Finanzmarktaufsicht will UBS enger an die Kandare nehmen

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Bern/Zürich (Reuters) - Nach der Übernahme der gestrauchelten Rivalin Credit Suisse will die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma die UBS als einzig verbleibende Großbank des Landes engmaschig überwachen.

So plant die Behörde im laufenden Jahr zwei vertiefte Stresstests. Jeweils einer erfolge in der ersten und einer in der zweiten Jahreshälfte, sagte der Leiter der Bankenaufsicht, Thomas Hirschi, am Mittwoch anlässlich der Veröffentlichung des Jahresberichts der Finma. Gestützt auf Modellrechnungen versucht die Finma mit Stresstests die Widerstandsfähigkeit der Banken bei Extremereignissen wie einem konjunkturellen Einbruch oder breiten Ausfällen von Hypothekarkrediten zu simulieren. Hirschi wollte sich nicht dazu äußern, wann die Ergebnisse vorliegen. In der Vergangenheit hatte die Finma die Ergebnisse jeweils nicht veröffentlicht.

Für die Schweiz steht viel auf dem Spiel. Die UBS schluckte die Credit Suisse im vergangenen Jahr im Rahmen einer staatlich organisierten Rettungsaktion und kommt nun auf eine Bilanzsumme, die fast doppelt so groß ist wie die jährliche Schweizer Wirtschaftsleistung.

Zusätzlich zu den Stresstest stellte die Behörde bei der UBS 40 aufsichtsrechtliche Prüfungen vor Ort in der Schweiz und im Ausland in Aussicht. Im vergangenen Jahr hatte die Finma bei UBS und Credit Suisse 34 Vor-Ort-Kontrollen vorgenommen. Die Finma habe ihr Team zur Großbanken-Überwachung aufgestockt. Für die UBS seien nun insgesamt 60 Vollzeit-Angestellte abgestellt. Insgesamt stieg der Mitarbeiterbestand der Behörde 2023 auf 583 von 539.

Die Aufsicht über die UBS konzentriere sich auf die Risiken in Zusammenhang mit der Integration der Credit Suisse sowie auf die operative Stabilität. Ebenfalls im Fokus stehe die Kapital- und Liquiditätsplanung der fusionierten Bank. Zudem werde die Sanierungs- und Notfallplanung kritisch überprüft. Zentral sei dabei die Frage, ob die Maßnahmen angemessen und im Krisenfall umsetzbar seien.

Finma-Präsidentin Marlene Amstad sagte, die Behörde erwarte, dass die Liquiditätsanforderungen für die UBS und andere systemrelevante Schweizer Banken in Zukunft deutlich steigen dürften. Hintergrund seien die massiven Abflüsse bei der Credit Suisse, die alleine im Oktober 2022 93 Milliarden Franken an Kundengeldern verloren habe. Eine Zahl für die höheren Liquiditätsanforderungen wollte Amstad zwar nicht nennen, sie sagte aber: "Sie können wirklich von einer deutlichen Zunahme ausgehen." Die UBS lehnte eine Stellungnahme ab.

Am Dienstag hatte bereits die Schweizerische Nationalbank (SNB) eine Verschärfung der regulatorischen Rahmenbedingungen für die UBS gefordert. Die SNB sieht in den Bereichen Kapital- und Liquiditätsanforderungen sowie bei der Sanierungs- und Abwicklungsplanung Handlungsbedarf.

Die Finma hatte für die Handhabung der Credit-Suisse-Krise viel Kritik einstecken müssen. Sich selbst gab sich die Behörde im Dezember dagegen gute Noten. Zur Verhinderung von zukünftigen Krisen fordert die Finma schärfere Instrumente. So will sie Spitzenbanker einfacher abberufen, Bußgelder verhängen und im Gegensatz zu heute die meisten ihrer Verfahren gegen Institute öffentlich machen können.

(Bericht von Noele Illien und Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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