Commerzbank-Chef - Fusion mit Deutscher Bank für uns kein Thema

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- von Klaus Lauer

Berlin (Reuters) - Commerzbank-Chef Manfred Knof dämpft Spekulationen über ein Zusammengehen seines Instituts mit der Deutschen Bank.

Auf die Frage, ob die Commerzbank erneut eine Fusion mit dem Branchenprimus in Deutschland ausloten könnte, sagte Knof am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters: "Nein, das ist nicht unser Thema. Das ist, glaube ich, immer eher ein Thema für Journalisten und Medien – aber nicht für uns." Der Vorstandsvorsitzende von Deutschlands zweitgrößter Bank fügte am Rande einer Wirtschaftskonferenz der "Welt" in Berlin hinzu: "Die Kunden wollen eigenständige private Banken, bei denen sie dann auch wirklich ihre Geschäfte finanziert bekommen." Die Commerzbank konzentriere sich auf ihr Strategieprogramm 2027, das auf Wachstum ausgerichtet sei.

Die beiden größten deutschen Banken hatten 2019 eine Fusion durchgespielt, diese dann aber abgesagt, um zunächst eigene Hausaufgaben zu erledigen. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und der seit Anfang 2021 amtierende Knof haben zuletzt mit dem Abbau tausender Jobs und teilweise dem Schließen von hunderten Filialen versucht, ihre Banken jeweils wieder auf Kurs zu bringen. Knof hat in der Vergangenheit wiederholt betont, dass die Commerzbank auf eigenen Füßen gut klarkomme und die Unabhängigkeit des Instituts verdeutlicht.

"UNABHÄNGIG IST, DASS WIR EINE EIGENSTÄNDIGE BANK SIND"

Auf die Frage, ob Unabhängigkeit für ihn auch bedeute, dass die Commerzbank quasi auch das Deutschland-Geschäft einer globalen Bank sein könnte, sagte Knof zu Reuters: "Unabhängig bedeutet, dass wir eine eigenständige Bank sind und Gestaltungsfreiheit haben, was ja im Interesse unserer Kunden ist." Dafür stünden alle Beschäftigten und er selbst jeden Tag auf. "Das ist auch die Botschaft, die wir von unseren Kunden, vom deutschen Mittelstand, bekommen", betonte der 58-Jährige. "Unsere Kunden wollen eine eigenständige private deutsche Bank haben, die den Mittelstand ins Ausland begleitet und dessen Investitionen finanziert."

Knof ließ sich nicht in die Karten schauen, ob er eine zweite Amtszeit als Commerzbank-Chef anstrebt. "Das besprechen wir, wenn es soweit ist." Das stehe momentan nicht an. "Ich konzentriere mich weiter auf die Umsetzung unserer Strategie."

KNOF SKEPTISCH ZUR KONJUNKTUR - WACHSTUM NUR MIT REFORMEN

Der Manager äußerte sich zurückhaltend zur Konjunktur. "Die deutschen Unternehmen und der Mittelstand sind zum Glück sehr widerstandsfähig." Allerdings lahme die Konjunktur derzeit und es sei "keine Dynamik zu erkennen". Folgen für das eigene Geschäft merkt er bisher eher wenig. "Wir sehen in der Breite keine Welle von Kreditausfällen", sagte Knof. "Allerdings spüren wir die Zurückhaltung der Unternehmen bei den Investitionen." Der Investitionsstau der deutschen Wirtschaft werde jeden Tag größer.

Nach einem Schrumpfen der Wirtschaft 2023 um 0,3 Prozent werde es wohl auch 2024 keine positiven Zahlen beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) geben. Die Commerzbank rechne mit einem leichten BIP-Rückgang von weniger als einem halben Prozent. "Das ist keine tiefe Rezession", sagte Knof. "Wachstumsdynamik erwarte ich erst dann wieder, wenn die strukturellen Themen angepackt werden und davon gibt es ja genug."

Hier berichteten auch die Kunden täglich von Sorgen und Ängsten. "Wir brauchen eine Zukunftsagenda, die die großen Themen der Wirtschaft adressiert: Digitalisierung, Energie, Infrastruktur, Bildung." So eine Zukunftsagenda müsse gut kommuniziert werden und möglichst alle Menschen mitnehmen. Das könne dazu beitragen, die Bremse der Investitionen auch in Deutschland wieder zu lockern. "Das würde helfen, damit wir auch in der grünen und in der digitalen Transformation vorankommen", sagte Knof. Hier gebe es zwar einen "riesigen gesellschaftlichen Konsens, dass wir eine solche Transformation brauchen". Aber zugleich falle es schwer, dies umzusetzen. Der grüne und digitale Umbau werde nur dann gelingen, "wenn wir jetzt auch deutlich mehr privates Kapital mobilisieren."

(Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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