Hapag-Lloyd-Chef - Krise im Roten Meer kann noch Monate dauern

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Hamburg (Reuters) - Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd stellt sich darauf ein, das Rote Meer wegen Sicherheitsrisiken möglicherweise noch monatelang umfahren zu müssen.

"Wir glauben nicht, dass es übermorgen vorbei sein wird", sagte Konzernchef Rolf Habben Jansen am Dienstagabend vor Journalisten in Hamburg. "Ob es noch ein, drei oder fünf Monate dauert? Man weiß es nicht." Mit mehr als einem halben Jahr rechne das Unternehmen aber nicht. Letztlich brauche es eine politische Lösung und einen Einsatz zum Schutz von Frachtern "in irgendeiner Form".

Die EU strebt einen Marine-Einsatz zum Schutz der Handels-Schifffahrt im Roten Meer an, wo es immer wieder zu Attacken von Huthi-Rebellen aus dem Jemen gekommen ist. Habben Jansen sagte, es sei wichtig, dass die EU aktiv werde. Auch aus Deutschland gebe es dazu positive Aussagen. "Hoffen wir mal, dass das auch umgesetzt wird."

Nach einem Angriff auf ein Hapag-Lloyd-Schiff Mitte Dezember verzichtet die Reederei - wie viele Rivalen auch - auf die Passage durch den ans Rote Meer grenzenden Suezkanal. Der Umweg hat die zuvor stark rückläufigen Frachtraten steigen lassen - also die Preise, die Reedereien von ihren Kunden für den Transport ihrer Güter verlangen. Die Umleitung der Schiffe um die Südspitze Afrikas führt zu Verzögerungen von bis zu drei Wochen, was sich zum Jahresende bei Hapag-Lloyd bereits auf die Transportmengen auswirkte. Im Dezember seien 150.000 Standardcontainer (TEU) weniger befördert worden als erwartet, sagte Habben Jansen. Hapag-Lloyd transportiert auf seinen mehr als 260 Schiffen normalerweise jährlich knapp zwölf Millionen TEU - also im Schnitt eine Million TEU im Monat.

"DAS WIRD SICH WIEDER EINPENDELN"

Der Umweg lässt zugleich die Kosten für die Reederei steigen, weil zur bestmöglichen Einhaltung der mit den Kunden vereinbarten Termine mehr Schiffe auf den einzelnen Linien eingesetzt werden. Auch fahren die Frachter schneller als üblich und verbrauchen damit mehr Treibstoff. "Wir geben Vollgas", sagte der Konzernchef. Zudem habe Hapag-Lloyd für 350 Millionen Dollar 125.000 Standardcontainer zusätzlich angeschafft. "Sonst hätte es einen Mangel gegeben." Mit einem Chaos in der Container-Schifffahrt rechne er aber nicht. "Das wird sich wieder einpendeln." Sobald wieder durch den Suezkanal gefahren werden könne, gebe es eine sehr schnelle Normalisierung.

In Zeiten von Corona-Lockdowns und brüchigen Lieferketten hatten Reedereien unter anderem mit einem Mangel an Leer-Containern zu kämpfen, fuhren angesichts in die Höhe geschossener Frachtraten aber auch enorme Gewinne ein. 2023 bekam Hapag-Lloyd das Ende dieser Sonderkonjunktur deutlich zuspüren. Der Betriebsgewinn (Ebit) schmolz auf 2,5 Milliarden Euro und damit auf ein Siebtel des Vorjahreswertes. Im Schlussquartal stand ein Minus von 200 Millionen Euro in den Büchern des Traditionskonzerns. Als Grund nannte Hapag-Lloyd vor allem die im vergangenen Jahr stark gesunkenen Frachtraten.

Eine genaue Prognose für das laufende Quartal wollte Habben Jansen nicht abgeben, verwies aber auf die inzwischen wieder steigenden Frachtraten. "Es wäre nicht unlogisch, wenn Q1 besser wäre als Q4."

(Bericht von Elke Ahlswede, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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