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dpa-AFX · Uhr
    Länderrisken: Coface passt Einschätzung für 13 Länder an (FOTO)
Mainz (ots) - Der Kreditversicherer Coface hat im Rahmen seiner Country Risk
Conference in Paris sein neuestes Risiko-Barometer vorgestellt. Die Analysten
von Coface rechnen 2024 mit einem Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsprodukts
(BIP) von 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr - nach 2,6 Prozent im vergangenen
Jahr. Insgesamt zwölf Länder, darunter Belgien, Dänemark und die Schweiz, werden
ab sofort besser bewertet, während sich die Länderrisikoeinschätzung für Israel
verschlechterte. Das Länderrisiko spiegelt die Wahrscheinlichkeit von erhöhten
Zahlungsausfällen bei Exportkrediten in einem Land in den kommenden sechs
Monaten wider.

Ein Risiko für die Stabilität und Sicherheit der Weltwirtschaft sind 2024 die
mehr als 60 anstehenden nationalen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen, die
zu geopolitischen Verschiebungen führen könnten. Dies gilt in erster Linie für
die Wahlen in den Vereinigten Staaten, denen angesichts der unterschiedlichen
Weltanschauungen der voraussichtlichen Kandidaten Joe Biden und Donald Trump
eine immense Bedeutung zukommt. Inwieweit das Wahlergebnis in Taiwan zu einer
Ausweitung der Spannungen mit China beiträgt, werden die kommenden Monate
zeigen. Der chinakritische Lai Ching-te, auch bekannt unter seinem englischen
Namen William Lai, ging Mitte Januar als Sieger hervor. Richtungsweisende Wahlen
stehen auch in Europa bevor: Neben der Wahl zum Europa-Parlament schreiten unter
anderem die Österreicher, wo die rechte FPÖ in den Umfragen weit vorne liegt,
und die Briten zur Wahlurne.

Inflation und Zinsen: ein ungünstiges Umfeld

Trotz eines Rückgangs der Teuerungsraten im Jahr 2023 liegt die Kerninflation,
welche Energie- und Nahrungsmittelpreise herausnimmt, in den meisten
entwickelten Volkswirtschaften immer noch doppelt so hoch, wie das Ziel der
Zentralbanken es vorgibt. 2024 wird zeigen, ob die seit über 18 Monaten laufende
Straffung bzw. Beibehaltung der restriktiven Geldpolitik ausreicht, um die
Inflationsraten wieder auf 2 Prozent zu bringen. Die nach wie vor angespannte
Lage an den Arbeitsmärkten mit wenigen Arbeitslosen, historisch hohen
Stellenangebotsquoten und einer anziehenden Lohndynamik deutet darauf hin, dass
der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen ist - unabhängig von etwaigen
Angebotsschocks, die im aktuellen geopolitischen Umfeld auftreten könnten, z. B.
durch die Verknappung am Ölmarkt. In puncto Zinsen gehört das Umfeld, an das
sich private Haushalte, Unternehmen und Regierungen in den letzten fünfzehn
Jahren gewöhnt haben, nun endgültig der Vergangenheit an. Die Zinssätze dürften
in allen entwickelten Volkswirtschaften das ganze Jahr über auf hohem Niveau
bleiben. "Die Markterwartungen von bis zu sechs Zinssenkungen zu je 25
Basispunkten im Laufe des Jahres erscheinen uns für beide Seiten des Atlantiks,
also sowohl in den USA als auch in Europa, übertrieben. In Europa rechnen wir
aufgrund des anhaltenden Kerninflationsdrucks frühestens ab Sommer 2024 mit
einer geldpolitischen Lockerung", sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.
"Dieses ungünstige wirtschaftliche Umfeld bleibt für Unternehmen ein Risiko,
wodurch auch die Insolvenzzahlen deutlich steigen könnten."

USA und Europa stagnieren, Schwellenländer treiben Wachstum

Ein "Soft Landing" der US-amerikanischen Wirtschaft wird von Coface als
wahrscheinlichstes Szenario gesehen. Dabei dürfte sich die Wirtschaftsaktivität
in der ersten Jahreshälfte aufgrund rückläufiger Ausgaben der privaten Haushalte
weiter abschwächen. Ein Grund: Die während der Pandemie angehäuften und nun
weitgehend aufgebrauchten Ersparnisse werden weiter schwinden. In Europa wird in
der ersten Jahreshälfte mit einer (Beinahe-)Stagnation gerechnet. Das
Verarbeitende Gewerbe wird weiterhin durch anhaltend hohe Kosten und eine
schleppende Auslandsnachfrage belastet.

Haupttreiber der Weltwirtschaft werden 2024 erneut die Schwellenländer sein, die
laut Coface 1,7 Prozentpunkte zum Wachstum des weltweiten BIP von 2,2 Prozent
beitragen. Auf die Schwellenländer entfallen somit drei Viertel des globalen
Wachstums - der größte Anteil seit 2013. Die chinesische Wirtschaft schien in
der zweiten Jahreshälfte 2023 wieder Tritt zu fassen und schloss das Jahr mit
einem BIP-Wachstum von 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, also leicht über dem
offiziellen Wachstumsziel, ab. Zu Jahresbeginn gerät die Wirtschaft der
Volksrepublik jedoch ins Stocken. "Der private Konsum erholt sich nur allmählich
und die Sorgen über die Korrektur des Immobilienmarktes schwelen weiter. Die
erhöhte Verschuldung auf kommunaler Ebene, die unter anderem zur Reduzierung
staatlicher Unterstützungsmaßnahmen führt, belastet weiterhin die privaten
Investitionen und die Stimmung der Verbraucher", sagt Christiane von Berg. Auch
Südostasien wird mit einem Wachstum von 4,6 Prozent erneut eine der
dynamischsten Regionen sein, nach 4 Prozent im Jahr 2023.

Der "Globale Süden" wird zwar Protagonist der Weltwirtschaft, ist aber nach wie
vor von großer Heterogenität geprägt. Die ärmsten und am stärksten verschuldeten
Länder werden weiterhin große Schwierigkeiten haben. Angesichts hoher Zinssätze
und eines weiterhin starken Dollars ist ein Wiederaufleben von Staatspleiten zu
befürchten. Einige Länder wie Sri Lanka, Ghana, Äthiopien, Malawi, Pakistan und
Laos sind bereits zahlungsunfähig oder stehen kurz vor einem Staatsbankrott.

Bestnoten für Schweiz und Dänemark

Die Risikobewertung von insgesamt 12 Ländern haben die Analysten von Coface
heraufgestuft, verbessern konnten sich unter anderem Belgien (von A3 auf A2),
Kroatien (jetzt in A3), Namibia (B) und Rumänien (neu in A4). Die Bestnote A1
erhielten die deutschen Nachbarländer Dänemark und die Schweiz. "In beiden
Ländern liegt die Inflation unter der Zwei-Prozent-Marke. Der private Konsum in
Dänemark hat sich erholt und wird durch einen stabilen Arbeitsmarkt gestützt.
Darüber hinaus sehen wir dort rückläufige Insolvenzzahlen. In der Schweiz hat
die Nationalbank die Zinsen nur auf 1,75 Prozent erhöht und damit die
Investitionstätigkeit Schweizer Unternehmen weniger gebremst. Darüber hinaus
sind Exportschlager wie Pharma- und Luxusprodukte relativ unabhängig von der
Konjunkturlage", erklärt Christiane von Berg.

Von A2 auf A3 hat Coface das Länderrisiko von Israel herabgestuft. Bereits vor
der Terrorattacke der Hamas gab es Anzeichen für eine Abschwächung der
Wirtschaft. Gründe waren die hohen Zinssätze und die hohe Inflation, wodurch die
Kaufkraft der privaten Haushalte und die Margen der Unternehmen geschmälert
wurden. Darüber hinaus haben die Bemühungen der Regierung, eine Justizreform
ohne breiten Konsens zu verabschieden, zu Massenprotesten geführt, durch die ein
Teil der ausländischen Investoren vertrieben wurde.

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Pressekontakt:

Coface, Niederlassung in Deutschland
Sebastian Knierim - Pressesprecher -
Tel. 06131/323-335
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