Kolumne von Alexander Mayer

Bitcoin: Jetzt zeigen die ETFs, was sie wirklich können!

decentralist.de · Uhr
Quelle: Rokas Tenys/Shutterstock.com

Der Start der Bitcoin-Spot-ETFs in den USA am 11. Januar hat sich in den ersten Wochen als Enttäuschung herausgestellt, da der Bitcoin-Kurs trotz hoher Handelsvolumina an den ETF-Märkten eingebrochen ist. Vor allem der Grayscale-ETF war ein Spielverderber, denn der in einen ETF umgewandelte Trust hat Abflüsse in Milliardenhöhe verzeichnet. Einerseits, weil die Gebühren wesentlich höher sind als die der Konkurrenz und zu Umschichtungen geführt haben, andererseits, weil viele insolvente Krypto-Firmen, die im 2022er Bärenmarkt untergegangen sind, nun endlich ihre GBTC-Shares veräußern konnten, um ihre Gläubiger auszuzahlen, darunter FTX, Celsius und Genesis.

Grayscale blutet weiter aus, die anderen saugen Bitcoin auf

Doch die Abverkäufe aus dem Grayscale-ETF sind nun, etwa einen Monat nach dem Handelsstart, deutlich zurückgegangen, während die neuen ETFs weiterhin einen riesigen Appetit nach physischen Bitcoins aufweisen. Alleine in der letzten Woche verzeichneten diese Fonds Zuflüsse von etwa 1,2 Milliarden US-Dollar, was nahezu eine Verdoppelung der 700 Millionen US-Dollar aus der Vorwoche darstellt. Die Netto-Zuflüsse in die US-ETF-Märkte (die Abflüsse aus dem Grayscale-Trust bereits herausgerechnet) belaufen sich nun auf über 3 Milliarden Dollar. In die neun neu aufgelegten ETFs sind bereits knapp 10 Milliarden Dollar hineingeflossen.

Im Kontrast dazu hat der Grayscale Trust zwischen dem 17. und 26. Januar täglich mehr als 10.000 Bitcoin auf dem Markt verkauft, was maßgeblich zu der Preiskorrektur der Kryptowährung beigetragen hat. Seit dem 27. Januar verlangsamt sich dieser Trend jedoch merklich, mit einem "Minimum" von 1.147 Bitcoin-Abflüssen am Montag. Trotz der Abflüsse behält Grayscale eine dominante Position auf dem Markt mit über einem Drittel aller Transaktionen auf seiner Plattform und verfügt über das größte verwaltete Vermögen, mit immer noch mehr als 20 Milliarden Dollar an Bitcoin.

Wird jetzt der Turbo für den Bitcoin-Preis gezündet?

Seitdem sich die Abflüsse aus dem Grayscale Trust verringern, hat die zwischenzeitliche Korrektur von Bitcoin jedoch ihr Ende gefunden und durch die steigenden Zuflüsse in die restlichen ETF-Märkte konnte der Kurs neues Momentum aufbauen. Mit dem Erreichen der Marke von 50.000 Dollar hat Bitcoin ein neues mehrjähriges Hoch verzeichnet. Nun steht die Marke von 52.000 Dollar als letzter charttechnischer Widerstand im Weg, bevor das letzte Allzeithoch bei knapp 70.000 Dollar angegriffen werden kann.

Quelle: Tradingview

Das derzeitige Kaufvolumen durch die ETFs übertrifft die tägliche Neuerzeugungsrate von Bitcoin durch die Mining-Industrie um mehr als das 10-Fache, da die Miner ein maximales Verkaufspotenzial von 900 Bitcoins pro Tag haben. Dies liegt an der mathematisch begrenzten Natur der Blockchain. Nach dem im April erwarteten Halving (im Chart in Blau gekennzeichnet) verringert sich dieses Potenzial auf 450 Bitcoins täglich.

Sollte die Nachfrage seitens der ETF-Märkte sich auch nur annähernd auf diesem Niveau halten, dürfte dies den Bitcoin-Preis in den nächsten Monaten deutlich positiv beeinflussen, da die Angebotsseite limitiert bleibt. Während die Miner verkaufsseitig durch das Protokoll begrenzt werden, dürfte sich auch das Verkaufsinteresse von Seiten der Investoren aus dem nativen Krypto-Markt geringhalten. Auch wenn das Momentum in den letzten Monaten deutlich angezogen ist, sind die meisten Coins bisher immer noch in den Händen langfristiger Investoren, die sich für genau solch ein Szenario positioniert haben. 

Die Mischung aus dem positiven Effekt der ETF-Märkte, des anstehenden Halvings und viel wichtiger noch, der bereits gestartete nächste globale Liquiditätszyklus der Zentralbanken, der eine Menge neues Geld in die Märkte pumpen wird, könnte einen perfekten Sturm für Bitcoin bereiten. Der letzte Bullrun hat enttäuscht, da die Erwartungshaltung der Anleger, dass der institutionelle Sektor in den Markt investieren wird, größtenteils nicht erfüllt worden ist. Entsprechend ist auch das von vielen Anlegern erwartete Preisziel von 100.000 Dollar für Bitcoin nicht eingetroffen. Mittlerweile ist die Tür für den institutionellen Sektor jedoch geöffnet worden und langsam, aber sicher fliest immer mehr Kapital von dieser Seite in die Märkte. 

Anders als in der Hypephase des letzten Bullruns geschieht dies derzeit jedoch noch fast unter dem Radar. Das Google Search Volumen für „Bitcoin“ befindet sich noch weit unterhalb der Werte aus den letzten Bullruns, es gab keine Spur von dubiosen Werbe-Platzierungen von Krypto-Firmen während des diesjährigen Super Bowls und viele Privat-Investoren sind Bitcoin und Krypto-Werten allgemein gegenüber immer noch sehr skeptisch eingestellt, wie zuletzt eine Umfrage der Deutschen Bank gezeigt hat.

Die Chancen stehen gut, dass der nächste Krypto-Bullrun nun ins Rollen gerät. Selbst wenn es zu Verwerfungen an den übergeordneten Finanzmärkten kommen sollte, beispielsweise durch eine weitere Eskalation der Bankenkrise in den USA, ist nicht klar, ob Bitcoin dadurch wirklich unter Druck geraten wird. Sowohl während des ersten Kapitels der neuen US-Bankenkrise im März 2023 als auch während der zwischenzeitlichen Verwerfungen an den Anleihemärkten im Oktober, die das US-Finanzministerium dazu gezwungen haben, die Schuldenaufnahme größtenteils an das kurze Ende der Zinskurve zu verlagern, hat der Bitcoin-Preis positiv reagiert. Aus fundamentaler Sicht scheint den Bitcoin-Kurs derzeit wenig aufhalten zu können.

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