Bosch sieht keine Rolle rückwärts beim E-Auto

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- von Ilona Wissenbach

Frankfurt (Reuters) - Der weltweit größte Autozulieferer Bosch hält die derzeitige Holperfahrt des Elektroautos nicht für eine Abkehr vom Kurs zu klimaschonender CO2-emissionsfreier Mobilität.

"Die Elektromobilität kommt – die Frage ist nur, wie schnell in den verschiedenen Regionen der Welt", sagte Konzernchef Stefan Hartung am Donnerstag. In allen Weltregionen lässt die Nachfrage nach E-Autos nach, in Deutschland mit dem Wegfall der staatlichen Kaufprämie besonders. Der Verbrennungsmotor erlebt dagegen ein Comeback.

Ein solches Hin und Her werde es in den nächsten zehn Jahren ständig geben, erklärte Hartung. Für den Klimaschutz müsste die Linie zur CO2-Reduktion aber gehalten werden, auch wenn das Geld kostet und für Ärger sorgt, wie bei Bosch gerade selbst wegen des damit einhergehenden Stellenabbaus. "Am Ende entscheidet der Konsument, der ist wirklich nicht so leicht planbar" und könne nicht gezwungen werden, ein E-Auto zu kaufen. Der Bosch-Chef appellierte an die Politik, trotz Spardruck CO2-effiziente Technologien weiter zu fördern.

Der Stiftungskonzern tritt nicht auf die Bremse, was Investitionen in Forschung und Entwicklung von E-Autotechnik betrifft, will aber haushalten bei Investitionen in die Fertigung. Auch bei Bosch ist derzeit die E-Mobilitätsproduktion nicht ausgelastet, während die Verbrennertechnik auf Hochtouren läuft. Das Branchenschwergewicht prognostiziert aber weiterhin, dass 2030 in Europa sieben von zehn neuen Autos elektrisch sind, wenn das Ziel des Verbrennerverbots 2035 nicht gekippt wird.

"Wir sind gut beraten, nicht zu früh Ziele wieder wegzunehmen", sagte der Chef der Kernsparte Autozulieferung, Mobility, Markus Heyn. "Die Elektrifizierung wird sich langfristig Bahn brechen." Bis 2026 will Bosch sechs Milliarden Euro Umsatz mit E-Autotechnik machen - im gleichen Jahr will die EU überprüfen, wie die Umstellung auf Elektromobilität vorankommt. Spekuliert wird, es könnte zu einer Wende kommen, wenn mit der bevorstehenden Europawahl Rechtspopulisten Einfluss gewinnen, die gegen die Klimaschutzpolitik der EU und das Elektroauto Stimmung machen.

Der Verbrennungsmotor werde womöglich noch ein längeres Leben haben bis in die 30er Jahre, ergänzte Heyn. So könnten Hybridfahrzeuge, die derzeit stark in China und Nordamerika auf dem Vormarsch sind, auch in Europa wieder attraktiver werden. Bosch sei darauf gut eingestellt und halte Fachkräfte für den konventionellen Antrieb an Bord.

VERHALTENER AUSBLICK

Trotz Flaute am Automarkt und schwacher Konjunktur will der Technologiekonzern mit seiner breiten Produktpalette in diesem Jahr Umsatz und Gewinn leicht steigern. Bei fünf bis sieben Prozent Erlöswachstum werde dabei die operative Rendite "höchstens" auf Vorjahresniveau liegen, dieser Ausblick sei "verhalten". Im abgelaufenen Jahr hatte Bosch die Marge um einen Prozentpunkt auf 5,3 Prozent verbessert bei leichtem Umsatzplus auf 91,6 Milliarden Euro. Die ursprünglich für dieses Jahr erhoffte Zielrendite von sieben Prozent will Bosch 2026 erreichen. Die Erholung bei Konsumgütern, in der Bauindustrie oder am Automarkt sei zu unsicher, erklärte Hartung.

"Unsere Ziele für 2024 sind sehr ambitioniert – wir erwarten keinen konjunkturellen Rückenwind und müssen weiter Kosten senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben", erklärte Finanzchef Markus Forschner und bekräftige Pläne zum Stellenabbau. Bis 2026 sollen weltweit 3800 der insgesamt fast 430.000 Arbeitsplätze wegfallen. Tausende Bosch-Beschäftigte in Deutschland protestierten vor Kurzem dagegen. Im Austausch mit dem Betriebsrat werde jetzt nach Alternativen zu Stellenstreichungen gesucht, im Konzern und extern, sagte der Bosch-Chef. Um zu unterstreichen, dass Bosch auch in Deutschland wächst, wies das Unternehmen auf vier Milliarden Euro Investitionen bis 2025 in die Fertigung verschiedener Bereiche sowie 700 Millionen Euro in Ausbildung und Qualifizierung Beschäftigter der Autosparte hin.

Bosch rechnet für dieses Jahr mit einer stagnierenden Fahrzeugproduktion weltweit, nachdem sie im vergangenen Jahr um mehr als zehn Prozent auf 93 Millionen Fahrzeugen gestiegen war. In der Industrie wurde ein Auftragsstau abgebaut, zu dem es wegen des Engpasses bei Halbleitern während der Corona-Pandemie gekommen war. Die Kernsparte Mobility steigerte die Profitabilität um einen Prozentpunkt auf 4,4 Prozent bei 56 Milliarden Euro Umsatz. Boschs Industrie- und Gebäudetechnik erzielten Margen um neun Prozent.

(Redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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