Krise hält an

Varta muss noch tiefer schneiden - Sanierung greift zu kurz

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Die erst vor gut einem Jahr mit den Banken und Mehrheitsaktionär Michael Tojner vereinbarte Sanierung greife zu kurz, um wie geplant bis Ende 2026 "auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren", räumte Varta am Donnerstagabend in Ellwangen ein. Das Geschäft sowohl mit kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen für Kopfhörer als auch das mit Energiespeichern für den aus Photovoltaik-Dächern produzierten Strom laufe schlechter als gedacht. Die Abrufe der Lithium-Ionen-Batterien schwankten stark und die Nachfrage nach den Energiespeichern sei unerwartet eingebrochen, die Konkurrenz liefere billiger und die Händler säßen auf großen Lagerbeständen. Der Cyberangriff auf Varta im Februar, der die Produktion wochenlang lahmlegte, habe die finanzielle Lage noch verschärft.

Die Wirtschaftsprüfer der KPMG hatten Varta im vergangenen Jahr eine positive Fortführungsprognose bescheinigt, auf die die Banken ihre Finanzzusagen gestützt hatten. Die Sanierungspläne waren die Grundlage dafür, dass die Banken die Kredite bis Ende 2026 verlängert hatten. Bedingung dafür ist in der Regel, dass das Unternehmen bestimmte Finanzkennziffern einhält. Das ist offenbar nicht mehr der Fall. Die Annahmen in dem Gutachten seien nicht mehr zu halten, erklärte Varta in der Mitteilung. Nun soll die Bonner AuxilPartner ein neues Sanierungsgutachten schreiben, das Mitte des Jahres fertiggestellt sein soll. Bis dahin hätten die Kreditgeber zugesagt stillzuhalten. Wie die Sanierungspläne angepasst werden müssten, lasse sich noch nicht sagen.

Zusätzlich habe Varta die Investmentbank Rothschild angeheuert, um "strategische Optionen in Bezug auf potenzielle Rekapitalisierungs- und Finanzierungsmaßnahmen auszuarbeiten". Tojners MontanaTech hatte vor einem Jahr bereits 50 Millionen Euro frisches Kapital eingeschossen. Varta hat 250 Millionen Euro Bankschulden und sich weitere 235 Millionen Euro über Schuldscheine geliehen. Das Unternehmen hat bisher keinen Jahresabschluss für 2023 vorgelegt, was Varta mit den Folgen des Cyberangriffs begründet hatte. Deshalb droht der Varta-Aktie im Mai der Ausschluss aus dem Kleinwerteindex SDax.

(Bericht von Alexander Hübner; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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