Zinszweifel nach Waller-Rede drücken Börsen

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Frankfurt (Reuters) - Neue Zweifel an einer raschen Zinswende der US-Notenbank Fed haben die Rally an den Weltbörsen unterbrochen.

Der Dax kam am Donnerstag mit 18.490 Zählern kaum vom Fleck. Er notierte zwar in Reichweite seines jüngsten Rekordhochs von 18.511,17 Punkten, den Sprung darüber schaffte er bis zum Nachmittag aber nicht. Der EuroStoxx50 lag knapp im Plus bei 5090 Zählern. Auch die wichtigsten US-Indizes kamen zur Eröffnung kaum vom Fleck.

"Grund sind Kommentare von Fed-Direktor Christopher Waller, dass es eben keine Eile gebe bei der Anpassung der Leitzinsen nach unten", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets. Die Hoffnung auf sinkende Zinsen in den USA und im Euroraum hatte die Aktienmärkte zuletzt deutlich nach oben getrieben. Die Fed hielt den Leitzins zuletzt stabil in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Vorsitzender Jerome Powell peilte zugleich drei Zinssenkungen im Laufe des Jahres an, falls sich die Inflation wie erwünscht nachhaltig abschwächt. "Wallers Ansicht nach wäre es besser, noch ein paar weitere Monate mit ansprechenden Inflationsdaten zu haben, bevor man an der Zinsschraube dreht", sagte Stanzl.

WARTEN AUF US-INDEX DER KONSUMAUSGABEN

Daher warten die Investoren nun mit Spannung auf die am Karfreitag anstehenden Daten zu den persönlichen Konsumausgaben in den USA (PCE-Index), die das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank Fed sind. "Der PCE-Bericht wird zeigen, ob die bisherigen Enttäuschungen nur zeitweilige Rückschläge oder ein Zeichen waren, dass der Kampf gegen die hohe Teuerungsrate doch länger und schwieriger sein wird", sagte Chris Zaccarelli, Chefanleger bei Independent Advisor Alliance.

Am Rohstoffmarkt könnte der Ölpreis nach seinen jüngsten Verlusten wieder zulegen. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuerten sich um jeweils gut ein Prozent auf 87,22 und 82,37 Dollar je Fass (159 Liter). Zuletzt hatte ein starker Anstieg der US-Lagerbestände und die Aussicht auf eine zunächst unverändert bleibende Förderpolitik des Kartells Opec+ die Preise gedrückt.

Der Bitcoin setzte indes nach dem jüngsten Rücksetzer Mitte März seine Rally fort. Die umsatzstärkste Kryptowährung kletterte um gut drei Prozent auf 70.955 Dollar. Experten zufolge könnte sie in den nächsten Tagen ihr letztes Allzeithoch von 73.803,25 Dollar übertreffen. "Wenn die traditionellen Börsenpforten über das verlängerte Osterwochenende geschlossen bleiben, könnten tendenziell niedrigere Handelsumsätze den entscheidenden Nährboden für einen neuen Höchststand liefern", sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.

JUNGHEINRICH NACH ZAHLEN GEFRAGT

Auf der Unternehmensseite bewegten Analysteneinschätzungen und Quartalszahlen die Märkte. Auf der Verliererseite im Dax ragten die Aktien der DHL Group mit einem Abschlag von 1,6 Prozent heraus. Die Experten der Deutschen Bank hatten die Titel auf "Hold" von "Buy" heruntergenommen.

Im MDax erfreute der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich die Investoren mit Bestmarken bei Umsatz, Auftragseingang und operativem Gewinn im Jahr 2023. Die Aktionäre sollen an den Zuwächsen beteiligt werden und eine Rekorddividende erhalten. Die Aktien legten 2,5 Prozent zu.

Keinen guten Tag erwischte dagegen Stratec. Nach einem schwachen Jahresstart warfen Anleger die Titel des Laborausrüsters gleich reihenweise aus ihren Depots. Sie fielen im SDax in der Spitze um 11,6 Prozent auf 37,50 Euro und markierten damit den niedrigsten Stand seit Anfang Dezember 2023. Ähnlich abgestraft wurde der Wind- und Solarkraftanlagen-Entwickler Energiekontor, der wegen Lieferverzögerungen und Materialengpässen Projektverzögerungen erwartet. Die Aktien rutschten um 8,6 Prozent ab.

(Bericht von Daniela Pegna und Zuzanna Szymanska. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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