Anlagestrategie

So stellst du dein Anleihe-Portfolio auf Zinsveränderungen ein

onvista · Uhr

Auch wenn die US-Notenbank die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen gedämpft hat, sind Renditerückgänge wahrscheinlich. So kannst du mit Anleihen davon profitieren.

Quelle: GERARD BOTTINO/Shutterstock.com

Die Finanzwelt spaltet sich aktuell in zwei Lager. Auf der einen Seite stehen die Notenbanker, die durch ihre Zinspolitik versuchen, die inflationären Tendenzen der letzten Handelsmonate in den Griff zu bekommen. Das haben die Notenbanken in Europa und den USA bekanntlich mittels Leitzinsanhebungen versucht. Dabei wurde immer wieder darauf verwiesen, dass die Zeiten des aktuell höheren Zinsniveaus durchaus von längerer Dauer ("higher for longer") sein können.

Auf der anderen Seite stehen nun die vielen Marktteilnehmer, die seit der Finanzmarktkrise 2007/ 2008 durch Leitzinsen auf Rekordtief verwöhnt worden sind. Die Spuren dieser extrem niedrigen Zinsphase sind sowohl in den Immobilienmärkten als auch den Anleihemärkten gut erkennbar gewesen.

Dieses Lager hofft auf eine baldige Zinswende und wünscht sich die alten Zeiten niedriger Zinsen wieder her. Wer gewinnen wird, zeigt sich in den kommenden Handelswochen. Die Auswirkungen der zukünftigen Geld- und Zinsmarktpolitik in Europa und den USA sind bereits jetzt erkennbar. Nicht nur an den Aktien-, sondern auch an den Anleihemärkten.

Anleihen sind grundsätzlich eine beliebte Anlageform für Anleger, die ein regelmäßiges Einkommen und einen gewissen Schutz vor Notierungsschwankungen suchen. In Zeiten steigender Zinsen können Anleihen jedoch auch Risiken bergen.

Wie wird sich die nahe Zukunft in dieser Anlageklasse darstellen und kann es lukrativ sein, sich diesem Segment auch als Privatanleger anzunähren?

Die Bedeutung von Duration in Zeiten steigender Zinsen

In der Finanzwelt spielen Anleihen eine entscheidende Rolle. Sie gelten als relativ sichere Investitionen, bieten regelmäßige Zinszahlungen und tragen zur Diversifizierung eines Portfolios bei. Insbesondere die großen Kapitalsammelstellen wie Banken, Versicherungsunternehmen und Pensionskassen legen einen Großteil ihrer Anlagevermögen im Anleihemarkt an. Doch besonders in Zeiten steigender Zinsen ist es wichtig, die Konzepte von Anleihen und insbesondere die Wirkungsweise der so genannten Duration zu verstehen.

Anleihen sind Schuldverschreibungen, die von Unternehmen oder Staaten herausgegeben werden. Anleger, die eine Anleihe kaufen, verleihen dem Emittenten Geld und erhalten dafür Zinsen in fester oder variabler Form. Am Ende der Laufzeit der Anleihe wird der ursprüngliche Betrag an den Anleger zurückgezahlt. Die regelmäßigen Zinszahlungen machen Anleihen, insbesondere für konservative Anleger attraktiv, die Stabilität und Cashflows in ihrem Portfolio wollen.

Der Zinssatz einer Anleihe ist zugleich der wichtigste Bewertungsfaktor. Er bestimmt die Höhe der Zinszahlungen, die der Anleiheinvestor erhält.

Die Laufzeit einer Anleihe ist die Zeitspanne, bis die Anleihe zurückgezahlt wird. Die Laufzeit hat einen entscheidenen Einfluss auf die Höhe der Zinsausstattung und das Risiko. Es gibt Anleihen, die ausschliesslich zum Laufzeitende getilgt werden, aber auch welche, bei denen Teilrückzahlungen bereits innerhalb der Laufzeit vorgenommen werden. Die Duration einer Anleihe hilft an dieser Stelle weiter. Denn sie ist quasi der gewichtete Mittelwert der Zahlungszeitpunkte, die ein Anleger aus seiner Anleiheinvestition erhält.

Die Duration entscheidet, wie zinssensibel Bonds sind

Die Zinszahlungen und die Laufzeit einer Anleihe werden dagegen durch die modifizierte Duration vereint.

Daneben sind zusätzlich die Bonität, welches ein Maß für die Kreditwürdigkeit des Emittenten der Anleihe ist und die Liquidität der jeweiligen Anleihen wichtige Kriterien.

Die modifizierte Duration ist ein zentrales Konzept bei der Anleihenbewertung. Sie gibt die durchschnittliche Zeit an, die benötigt wird, um die Kapitalanlage in Form von Zinszahlungen und Kapitalrückzahlungen zurückzuerhalten. Es ist wichtig zu verstehen, dass die modifizierte Duration nicht einfach die Laufzeit einer Anleihe ist, sondern auch ihre Zinszahlungen und den aktuellen Marktzins berücksichtigt. Die Duration ist ein Maß dafür, wie stark der Wert einer Anleihe von Zinsänderungen beeinflusst wird. Je höher die Duration ist, desto stärker reagiert der Anleihewert auf Zinsänderungen.

Im Anleihe-Bereich von onvista findest du regelmäßig unter anderem auch die beiden wichtigen Kenngrößen Duration und modifizierte Duration in der Renditeübersicht zu den jeweiligen Anleihen.

Anleihen in Zeiten steigender Zinsen

In Phasen von ansteigenden Zinsen ist die Duration von Anleihen entscheidend. Wenn die Zinsen am Markt steigen, fallen die Kurse von bestehenden Anleihen, da Investoren in neue Anleihen mit höheren Zinssätzen wechseln können und dadurch höhere Zinszahlungen erhalten. Die Duration gibt an, wie stark der Kurs einer Anleihe auf Zinsänderungen reagieren wird.

Je länger die Duration, desto empfindlicher reagiert die Anleihe auf Zinsänderungen. Das bedeutet, dass Anleihen mit längeren Laufzeiten und festen Zinszahlungen stärker von Zinsanhebungen betroffen sind als zum Beispiel kurzlaufende Anleihen mit variablen Zinskupons.

In einem Umfeld steigender Zinsen ist es daher ratsam, Anleihen mit kürzeren Durationen zu bevorzugen. Kurzlaufende Anleihen reagieren weniger empfindlich auf Zinsänderungen und bieten daher einen gewissen Schutz vor Kursverlusten. Gleichzeitig ermöglichen sie es dem Anleger, schneller auf steigende Zinsen zu reagieren und das Portfolio anzupassen.

In Zeiten steigender Zinsen sollten Anleger, die in Anleihen investieren möchten, also genau auf die Duration ihrer Anleiheinvestments achten. Anleihen mit niedriger Duration sind in diesen Zeiten weniger anfällig für Kursschwankungen.

Zudem können Anleger auch durch eine gezielte Diversifikation ihres Anleiheportfolios ihr Risiko mindern. Dazu sollten sie Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten und Bonitäten in ihrem Portfolio halten.

Das Managements der Laufzeitenstruktur eines Anleiheportfolios hört sich dabei schwieriger an, als es in der Realität tatsächlich ist.

Je nach Marktkonditionen und Zinsausblick sollte die Laufzeitenstruktur deines Anleihe-Portfolios angepasst werden. In einem unsicheren Umfeld sollten Anleger möglicherweise kürzere Laufzeiten bevorzugen. Wenn sich die Situation an den Finanzmärkten wieder aufklart und der Zinstrendwechsel offiziell eingeläutet wurde, können auch wieder Anleihen mit längeren Laufzeiten und höheren Durationen in Betracht gezogen werden.  

Die Anlage in Anleihen erfordert ein Verständnis für die Bedeutung von Duration, insbesondere in Zeiten steigender Zinsen. Eine geschickte Auswahl von Anleihen mit passenden Durationen kann dazu beitragen, das Portfolio zu schützen und Chancen zu nutzen.

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