Raiffeisen Bank plant Rückzug aus Belarus - Verhandlungen mit Investor

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Wien (Reuters) - Die Raiffeisen Bank International (RBI) macht mit ihren Rückzugsplänen aus Belarus ernst.

Man sei in fortgeschrittenen Verhandlungen mit einem Investor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der Soven 1 Holding Limited, über den Verkauf des Anteils von 87,74 Prozent an der Priorbank, teilte das Geldhaus mit Sitz in Wien am Mittwoch mit. Angaben zum Kaufpreis wurden nicht gemacht. Die Österreicher prüfen seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine vor zwei Jahren Möglichkeiten für einen Ausstieg aus Russland und auch Belarus, das politisch und wirtschaftlich stark von Russland abhängig ist.

Die Unterzeichung der Transaktion sei abhängig davon, dass der Investor die Finanzierung und eine Besicherung des Kaufpreises nachweisen könne, erklärte die RBI. Anleger zeigten sich zunächst unbeeindruckt. An der Wiener Börse lagen die RBI-Aktien zuletzt 0,8 Prozent höher bei 19,78 Euro.

Die RBI, die seit fast 30 Jahren in Russland tätig ist, steht wegen ihrem Geschäft in dem Land stark unter Druck von Investoren und Aufsichtsbehörden. Zudem war die Bank ins Visier der US-Sanktionsbehörde OFAC geraten, die für die Kontrolle und Umsetzung der Sanktionen gegen Russland zuständig ist. Die RBI ist zwar nicht die einzige verbliebene westliche Bank in Russland, gilt aber als die größte. Sie hatte einen beträchtlichen Anteil des internationalen Zahlungsverkehrs abgewickelt. Seit der Ankündigung, alle Optionen für die Russland-Tochter zu prüfen, hat die RBI unter Druck der Europäischen Zentralbank das Neugeschäft eingestellt und das Kreditportfolio stark reduziert. Auch in Belarus wurde das Geschäft stark eingeschränkt. Für die russische Tochterbank gibt es nach Aussagen von Bankchef Strobl mehrere Interessenten, spruchreif geworden ist aber noch nichts. Der Manager weist stets darauf hin, dass ein Rückzug aus dem Land ein komplexes, langwieriges Verfahren ist und viele Genehmigungen, vor allem aus Russland, nötig sind. Einen neuen Zeithorizont, bis wann ein Ausstieg erfolgen könnte, nannte der Manager zuletzt nicht. Zuvor hatte die Bank ihre Zeitpläne mehrfach verschoben.

PRIORBANK IST VIEL KLEINER ALS RUSSLAND-TOCHTER

Während die russische Tochterbank nach wie vor einen hohen Anteil am Konzerngewinn der in vielen Ländern Osteuropas aktiven Bankengruppe hat, ist die Priorbank in Belarus vergleichsweise klein. 2023 erzielte die RBI in dem Land, das von Präsident Alexander Lukaschenko geführt wird, einen Gewinn nach Steuern von 112 Millionen Euro. Die Priorbank betreut Firmenkunden, Klein- und Mittelbetriebe sowie Privatpersonen. Sie beschäftigte zuletzt 1610 Mitarbeiter in 45 Filialen und zählte eine Million Kunden. An Krediten gemessen ist sie Bankangaben zufolge etwa die achtgrößte Bank des Landes.

Die RBI erwartet, dass der Effekt auf die harte Kernkapitalquote bei einem Verkauf der Priorbank minimal wäre. Die Transaktion würde auf Konzernebene zu einem Verlust von 225 Millionen Euro führen, der sich aus der Differenz zwischen Kaufpreis und Buchwert des Eigenkapitals der Belarus-Tochter ergibt. Beim Abschluss des Deals würde der Konzern einen zusätzlichen negativen Effekt von etwa 450 Millionen Euro einbuchen müssen, der aus der Umgliederung überwiegend historischer Währungsverluste resultiert, hieß es.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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