Starke Unternehmenszahlen bringen Europas Börsen auf Trab

Reuters · Uhr

Frankfurt (Reuters) - Überraschend starke Firmenbilanzen haben Anleger zur Wochenmitte zurück an die europäischen Aktienmärkte gelockt.

Der Dax

Stärkster Treiber waren einmal mehr die Tech-Konzerne. SAP-Aktien kletterten um bis zu 8,2 Prozent auf ein Rekordhoch, nachdem das Softwarehaus erneut zweistellige Wachstumsraten sowie einen radikalen Konzernumbau angekündigt hatte, der SAP auf Künstliche Intelligenz ausrichten soll. "Ein starker Geschäftsbericht eines starken und selbstbewussten Spielers", lobte ein Börsianer. Auch die über den Erwartungen liegenden Quartalszahlen bei ASML lockten Anleger. Die Aktien des Zulieferers der Chipindustrie hoben in Amsterdam um bis zu 7,5 Prozent ab. Dank eines Nachfragebooms in China stieg der Nettogewinn um neun Prozent auf zwei Milliarden Euro. Der europäische Tech-Index sprang um mehr als drei Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Zuvor hatte bereits der Streamingdienst Netflix mit einem Rekordkundenplus gepunktet.

"Die Zurückhaltung der Anleger in den vergangenen Tagen in Sachen Berichtssaison war zumindest mit Blick auf die Nachrichten von Netflix und SAP nicht berechtigt", sagte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets. "Beide Unternehmen haben abgeliefert und genau das im Gepäck, was Anleger hören wollen." Noch vor SAP setzte sich Siemens Energy mit einem Plus von bis zu knapp 13 Prozent an die Dax-Spitze. Der durch seine spanische Windanlagen-Tochter Gamesa in Turbulenzen geratene Technologiekonzern ist im ersten Quartal 2023/24 in die Gewinnzone zurückgekehrt. "Positive Nachrichten nach einer Reihe von Enttäuschungen in den letzten Monaten hauptsächlich aufgrund des Gamesa-Desasters", sagte ein Händler.

RÜCKENWIND AUS CHINA

"Bisher sehen wir in Europa vor dem Hintergrund eines ziemlich herausfordernden makroökonomischen Umfelds gute Gewinnberichte", sagte Richard Flax, Investmentchef bei Moneyfarm. "Es gibt Anlegern die Möglichkeit, sich etwas stärker auf die Fundamentaldaten der Unternehmen und das allgemeine Unternehmensumfeld zu konzentrieren."

Positive Impulse kamen auch aus der Volksrepublik, wo Chinas Notenbank der Wirtschaft angesichts der holprigen Erholung im Reich der Mitte erneut zur Hilfe eilt: Um die Risikobereitschaft weiter anzukurbeln, kündigte die chinesische Zentralbank an, dass sie ab dem 5. Februar die Menge an Bargeld reduzieren wird, die Banken als Reserven halten müssen. Damit haben die Banken mehr Spielraum für Kredite. "Die Senkung des Mindestreservesatzes könnte einige Mittel freisetzen", konstatierte Ken Cheung, Stratege der Mizuho Bank.

Zuvor hatte bereits die Aussicht auf ein Rettungspaket für die unter Druck geratenen chinesischen Börsen Anleger zurück an die chinesischen Aktienmärkte gelockt. Die aufgehellte Stimmung ließ sie auch bei europäischen Luxusfirmen mit Fokus auf China zugreifen: LVMH, Kering und Richemont stiegen zwischen 1,3 und zwei Prozent.

Unterdessen ergab eine Umfrage, dass die Wirtschaft in der Euro-Zone ihre Talfahrt im Januar etwas gebremst hat. Der Einkaufsmanagerindex stieg um 0,3 auf 47,9 Punkte. Das ist der höchste Stand seit einem halben Jahr, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Mittwoch zu seiner monatlichen Umfrage unter Tausenden Unternehmen mitteilte. Dafür sorgte die Industrie. Bei den Dienstleistern gab das Barometer dagegen nach.

(Bericht von Shristi Achar A, geschrieben von Stefanie Geiger, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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