Kolumne von Heiko Böhmer

Der Aufschwung kommt – aber nicht in Deutschland

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Natanael Ginting/Shutterstock.com

So langsam breitet sich der Frühling aus – zumindest in der Natur. Der Schwung reicht aber nicht für eine klare Belebung der Konjunktur in der Euro-Zone. Zwar geht es beim EU-Konjunkturindikator schon den fünften Monat in Folge nach oben für die Euro-Zone. Dennoch bleibt der Indexwert mit -10,5 Punkten weit im negativen Bereich. Mit dafür verantwortlich ist die weiterhin sehr schwache Entwicklung in Deutschland. Hier sackt der Indikator sogar wieder weiter ab – auf einen sehr niedrigen Wert von -27,5 Punkten. 

All das sind Ergebnisse der aktuellen sentix-Konjunkturumfrage. Dabei werden die Experten um ihre Einschätzung zur aktuellen Lage gebeten und zur weiteren Entwicklung auf Sicht der kommenden sechs Monate. Der Gesamtindex hat für die Euro-Zone jetzt den höchsten Wert seit April 2023 erreicht und zeigt dennoch auf dem aktuellen Niveau weiterhin einen Abschwung an. 

Wir erleben keine klassische Frühjahrsbelebung 

Von sentix heißt es dazu: „Die Daten für die Euro-Zone zeigen zwar in die richtige Richtung, von einer klassischen Frühjahrsbelebung kann jedoch nicht die Rede sein. Auch ist die Dynamik, ausgehend von den sehr schwachen Werten Ende 2022, vergleichsweise schwach.“ 

Deutlich drastischer fällt das Urteil zur aktuellen Entwicklung in Deutschland aus: „Die deutsche Konjunktur entwickelt sich mehr und mehr zum wirtschaftspolitischen Geisterfahrer. Denn es zeichnet sich in Anbetracht der global sich verbessernden Daten immer mehr ab, dass es die außergewöhnliche, leider wenig erfolgreiche deutsche Wirtschaftspolitik ist, welche im Kernland Europas eine durchgreifende Konjunkturerholung verhindert. So bleibt es beim Rezessionsbefund und die Daten verschlechtern sich selbst auf diesem schwachen Niveau nochmals.“ 

USA: Beste Konjunktureinschätzung seit zwei Jahren 

Ganz anders sieht es für die USA aus. Das Land steht auch wegen der bevorstehenden Präsidentenwahl Anfang November ganz besonders im Fokus. Dazu heißt es: „Der Anstieg in den sentix-Konjunkturdaten, den wir jetzt gemessen haben, dürfte weniger ein Zeichen der konjunkturellen Stärke sein, sondern nicht unwesentlich von den festen Aktienmärkten inspiriert sein. Die Wirtschaft ist bekanntlich Psychologie und es bleibt damit abzuwarten, ob sich mit den Rekorden bei Aktien auch reale Besserungen einstellen.“ 

Immerhin ist der Gesamtindex für die USA jetzt zum fünften Mal in Folge angestiegen und er erreicht das höchste Niveau seit Februar 2022 – und das gilt sowohl für die Einschätzung der aktuellen Lage, als auch für die Erwartungen an die weitere Entwicklung in den kommenden sechs Monaten. 

Damit gilt wohl derzeit: Der wirtschaftliche Aufschwung kommt – aber Deutschland spielt dabei aktuell keine Rolle. 

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