Europas Anleger vor US-Inflationszahlen weiter in Rekordlaune

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Frankfurt (Reuters) - Vor dem langen Oster-Wochenende sind Aktienanleger in Europa weiter in Kauflaune.

Der Dax zog zur Wochenmitte in der Spitze um 0,5 Prozent auf bis zu 18.475 Punkte an und erzielte damit ein frisches Allzeithoch. Erst am Vortag hatte er erstmals die Marke von 18.400 Zählern geknackt. "In Trippelschritten ist der Dax in diesen Tagen in neue Sphären unterwegs", kommentierte Experte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Vor allem die Aussicht auf sinkende Zinsen treibt seit Wochen die Kurse in die Höhe. Der EuroStoxx50 legte um 0,4 Prozent auf rund 5085 Zähler zu.

Im Fokus haben Investoren vor allem die am Freitag anstehenden Daten zu den persönlichen Konsumausgaben in den USA, die das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank Fed sind. Investoren erhoffen sich von ihnen weitere Hinweise auf den Zeitpunkt für die erwartete Zinswende der Federal Reserve. Die Währungshüter hatten mit Zinserhöhungen die hohe Teuerungsrate bekämpft. Zuletzt hielten die US-Notenbanker den geldpolitischen Kurs stabil und signalisierten mehrere Zinssenkungen in diesem Jahr. "Es spielt keine Rolle, ob wir die erste Zinssenkung im Juni oder Juli erhalten", erklärte Mohit Kumar, Chefökonom für Europa bei der Investmentbank Jefferies. "Entscheidend ist, dass sich die Zentralbanken weltweit auf einen Lockerungszyklus zubewegen."

STIMMUNG IM EURORAUM HELLT SICH AUF

Von der Konjunkturseite gab es ebenfalls Rückenwind. Die Stimmung in der Wirtschaft der Euro-Zone hat sich im März wie erwartet aufgehellt. Das Barometer für das Geschäftsklima stieg um 0,8 auf 96,3 Punkte. Am Bau stabilisierte sich die Stimmung. Bei Einzelhändlern, im Servicesektor und in der Industrie hellte sie sich auf. Auch die Verbraucherlaune besserte sich mit Blick auf die abflauende Inflation. Dagegen kürzten die führenden Forschungsinstitute ihre Prognose für die deutsche Wirtschaft zusammen und rechnen 2024 nur noch mit einem Plus von 0,1 Prozent, also eigentlich mit einer Stagnation.

Sorge bereitete auch die Nachfrageflaute in China. Konjunkturdaten zeigten zwar, dass Chinas Industrieunternehmen in den ersten Monaten des Jahres höhere Gewinne erzielten. Die Gesamtzuwächse blieben jedoch durch die Krise am chinesischen Immobilienmarkt gedämpft. Die Furcht vor Nachfrageausfällen im Hauptverbraucherland China setzte unter anderem Eisenerz zu. Der chinesische Terminkontrakt gab knapp drei Prozent nach. Auch andere Rohstoffe für die Stahlherstellung gerieten unter Druck. Investoren zeigten sich enttäuscht, dass politische Maßnahmen zur Ankurbelung der Stahlnachfrage weiter auf sich warten lassen. "Die Stahlnachfrage ist derzeit viel schwächer als im Vorjahreszeitraum, und der Lagerabbau erfolgt nur langsam", sagte Cheng Peng, Analyst bei Sinosteel.

Dagegen sprangen die Kakaopreise kurz vor Ostern auf ein frisches Rekordhoch. Der in London gehandelte Terminkontrakt zog um bis zu 0,4 Prozent auf 7645 Pfund Sterling je Tonne und damit auf ein frisches Allzeithoch, bevor er wieder leicht nachgab. Eine Tonne Kakao kostet damit mehr als die gleiche Menge Kupfer. Wer keine Lagerhaltung betrieben habe, müsse sich nun zu jedem denkbaren Preis eindecken, um teure Produktionsstopps zu vermeiden, sagte ein Börsianer.

ACHTERBAHN-KURS BEI AROUNDTOWN

Bei den Einzelwerten brach Aroundtown zunächst um mehr als zehn Prozent ein, bevor die Titel vom letzten Platz an die Spitze des MDax aufrückten und bis zu zehn Prozent zulegten. Der Gewerbeimmobilien-Investor zahlt nach milliardenschweren Wertberichtigungen auf sein Portfolio erneut keine Dividende. Das habe Anleger verschreckt, sagte ein Händler. Allerdings sei der Schritt allgemein erwartet worden.

Eine Hochstufung trieb unterdessen Deutsche-Bank-Aktien zeitweise auf den höchsten Stand seit mehr als sechs Jahren. Die Titel des Finanzkonzerns stiegen in der Spitze um 3,9 Prozent auf 14,78 Euro und gehörten damit zu den größten Dax-Gewinnern. Die US-Bank Morgan Stanley setzte die Aktien auf "Overweight" von zuvor "Equal-Weight" und hob das Kursziel auf 18 von zuvor 17 Euro an.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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