Hartes Ringen - Gewerkschaft lehnt Lohnangebot für AUA-Bordpersonal ab

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Wien (Reuters) - Bei der Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) ist im Tarifstreit mit dem Kabinenpersonal weiterhin keine Lösung in Sicht.

Die Gewerkschaftsmitglieder stimmten über das Angebot für die Piloten und Flugbegleiter ab und lehnten es mit einer "überwältigenden Mehrheit" ab, sagte Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt der Gewerkschaft vida, am Dienstagabend zur Nachrichtenagentur Reuters. Wie es nun weitergeht, ist derzeit noch offen. Auch Streiks könnten drohen. "Ich möchte dem Management den dringenden Appell aussprechen, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen und nicht permanent das Personal in Arbeitskampfmaßnahmen zu treiben", sagte Liebhart. Es liege nun am Vorstand das Abstimmungsergebnis anzuerkennen und den Mitarbeitern ein entsprechendes Angebot vorzulegen.

Die Gewerkschaft vida hatte ihre Mitglieder über das zuletzt vom Management nachgebesserte Lohnangebot abstimmen lassen. Am Dienstagnachmittag wurde bekannt, dass 90 Prozent der Mitglieder dem Angebot eine Absage erteilten. Die Wahlbeteiligung ist laut Gewerkschaft bei 88 Prozent gelegen. Hauptkritikpunkte seien die Laufzeit von drei Jahren sowie die Gehaltslücke im Vergleich mit den Beschäftigten im Lufthansa-Konzern. Die AUA bot zuletzt eine Lohnerhöhung um acht Prozent und für 2025 und 2026 von jeweils fünf Prozent. will dem fliegenden Personal

Die Fluglinie denkt jedenfalls bereits über Konsequenzen nach. "Da es weiterhin keinen Abschluss gibt und wir mit weiteren Kampfmaßnahmen rechnen müssen, werden wir uns in den kommenden Tagen intensive Gedanken über die Zukunftsfähigkeit von Austrian machen", teilte die AUA mit. Etwaige Schritte werde man zum gegebenen Zeitpunkt bekanntgeben, hieß es. AUA-Chefin Anette Mann kündigte bereits an, dass die Fluglinie bei einem zu hohen Tarifabschluss unrentable Strecken streichen müsse. Auch die Zukunftsfähigkeit der Fluglinie sieht sie gefährdet.

Der Dachverband Luftfahrt zeigte sich über die verhärteten Fronten besorgt. "Entgegen alle Vernunft" habe die Gewerkschaft nun erneut die Belegschaft dazu gebracht, einen für das Unternehmen gerade noch tragbaren Abschluss abzulehnen, so der Verband. Nun sei eine weitere Eskalation zu befürchten, die dem Luftverkehrsstandort und damit dem Wirtschaftsstandort Österreich massiv schaden könnte.

Bereits vor Ostern führte der Konflikt zu zahlreichen Flugausfällen. Wegen eines von der Gewerkschaft vida angedrohten Streiks musste die Airline rund 400 Flüge streichen. Die Kosten bezifferte das Unternehmen mit rund 26 Millionen Euro.

Das AUA-Management ist nach eigenen Angaben weiterhin der Meinung, ein sehr gutes Angebot vorgelegt zu haben. Es liege bereits deutlich an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeitsgrenze des Unternehmens. Der bereinigte Betriebsverlust im ersten Quartal von 122 Millionen Euro zeige, "dass eine Lohnerhöhung von acht Prozent in diesem Jahr sowie jeweils fünf Prozent in den beiden Folgejahren aktuell an der Grenze des Machbaren liegt", so die Fluglinie. Kritik übte das Unternehmen auch am Abstimmungsprozess der Gewerkschaft. Die Art und Weise dieser Abstimmung sei nicht nachvollziehbar, teilte die Fluglinie mit.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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