Schwache US-Bankbilanzen setzen Europas Börsen zu

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Frankfurt (Reuters) - Die trübe Stimmung der US-Anleger nach enttäuschenden Zahlen wichtiger Banken ist nach Europa übergeschwappt.

Der Dax schloss am Freitag 0,3 Prozent tiefer bei 17.904 Punkten. Der EuroStoxx50 gab 0,4 Prozent auf 4948 Zähler nach. Die wichtigsten US-Indizes notierten zum Börsenschluss in Europa jeweils etwa ein Prozent im Minus.

Der US-Branchenriese JPMorgan gab zum Auftakt der neuen Bilanzsaison einen insgesamt zurückhaltenden Ausblick auf das Gesamtjahr. Die Konkurrenz-Bank Wells Fargo rechnet für 2024 mit einem Rückgang der Netto-Zinseinnahmen. Die Citigroup bekam die Kosten ihres Umbaus zu spüren. Hohe Abfindungen lasteten auf dem Gewinn.

Die Aktien von JPMorgan büßten 5,5 Prozent ein. Citigroup und Wells Fargo verloren 2,4 und 0,3 Prozent. "Die Leute erwarteten insgesamt stärkere Zinserträge und optimistischere Prognosen", konstatierte Stephen Biggar, Bankenanalyst beim Analysehaus Argus in New York.

ZINSSORGEN STÜTZEN DOLLAR - ÖLPREIS LEGT VOR WOCHENENDE ZU

Auf die Stimmung drückte auch die Erwartung zunächst hoch bleibender Zinsen der Fed angesichts der zuletzt wieder gestiegenen Inflation in den USA. An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit einer geldpolitischen Lockerung der Fed bei ihren Sitzungen im Juni und Juli auf rund 25 beziehungsweise 55 Prozent geschätzt. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) sind es knapp 80 und 90 Prozent. Für den Optimismus der Investoren sorgte hier zuletzt die Bestätigung des Rückgangs der deutschen Inflation im März auf den tiefsten Stand seit fast drei Jahren. Mit 2,2 Prozent lag die Teuerungsrate zum Vorjahresmonat nahezu beim Zielwert der EZB von zwei Prozent. Dies bestärkte die Hoffnung der Anleger, dass die EZB die im Kampf gegen die Inflation angehobenen Zinsen früher als die Fed senken könnte.

Der Dollar-Index rückte um 0,6 Prozent auf 105,97 Punkte vor. Der Euro verlor im Gegenzug 0,7 Prozent auf 1,0645 Dollar. Das unter Anlegern als "sicherer Hafen" geltende Gold verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 2389 Dollar je Feinunze. "Es werden rund um den Globus Kriege geführt, und die Zentralbanken kaufen Gold. Wenn wir uns die Geschichte anschauen, ist das schon immer so gewesen", sagte Luca Santos, Analyst beim australischen Broker ACY Securities.

Die anhaltenden Nahost-Sorgen trieben auch den Ölmarkt an. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils etwa 1,5 Prozent auf 90,96 und 86,32 Dollar pro Barrel (159 Liter). Laut Experte Ole Hansen vom dänischen Online-Broker Saxo gingen die Investoren von einer möglichen Zuspitzung der Lage in Nahost am Wochenende aus und griffen bei Öl zu.

VARTAS SANIERUNG STOCKT - AKTIE 31 PROZENT TIEFER

Im Rampenlicht bei den Einzelwerten stand Varta. Die Aktien des schwäbischen Batterieherstellers brachen um mehr als 31 Prozent ein. Seine vor rund einem Jahr vereinbarte Sanierung greife zu kurz, um wie geplant bis Ende 2026 "auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren", räumte Varta am Donnerstagabend ein. Das klinge so, als sei der Fortbestand des Unternehmens nicht unbedingt garantiert, urteilte ein Händler.

Die hohen Energiepreise und Spekulationen über ein mögliches Übernahmeinteresse des arabischen Ölkonzerns Adnoc trieben dagegen den RWE-Kurs an. Die Papiere des Essener Energieriesen kletterten um 3,7 Prozent.

Im Fokus an der Börse in London standen die Aktien von BP, die um 3,7 Prozent zulegten. Der arabische Rivale Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) habe einen Kauf von BP erwogen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Überlegungen seien allerdings nicht über Vorgespräche hinausgegangen.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, Birgit Mittwollen, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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