ROUNDUP 2: Aroundtown rechnet mit Ergebnisrückgang - Erneut keine Dividende

dpa-AFX · Uhr

(neu: Aussagen aus Interview, Aktienkurs)

LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown rechnet im laufenden Jahr auch wegen des Verkaufs von Immobilien mit einem deutlichen Rückgang des operativen Ergebnisses. Zudem machen die gestiegenen Kreditzinsen dem Unternehmen zu schaffen. Im vergangenen Jahr fiel unter dem Strich sogar ein Milliardenverlust an. Wegen der schwierigen allgemeinen Wirtschaftslage will das Management zudem erneut keine Dividende zahlen.

Die Aroundtown-Aktien vollzogen am Mittwoch eine fulminante Kehrtwende: Auf dem Weg vom Tagestief bis zum Tageshoch gewannen sie rund 23 Prozent. Zuletzt wurden sie mit Kursen um 1,83 Euro rund sieben Prozent teurer gehandelt als am VorTAG - und gehörten damit zu den Spitzenreitern im MDax , dem Index der mittelgroßen Werte.

Im laufenden Jahr dürfte die für die Immobilienbranche wichtige operative Kennziffer FFO1 auf 280 bis 310 Millionen Euro zurückgehen, teilte der MDax-Konzern am Mittwoch mit. Schon 2023 war dieses operative Ergebnis um acht Prozent auf 332 Millionen Euro gesunken.

Schon bei der Streichung der Dividende hatte Aroundtown am Vorabend auf die unsichere Marktentwicklung verwiesen. Daher seien künftige Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Transaktionsmärkte und Immobilienbewertung nur begrenzt vorherzusehen. Dies gelte auch für den Verschuldungsgrad und die Finanzierungskosten des Unternehmens. Aus Sicht des Verwaltungsrats sollte sich das Unternehmen daher weiter auf die Stärkung seiner Liquidität und den Abbau der Schulden konzentrieren.

"Wir wollen im nächsten Jahr wieder eine Dividende zahlen, aber das hängt von der Situation ab", sagte Vorstandsmitglied Oschrie Massatschi der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX.

Dem gesamten Immobiliensektor machten zuletzt die hohe Inflation und der Anstieg der Leitzinsen zu schaffen. Der lange Immobilienboom in Deutschland fand ein jähes Ende. Die Aroundtown-Tochter Grand City Properties hatte bereits vor zwei Wochen mitgeteilt, für 2023 keine Dividende zahlen zu wollen.

Aroundtown begegnet dem schwierigen Markt - wie viele Konkurrenten - auch mit dem Verkauf von Immobilien. Insgesamt stieß das Unternehmen den Angaben zufolge im vergangenen Jahr Immobilien für 1,2 Milliarden Euro ab. Die Immobilien seien im Schnitt drei Prozent unter dem Buchwert verkauft worden, sagte Massatschi. Zudem habe der Immobilienkonzern für 1,3 Milliarden Euro Anleihen vor allem mit kürzerer Laufzeit zu einem Discount von durchschnittlich 20 Prozent zurückgekauft.

Damit sieht der Vorstand das Unternehmen vorerst ausreichend finanziert: Die liquiden Mittel, gewährte Darlehen an einzelne Immobilienkäufer sowie die erwarteten Erlöse aus den unterzeichneten Veräußerungen deckten die Fälligkeiten der Schulden bis Mitte 2026, hieß es weiter. Aber das Management hat auch schon die fälligen Schulden danach im Blick.

"Wir arbeiten daran, dass wir weiterhin Immobilien verkaufen und auch besicherte Bankfinanzierungen aufnehmen", sagte Vorstand Massatschi. Mit den liquiden Mitteln sollen die für das zweite Halbjahr 2026 und 2027 fällig werdenden Schulden getilgt werden. Im Moment habe der Konzern etwa 410 Millionen Euro identifiziert an Immobilienwert, die er in diesem Jahr veräußern will. Es könnten aber auch mehr werden.

Wegen der Verkäufe fielen die Nettomieteinnahmen im vergangenen Jahr um zwei Prozent auf 1,19 Milliarden Euro. Unter dem Strich rutschte Aroundtown noch tiefer in die roten Zahlen. Durch die Abwertung des Immobilienportfolios belief sich der Nettoverlust auf 2,4 Milliarden Euro nach einem Minus von rund 457 Millionen ein Jahr zuvor.

Zudem wertete das Unternehmen den Wert seiner Immobilien um rund elf Prozent ab. "Ich rechne in diesem Jahr mit einer weniger starken Abwertung des Immobilienportfolios als 2023", sagte Massatschi. Je nachdem wann die ersten Zinskürzungen eintreten, könnte das Unternehmen den Boden bezüglich der Abwertung auch irgendwann in diesem Jahr sehen.

"Ich denke, dass wir im zweiten Halbjahr die eine oder andere Zinssenkung sehen werden", sagte Massatschi. Gerade in Deutschland sei die Inflation auf ein gesundes Niveau gefallen. Ähnlich sehe es in anderen europäischen Ländern aus. Er glaube aber nicht, dass bei einer Zinssenkung auf einmal alle Immobilienwerte stark steigen werden. Es sei nämlich vieles schon eingepreist. Sollte es aber mehr Kürzungen geben, dann dürfte sich dies deutlich auf die Immobilienbewertung auswirken./mne/mis

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