullenmarkt anschließend weitergegangen ist. Nur das Jahr 2020 war ein Ausreißer, da kurz darauf das Blackswan-Event des Corona-Crashs eingetreten ist und den Bitcoin-Kurs zusammen mit den restlichen Finanzmärkten in den Abgrund gestoßen hat.

Quelle: Tradingview

Bisher folgt Bitcoin seinen vergangenen zyklischen Preisbewegungen auch in diesem neuen Zyklus wieder überraschend genau: Nach einem Bärenmarkt-Jahr (2022), welches ein Jahr vor dem Pre-Halving-Jahr stattfindet, ist – genau wie in den vergangenen Zyklen – auch in diesem Zyklus anschließend ein Ausbruch aus dem Bärenmarkt im Pre-Halving-Jahr (diesmal 2023) gefolgt. Das wiederum gefolgt von einem weiteren Shakeout um die Spätsommerzeit herum, sprich im August/September, der den Kurs noch einmal unter wichtige Indikatoren wie den 200-Tage-Trend und das Bullmarket-Supportband schickt, bevor der Bullrun anschließend fortgesetzt werden kann.  

Es besteht nicht unbedingt ein Kausalzusammenhang zwischen diesen wiederkehrenden Preismustern, doch charttechnische Analyse und saisonale Verhaltensweisen der Märkte werden durchaus von wiederkehrenden fundamentalen Zyklen beeinflusst – genau wie durch die Psychologie der Anleger, aus denen der Markt letzten Endes besteht. Verlassen sollte man sich darauf nicht, es gibt jedoch zumindest eine grobe Orientierung, was als nächstes passieren könnte.

Langfristig bleibt das Bild für Bitcoin jedoch bullisch, sowohl charttechnisch als auch auf fundamentaler Ebene. Der ETF-Markt ist ein Langzeit-Spiel. Eine erste sinnvolle Beurteilung des Einflusses durch die ETFs kann frühestens in ein paar Monaten getroffen werden, da die Kapitalflüsse im ETF-Markt generell träger und langfristiger ausgelegt sind. Auch der „Grayscale Effekt“ dürfte eher temporärer Natur sein, entweder wenn die Umschichtung bis zu einem Grad abgeschlossen ist, zu dem sie keine großen Preis-Auswirkungen mehr hat oder bis Grayscale klein beigibt und die Gebühren an die Konkurrenz anpasst, um weitere Abflüsse zu verhindern.

Denken Sie langfristig!

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