Heikos Grafiken der Woche

Beim realen Einkommen ist die Corona-Delle ausgebügelt

onvista · Uhr
Quelle: Virrage Images/Shutterstock.com

Ab dieser Woche stelle ich an dieser Stelle meine Grafiken der Woche vor. Dabei gilt das bekannte Motto: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Zusammenhänge aus der Wirtschaft und den Kapitalmärkten werden durch Grafiken einfach noch deutlicher und lassen sich auch besser erklären. 

Künftig schaue ich jede Woche auf die aktuelle Marktstimmung. In den USA gibt es dafür den bekannten Fear-and-Greed-Index des US-Senders CNN. Meine Kollegen aus dem Research haben einen eigenen Fear-and-Greed-Index für Europa aufgesetzt, der hier die aktuelle Marktstimmung wiedergibt. Gerade das vergangene Jahr hat gezeigt, wie schnell es zu Veränderungen kommen kann. Insofern lohnt es sich, auf Wochenbasis zumindest einen kurzen Blick auf die Marktstimmung zu werfen. 

Bei den anderen Grafiken setze ich meine Schwerpunkte anhand der aktuellen Nachrichtenlage. Ob Charts zur Bedeutung der chinesischen Wirtschaftskraft oder ein Blick auf Entwicklung der frei verfügbaren Einkommen in den USA: all das kann sich hier finden – ergänzt immer mit einer kleinen Einordnung. Also los geht's: 

Reales Einkommen: Der Trend stimmt

Quelle: US Bureau of Economic Analysis

Wie es mit der Wirtschaftskraft einer Nation aussieht, zeigt der Blick auf das „real verfügbare persönliche Einkommen“. Im Grunde ist es der Betrag, den die Bürger nach Zahlung der Einkommenssteuer und inflationsbereinigt noch ausgeben können.

Der Wert hat somit einen wichtigen Einfluss auf das Sparen, die Konsumausgaben und auch auf die Kreditaufnahme. Diese Grafik zeigt das Wachstum des real verfügbaren Einkommens in den USA seit 2017. Die eingefügte rote Linie verdeutlicht den langfristigen Trend von 2017 bis zur Corona-Rezession 2020 und schreibt den damaligen Trend fort.

Nach einigen pandemiebedingten Schwankungen ist das real verfügbare persönliche Einkommen nun fast dort, wo es gewesen wäre, wenn sich dieser ursprüngliche Trend fortgesetzt hätte. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Corona-Zeit, so schlimm sie auch war, in vielen Fällen doch nur einen geringen Einfluss auf viele langfristige Trends und Entwicklungen hatte.

Chinesisches BIP: Der Mann hinter Chinas Aufstieg

Quelle: IMF, eigene Berechnung

Chinas Aufstieg könnte die größte makroökonomische Erfolgsgeschichte der letzten zwei Jahrzehnte sein. Experten schreiben dem amtierenden Präsidenten Xi Jinping oft einen großen Teil des Verdienstes zu. Die Grafik, die das chinesische BIP als Prozentsatz des US-BIP zeigt, legt jedoch nahe, dass jemand anderes einen deutlich größeren Anteil am Erfolg hat. 

Tatsächlich ist die chinesische Wirtschaft seit Anfang der 2000er-Jahre viel schneller gewachsen als die US-Wirtschaft. Der größte Teil dieses Wachstums fand zwischen den roten Linien statt – also in den Jahren von 2003 bis 2013. Das waren die Jahre der Präsidentschaft von Hu Jintao. 

Dieses Wachstum setzte sich fort, als Xi Jinping 2013 die Macht übernahm. Doch mittlerweile hat der Trend gedreht und der Abstand zu den USA wird wieder größer. Fakt ist: Chinas Aufstieg ist seit Jahrzehnten beispiellos und die Entwicklung verläuft unabhängig vom jeweiligen Präsidenten. Aber in dem Maße, in dem Führung wichtig ist, hat jemand anderes Xi Jinping auf jeden Fall einen guten Start beschert. 

Fear-and-Greed-Index: Trotz Hoch keine Euphorie

Quelle: Shareholder Value Management AG

Die Anlegerstimmung in Europa hat zuletzt kräftig gedreht. Das zeigt sich im Ein-Jahres-Chart sowohl des europäischen Fear-and-Greed-Index , den mein Arbeitgeber Shareholder Value Management berechnet (Grafik oben). Die blaue Linie zeigt die kräftigen Ausschläge zwischen November und dem Stand heute (linke Skala).  

Die Werte können von 0,0 bis 1,0 ausfallen. Werte von weniger als 0,2 zeigen eine schlechte Marktstimmung an. Werte von 0,7 und mehr zeigen eine Euphorie an den Märkten. Die größte Aussagekraft hat dieser Indikator immer bei sehr niedrigen Werten, weil dann eine Trendwende zum Besseren oft nah ist. Aktuell sind die Werte für Europa wieder im neutralen Bereich – nach dem Stimmungshoch im Dezember. 

Das ist insofern erstaunlich, als dass europäische Aktien, gemessen am Stoxx Europe 600, ausgehend vom Stimmungshoch im Dezember noch einmal ein Stück zugelegt haben. Die Kurse sind also gegen die Stimmung gestiegen. Das spricht gegen eine Überhitzung des europäischen Aktienmarkts.

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