Großaktionär MFE - ProSiebenSat.1 soll Tochter-Firmen verkaufen

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Mailand/Berlin (Reuters) - Vor der Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 erhöht der italienische Großaktionär MediaForEurope (MFE) den Druck auf den deutschen Fernsehkonzern.

MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi forderte erneut, die Bayern müssten zu ihrem Kerngeschäft TV und Unterhaltung zurückkehren und durch Firmenverkäufe Ballast aus ihrem Beteiligungsportfolio abwerfen. "Der erste Schritt sollte darin bestehen, die Dating- und E-Commerce-Aktivitäten auszugliedern, um Mehrwert zu schaffen", sagte der Manager der Zeitung "Corriere della Sera". Bereits in der Vergangenheit hatte der Sohn des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi die ProSiebenSat.1-Spitze zum Handeln aufgerufen.

ProSiebenSat.1 lehnte am Montag einen Kommentar dazu ab. Vor kurzem hatte Finanzchef Martin Mildner bei der Bilanzvorlage für 2023 eingeräumt, man lote aus, sich von einigen Vermögenswerten zu trennen. Mildner nannte die Online-Kosmetiktochter Flaconi. Alles hänge vom Marktumfeld ab. Offen sei auch, ob es schon in diesem Jahr oder erst 2025 Erträge aus Verkäufen gebe. Für einen Börsengang der Datingsparte ParshipMeet Group wäre es 2024 wohl noch zu früh, sagte ProSiebenSat.1-Manager Mildner. Auch das Vergleichsportal Verivox gilt in der Branche als Verkaufsobjekt.

MFE ist seit Mai 2019 bei ProSiebenSat.1 an Bord und hat den Anteil stetig auf rund 29 Prozent erhöht. Bei 30 Prozent müssten die Italiener ein Übernahmeangebot machen. Auf die Frage, ob MFE eine solche Offerte plane, signalisierte Berlusconi, dies sei nur möglich, wenn ProSieben seine nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten ausgliedere. "Ein Übernahmeangebot, das sich auch auf Firmen erstreckt, über die wir wenig wissen? Und die wenig mit unserem Kerngeschäft zu tun haben?", sagte Berlusconi im Interview, ohne konkreter zu werden. Derweil hätten die MFE-Werbeumsätze in Italien und Spanien in den ersten drei Monaten des Jahres um fünf Prozent zugelegt. Die MFE-Aktie lag am Nachmittag rund fünf Prozent im Plus.

ProSiebenSat.1 kündigte ferner den Abgang von Vorständin Christine Scheffler zum Ende des Monats an. Nach über fünf Jahren im Konzern habe sie den Aufsichtsrat gebeten, ihren Vertrag "aufgrund unterschiedlicher Positionen über die nächsten Schritte der Unternehmensaufstellung" aufzuheben. Sie ist unter anderem für Personal zuständig und musste zuletzt den Abbau von mehr als 400 Vollzeitjobs managen. Neu in den Vorstand kommt nach Konzernangaben Markus Breitenecker (55). Der Chef der österreichischen Tochter ProSiebenSat.1 PULS4 soll zum 1. April als Chief Operating Officer (COO) gemeinsam mit Vorstandschef Bert Habets den Entertainment-Bereich steuern. Breitenecker soll sich um Streaming und digitale Plattformen kümmern und das Geschäft in der Schweiz und Österreich verantworten. Damit wäre niemand mehr im Vorstand, der zum Start von Habets im November 2022 schon an Bord war.

(Bericht von Elvira Pollina, Philipp Krach und Klaus Lauer, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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