Zinspolitik

Ökonomen zur Zinsentscheidung der US-Notenbank

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Quelle: Domenico Fornas/Shutterstock.com

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) belässt ihren Leitzins zum vierten Mal in Folge unverändert auf hohem Niveau. Er liegt damit weiterhin in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent, wie der Zentralbankrat am Mittwoch in Washington mitteilte. Die Fed machte deutlich, dass sie noch nicht bereit sei, die Zinsen zu senken. Man müsse erst mehr Vertrauen gewinnen, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung zwei Prozent bewege.

Das sagen Bankvolkswirte zu den Fed-Entscheidungen

Bernd Weidensteiner und Christoph Balz, Analysten Commerzbank

„Die Fed hat ihre Leitzinsen auf der heutigen Sitzung unverändert gelassen. Die US-Notenbank hat aber ihren Zinsausblick geändert und den Verweis auf mögliche weitere Zinserhöhungen gestrichen. Stattdessen öffnet sie die Tür für Zinssenkungen, auch wenn sie hierfür erst noch mehr Sicherheit gewinnen will, dass die Inflation wirklich besiegt ist. Eine Zinssenkung bereits auf der nächsten Sitzung im März ist unwahrscheinlich.“

Paul Mielczarski, Leiter Makrostrategie Brandywine Global

„In ihrer Stellungnahme nahm die Fed die restriktive Ausrichtung der Politik zurück und bestätigte, dass die Wachstums- und Inflationsrisiken nun besser im Gleichgewicht sind. Allerdings wies die Fed auch darauf hin, dass sie mehr Anhaltspunkte dafür benötigt, dass sich die Inflation in Richtung zwei Prozent bewegt, bevor sie die Zinsen senkt. Die Erklärung verringert die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im März.“

Christian Scherrmann, Analyst DWS

„Wie allgemein erwartet, haben die Zentralbanker auf ihrer ersten Sitzung des Jahres die Zinssätze unverändert gelassen. Die eigentliche Neuigkeit war jedoch eine klare Botschaft in ihrer Presseerklärung: Sie haben nicht die Absicht, die Zinsen zu senken, bis sie größeres Vertrauen in eine tatsächliche Abkühlung der Inflation gewinnen. Dieser Hinweis, dass Zinssenkungen nicht unmittelbar bevorstehen, geht einher mit einer neuen Einschätzung ausgewogenerer Risiken und dem Wegfall der Tendenz zur Straffung für mögliche künftige Zinsanpassungen.“

Michael Heise, der Chefökonom HQ Trust

„Die Botschaft einer stetigen Geldpolitik durch die US-Notenbank ist sehr zu begrüßen. Die jüngsten Daten zur US-Wirtschaft - kräftiges Wachstum, steigende Beschäftigung und anhaltende Preissteigerungen bei Dienstleistungen (ohne Energie) - geben keinen Anlass, baldige Zinssenkungen in Aussicht zu stellen und die Finanzmarktteilnehmer damit noch stärker auf einen Richtungswechsel einzustimmen. Schon in den vergangenen Monaten haben die Zinssenkungserwartungen der Finanzmärkte die Finanzierungsbedingungen an den Kapitalmärkten verbessert und damit die erwünschten Bremswirkungen der Geldpolitik gemindert.“

Elmar Völker, Analyst Landesbank Baden-Württemberg

„Es deutet ... angesichts der fallenden Inflation alles darauf hin, dass der nächste Schritt eine Senkung sein wird. Die Spekulation vieler Finanzmarktteilnehmer, dass die Zinswende schon im März kommt, hat die Fed allerdings nicht genährt. Eine solch baldige Zinssenkung ist aus heutiger Sicht wenig wahrscheinlich, sofern sich das US-Makroumfeld in den kommenden Wochen nicht abrupt ändert. (...) Wir gehen derzeit davon aus, dass die US-Notenbank ihre Geldpolitik im Juni erstmals lockern wird.“

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