Ökonomen zur Inflationsentwicklung in Deutschland

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Die Inflation in Deutschland hat zu Jahresbeginn 2024 deutlich an Tempo verloren. Die Verbraucherpreise lagen im Januar um 2,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch anhand vorläufiger Daten mitteilte. Dies ist der niedrigste Wert seit Juni 2021 mit damals 2,4 Prozent. Im Dezember hatte die Jahresteuerungsrate noch 3,7 Prozent betragen.

Einschätzungen von Ökonomen zur Preisentwicklung und zu möglichen Folgen für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB)

Ralph Solveen, Volkswirt Commerzbank

„Die deutsche Inflationsrate ist im Januar wieder deutlich von 3,7 Prozent auf 2,9 Prozent gefallen. Ausschlaggebend hierfür war die Entwicklung der Energiepreise, bei denen ein Basiseffekt wegfiel. Zudem hatten die zahlreichen zur Jahreswende wirksam gewordenen staatlichen Maßnahmen einen deutlich geringeren Effekt als von uns unterstellt. Die Kernteuerungsrate ist nur leicht von 3,5 Prozent auf 3,4 Prozent gefallen, wobei die Teuerungsrate bei Dienstleistungen Anzeichen einer Stabilisierung zeigt.“

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der DZ Bank

„Der rückläufige Inflationstrend wird sich fortsetzen. Zwar sorgen die stellenweise üppigen Lohnabschlüsse im Dienstleistungssektor für Preisdruck, doch andererseits sitzt die Geldbörse in Anbetracht der hohen Inflationsraten in den vergangenen Jahren nicht locker. Dies zeigten die ebenfalls heute veröffentlichten Einzelhandelsumsätze für den Dezember und für das Gesamtjahr 2023.“

Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust

„Der Rückgang der Jahresteuerung ist erfreulich, er signalisiert aber noch keine Rückkehr zur Preisstabilität. Für die EZB ist die Preisentwicklung in der größten Volkswirtschaft der Währungsunion noch kein Grund für die Lockerung der Geldpolitik.“

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank

„"Nach der Sinkphase der vergangenen Monate geht die Inflation jetzt in den Landeanflug auf das 2-Prozent-Ziel über. Die erste Zinssenkung durch die EZB werden wir im Sommer erleben - eher zum Sommeranfang als zum Ende des Sommers.“

Michael Herzum, Leiter Economics und Macro Strategy bei Union Investment

„Die Chancen für eine geringere Teuerung bleiben intakt. Angebot und Nachfrage sind bei Gütern und Dienstleistungen weitgehend ins Gleichgewicht gekommen, womit der Preisdruck nachlässt. Daran ändert auch die Beeinträchtigung der Container-Schifffahrt im Roten Meer wenig. Zwar würde eine dauerhafte Störung die Lieferkosten nachhaltig erhöhen und somit auch die Güterpreise etwas anheben. Anders als während der Coronapandemie dürfte dies aber nur einen geringen Einfluss auf die Preise haben. Wir erwarten im Jahresverlauf einen Rückgang der Kerninflation auf 2,5 Prozent. Die Europäische Zentralbank kann damit im Juni mit Zinssenkungen beginnen.“

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING Bank

„Wir gehen weiterhin davon aus, dass die EZB im Juni mit Zinssenkungen beginnen wird. Warum? Zuallererst: Selbst wenn das BIP-Wachstum weiterhin hinter den Erwartungen der EZB zurückbleibt, gibt es für die EZB keinen Grund, auf ein langsameres Wachstum mit einer baldigen Zinssenkung zu reagieren, solange sich die Eurozone de facto in einer Stagnation befindet und nicht in eine schwerere Rezession abrutscht, und solange die EZB weiterhin eine Rückkehr zu potenziellen Wachstumsraten ein oder zwei Quartale später vorhersagt.“

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