SAP macht sich fit für KI-Ära - 8000 Jobs betroffen

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Frankfurt (Reuters) - Durch den verstärkten Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) stehen bei SAP Tausende Stellen auf dem Prüfstand.

Gleichzeitig steckt Europas größtes Softwarehaus zusätzliches Geld in diese neue Technologie, um durch zusätzliche Angebote sein Wachstumstempo hoch zu halten. Vom Konzernumbau seien etwa 8000 der insgesamt mehr als 105.000 Arbeitsplätze betroffen, sagte Vorstandschef Christian Klein am Mittwoch. Stellen fielen in wachstumsschwachen oder schrumpfenden Bereichen weg, wie zum Beispiel der Wartung von Lizenzsoftware. Er hoffe, dass etwa zwei Drittel dieser Mitarbeiter Angebote wie Umschulungen oder Ruhestandsregelungen nutzten. Da gleichzeitig in zukunftsträchtigen Bereichen eingestellt werde, bleibe die Gesamtzahl der Beschäftigen voraussichtlich gleich.

Die Kosten für den Umbau bezifferte SAP auf etwa zwei Milliarden Euro. "Damit werden wir auch zukünftig wegweisende Innovationen entwickeln und gleichzeitig die Effizienz unserer Geschäftsprozesse verbessern", sagte Klein.

SAP-AKTIEN NEHMEN REKORDJAGD WIEDER AUF

Bei Anlegern kamen diese Pläne gut an: SAP-Aktien stiegen um bis zu 8,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 161,54 Euro und steuerten auf den größten Tagesgewinn seit mehr als vier Jahren zu. Der Walldorfer Konzern drehe an den richtigen Stellschrauben, um sich auf die neue KI-Ära vorzubereiten, lobte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Auch wenn dabei einige Mitarbeiter auf der Strecke bleiben dürften, ist die Personalpolitik weniger eine Kostenfrage als mehr eine strategische, in der auch viele neue Chancen entstehen dürften."

Darauf setzt auch Konzernchef Klein: "Mehr als die Hälfte unserer Kunden entscheiden sich für unsere Premium-Pakete." Früheren Aussagen zufolge kann SAP für seine mit KI ausgerüsteten Produkte Aufschläge von bis zu 30 Prozent verlangen. Der SAP-Chef wies am Mittwoch darauf hin, dass diese Technologie teilweise auch in Standardangeboten Einzug halten werde.

STARKE BILANZ 2023 - OPTIMISTISCHER AUSBLICK AUF 2024

Im vergangenen Jahr bescherten ein boomendes Cloud-Geschäft und Einsparungen SAP kräftige Zuwächse. Das operative Ergebnis stieg den Angaben zufolge währungsbereinigt um 13 Prozent auf 8,721 Milliarden Euro und damit stärker als von Branchenexperten erwartet. Die Cloud-Erlöse wuchsen um 23 Prozent auf 13,664 Milliarden Euro. "Wir haben Wort gehalten und trotz eines ungünstigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds ein zweistelliges Wachstum erreicht", sagte Finanzchef Dominik Assam. Im laufenden Jahr wolle er die Ertragskraft weiter steigern.

Für 2024 peilt das Unternehmen bei den Cloud-Umsätzen ein Plus von 24 bis 27 Prozent auf 17 bis 17,3 Milliarden Euro an. Das Betriebsergebnis werde voraussichtlich um 17 bis 21 Prozent auf 7,6 bis 7,9 Milliarden Euro steigen. "Ein starker Geschäftsbericht eines starken und selbstbewussten Spielers", lobte ein Börsianer.

Unabhängig davon passte der Konzern seine mittelfristigen Ziele an, um einer veränderten Bilanzierungspraxis Rechnung zu tragen. Weil bei den maßgeblichen Kennziffern künftig unter anderem die Kosten für Aktienvergütungen hineingerechnet werden, werde der operative Gewinn 2025 nun bei rund zehn statt etwa 11,5 Milliarden Euro liegen. Auch hier liegt das Unternehmen über den Erwartungen: Analysten hatten mit einer deutlicheren Senkung gerechnet. Beim Konzern- und Cloud-Umsatz stellt SAP wie bisher 37,5 beziehungsweise 21,5 Milliarden Euro in Aussicht.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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