Inflationsrate fällt auf 2,2 Prozent - Nahrungsmittel billiger

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Berlin (Reuters) - Fallende Preise für Nahrungsmittel und Energie haben die deutsche Inflationsrate im März auf den tiefsten Stand seit fast drei Jahren gedrückt.

Die Verbraucherpreise stiegen nur noch um 2,2 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag eine frühere Schätzung bestätigte. Ein noch niedrigerer Wert wurde zuletzt im April 2021 mit 2,0 Prozent gemessen. Im Februar hatte die Teuerungsrate noch 2,5 Prozent betragen. Von Februar auf März stiegen die Preise um 0,4 Prozent.

"Der Inflationsrückgang ist umso bemerkenswerter, da die Finanzpolitik derzeit noch preistreibend wirkt", sagte der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. So seien die Preisbremsen für Energie zu Jahresbeginn vorzeitig von der Bundesregierung beendet worden, was sich bereits in deutlich gestiegenen Fernwärmepreisen niederschlage. Zudem sei die CO2-Abgabe für Verkehr und Gebäudeenergie deutlich gestiegen. "Auch das Auslaufen des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Speisen beim Verzehr in Gaststätten treibt die Preise", sagte Dullien. Ohne diese finanzpolitischen Entscheidungen der Bundesregierung würde die Inflation in Deutschland bereits spürbar unter der Zwei-Prozent-Marke liegen.

OLIVENÖL STARK VERTEUERT

Nahrungsmittel verbilligten sich erstmals seit gut neun Jahren: Sie gaben um 0,7 Prozent im Vergleich zum März 2023 nach, nachdem sie im Februar noch um 0,9 Prozent gestiegen waren. Billiger wurde vor allem frisches Gemüse: Es kostete ein Fünftel weniger als vor Jahresfrist. Molkereiprodukte wurden um 5,5 Prozent günstiger. Teurer wurden dagegen Zucker, Marmelade, Honig und anderen Süßwaren (+8,4 Prozent), Obst (+4,2 Prozent) sowie bei Brot und Getreideerzeugnissen (+3,0 Prozent). Für Olivenöl mussten die Verbraucher sogar 54,1 Prozent mehr bezahlen, was auf Ernteausfälle in Südeuropa zurückzuführen ist.

Energie verbilligte sich im Schnitt um 2,7 Prozent - trotz der ausgelaufenen Preisbremsen (Februar: -2,4 Prozent). Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe (-10,8 Prozent), aber auch Erdgas (-9,2 Prozent) und Strom (-8,1 Prozent) waren nicht mehr so teuer. Fernwärme kostete dagegen 20,6 Prozent mehr. Auch Kraftstoffe wie Benzin verteuerten sich, und zwar um 0,3 Prozent. Bei leichtem Heizöl lag der Aufschlag bei 0,4 Prozent.

Für Dienstleistungen wurden 3,7 (Februar: 3,4) Prozent mehr verlangt. Die Kerninflation - bei der Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden - sank leicht auf 3,3 Prozent.

Ökonomen geben allerdings noch keine komplette Entwarnung. So sind die Ölpreise auf den Weltmärkten zuletzt deutlich gestiegen, was auch an den Zapfsäulen in Deutschland zu spüren ist. Zudem wurde im April der Mehrwertsteuersatz auf Gas und Fernwärme von den vorübergehenden sieben Prozent wieder auf das alte Niveau von 19 Prozent angehoben, was diese Energieprodukte teurer machen dürfte. Ökonomen erwarten zudem, dass kräftige Lohnerhöhungen viele Dienstleister dazu bringen dürften, ihre Preise auch künftig spürbar anzuheben.

Die nach europäischen Standards berechnete deutsche Inflationsrate lag im März mit 2,3 Prozent nur noch knapp über von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten Niveau von zwei Prozent. Das eröffnet den Währungshütern die Möglichkeit, ihren Leitzins im Juni erstmals zu senken. Aktuell liegt er auf dem Rekordniveau von 4,5 Prozent.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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